Pässe und Tunnelverbindungen

Graubünden - Ostschweiz / Tour '02

Der Malojapass, 1815m


Eigentlich ist er gar kein richtiger Pass, der Maloja. Lediglich die Auffahrt von Südwesten oder eben die Abfahrt dorthin hat Passcharakter. Am Talschluss des Oberengadins fällt der Berg abrupt etwa 400m in die Tiefe. Der Maloja überwindet diese Stufe. Er verbindet die Hochebene des Innquellgebietes um die Oberengadiner Seen mit dem Bergell. Er führt mithin vom Dach Europas in die lieblichen Gefilde des sonnigen Südens, nach Italien in die Region um den Lago di Como. Kenner behaupten, dass derjenige, der diese Landschaft besucht, immer wieder kommen muss. Schon Nietzsche, der in Sils Maria an der 'Passhöhe' sein Quartier für längere Zeit aufgeschlagen hatte, glaubte hier das Paradies gefunden zu haben, ebenso wie Rainer Maria Rilke, der in Soglio lebte und seiner Begeisterung für die ungaublichen Natureindrücke dieser hochgebirgigen Landschaft immer wieder Ausdruck verlieh. Der Maler Segantini hat der Region ein unsterbliches künstlerisches Denkmal gesetzt. Man sollte meinen, dass Geschichte und Kultur sich nicht gerade in hochalpiner Kulisse entwickeln, in der Region des Maloja ist dies allerdings anders. Aber der Reihe nach:
Eingerahmt von den steilen Felsgipfeln des Bergell führt die Passtrasse vom Oberengadiner Hochplateau von gerade mal 1815m beim Örtchen Maloja schweizerisch gut ausgebaut über steile Serpentinen hinab ins Val Bregaglia bis ins italienische Chiavenna. Schon zu Römerzeiten war der Pass eine ausgebaute Passage, die Militär und Güter beförderte. Die Passstrasse ist 44Km lang, hat eine max. Steigung von 11% und ist ganzjährig geöffnet. Im oberen Teilstück liegen die bekannten Gletschermühlen, die die Grössten der Alpen sind. Etwa 40 Strudellöcher mit bis zu 20m Umfang und 11m Tiefe vermitteln einen Eindruck über die mahlenden Kräfte des Gletschereises. Hat man die anfänglich steile Passage gemeistert, folgen langgezogene Kurven und schliesslich die Fahrt am Talgrund entlang des Flüsschens Maira, das dem Comersee zufliesst. Am Maloja ist die europäische Wasserscheide, der nach Norden fliessende, hier entspringende Inn, fliesst in die Donau. Ringsumher stehen die steil aufragenden Gipfel des Bergell: Sissone, Cengalo, Badile und Cristallo. V.a. morgens hat die Luft eine unglaubliche Klarheit und Frische, die eine Durchfahrt zum Genuss werden lässt. Im Tall kommt man durch kleine Orte, die Hauptstrasse führt heute allerdings daran vorbei, sodass man abbiegen sollte, um die schmucken Dörfer zu besichtigen. Casaccia und Stampa sind in typischer oberitalienischer Bauweise gehalten. Die Sprache hier ist denn auch italienisch. Hinter Stampa erwartet uns nicht nur ein schmaler Naturtunnel, durch den sich der Verkehr drängt, man sollte hier unbedingt einen Abstecher zu einem besonderen Juwel unternehmen: Ein Ausflug nach Soglio. Das Dorf liegt auf einem Hochplateau, es ist von seinem Häuserensemble her völlig erhalten, steinerne Dächer, wie für die Ewigkeit gebaut. Ein Hauch von Mittelalter umgibt die schmucken Gebäude, nebenan wächst der grösste Edelkastanienhain der Alpen. Hier ist eine berühmte Familie zu Hause gewesen, die Salis, in deren Palast man heute übernachten kann. Rilke hat hier gewohnt. In den engen Gässchen kann man sich von Haus zu Haus quasi die Hand geben. Kenner behaupten, Soglio sei das schönste Dorf der Alpen. Südlich hiervon liegt Bondo mit seinem Jahrhunderte alten Kopfsteinpflaster und erst 1960 entdeckten Frührennaissancefresken. Auch hier steht ein Palazzo Salis, der der schönste Palast des Bergell sein soll. Wenige Kilometer weiter talabwärts folgt Castasegna und hier die italienische Staatsgrenze. Vorbei an rauschenden Wasserfällen geht die Strasse weiter bis Chiavenna, einer wuseligen lombardischen Stadt. Hier trffen wir auf die Passstrasse des Splügen, der vom Rheintal herabzieht. Es liegt an uns zu entscheiden, ob wir in die südlichen Gefilde der oberitalienischen Seen fahren wollen, oder nach Norden in die rauhe Bergwelt des Rheinursprungs.
Ausbauzustand
Kurven
Breit ausgebaute Strasse, erneuerter und griffiger Belag
Im oberen Teil enge Serpentinen, im unteren Teil weite Kurvenradien

Lohnenswerte Abstecher und Besichtigungen:

Gletschermühlen -- Soglio -- Bondo -- Segantini-Museum St. Moritz -- Via Mala -- Oberengadiner Seenplatte -- Sils Maria -- Morteratsch
Mondäne Grand-Hotels aus der Gründerzeit in St. Moritz und Pontresina -- Fahrt mit dem Glacier-Express oder dem Bernina-Express

Lohnenswerter Rundkurs:

Maloja -- Chiavenna -- Splügenpass -- Via Mala -- Thusis -- Tiefencastel -- Albulapass -- Pontresina -- St. Moritz -- Maloja.

Siehe auch: Albula-, Aprica-, Bernina-, Foscagno-, Flüela-, Foscagno-, Gavia-, Julier, Livigno-, Ofen- und Umbrail-Pass, Stilfser Joch

Weiterführende Routen:

Südwestseite
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via
howto
Locarno / Lugano / Milano / Torino / Genova
Como
Chiavenna - Como
Bellinzona / Locarno / Lugano / Milano
Splügen/S. Bernadino
Chiavenna - Splügenpass - Bernadino
Brig / Martigny / Genf
Splügen/Oberalp/Furka
Chur - Disentis - Andermatt
Zürich / Bern / Basel / Bodensee
Splügen
Chur
Nordostseite
Fernziel
via
howto
Poschiavo / Tirano / Sondrio
Bernina
Pontresina - Berninapass
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Vinschgau / Südtirol
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