Der Albula verläuft
im Kanton Graubünden in nordwestlicher Richtung und verbindet
den romanischen Ort La Punt im Oberengadin mit dem walserischen Tiefencastel
im Albulatal, also im weiteren Sinne das Inntal mit dem Rhein, zudem
trennt er Kalkgebirge von Granitfelsen. Die Gesamtstrecke beläuft
sich auf 41 km. Er ist ein sehr attraktiver Pass, der viel landschaftliche
Schönheit und Fahrspass kombiniert, allerdings sind weite Teile
der Strecke in einem schlechten Zustand. Die Strasse ist schmal, sehr
kurvig und holperig. Unsere Auffahrt zum Pass beginnt in La Punt,
wo die gut ausgebaute Passstrasse in nur neun Kehren über 10
Kilometer durch das Val d'Alvra bis zur Passhöhe führt.
Anfangs umgibt Bergwald die Strasse und man hat im unteren Abschnitt
einen herrlichen Blick hinab ins Inntal, später wird die Gegend
dann ziemlich rauh, Steine wohin das Auge blickt. Dazwischen einige
Kühe auf der als Almweide im Sommer genutzten Grasfläche.
Nach einem längeren mehr oder weniger geraden Stück auf
einem Hochplateau erreicht man die Passhöhe. Hier oben kann man
einkehren, die kleine Restauration inmitten grüner Almwiesen
lädt zu einer Pause ein. Der Blick geht unweigerlich zu den umliegenden
Dreitausendergipfel des Piz Ela und Piz Kesch, sie sind die markanten
Punkte der Landschaft. Die Abfahrt führt in eine von Felstrümmern
übersäte Landschaft. Es ist das Val di Diavel, das Teufelstal.
Hier war in einem gewaltigen Felssturz vom Piz de la Plais ein Schuttkegel
abgebrochen und hat zu der beschriebenen Gerölllawine geführt.
Der nächste Ort, den wir erreichen, heisst Preda (1789m). Zuvor
sehen wir links der Strasse den malerischen See Lai da Palpuogna liegen.
Er malt bei schönem Wetter eine tiefgrüne Farbe in die Landschaft.
Hier hat man bei Passsperrungen die Möglichkeit zum Autoverlad
nach Samedan. Von Preda schwingt sich das kleine Strässchen weiter
recht holprig zu Tal bis Bergün (Bravuogn, 1367m), einer Perle
Graubündens. Es isr ein romanisches Dorf, das unglaublich hübsche
Häuser mit den für die Gegend bekannten Sgrafitti aufweist
und einen für ein Päuschen prädestinierten Dorfplatz
enthält. Hier findet sich nicht nur das höchst gelegene
Freibad der Schweiz sondern auch ein einmaliger bahnhistorischer Lehrpfad.
Im weiteren Verlauf der Passfahrt trifft man immer wieder auf die
die Gleise der rhätischen Bahn, die hier kühn in den Fels
gehauen sind und sich durch unzählige Tunnels mit 360° Kehren
den Pass emporschrauben (bei Muot). Einmal fährt man drunter
durch, ein anderes Mal sind kühne Brücken über die
Strasse gebaut. Immerhin muss die Bahn einen Höhenunterschied
von 415m innert 5km bewältigen, ohne Zahnrad wohlgemerkt. Es
ist die Strecke des Glacier-Express, der als langsamster Schnellzug
der Welt gilt und des Bernina-Express. Eine Eisenbahnfahrt in dieser
wilden Umgebung ist auch immer ein empfehlenswertes Highlight. Die
berühmte Krokodil-Lok tat hier ihren Dienst, Eisenbahnkenner
wissen sofort, was es mit dieser schweren Schmalspurlokomotive auf
sich hat. Die Bahn verschwindet übrigens hinter Preda im Albula-Scheiteltunnel.
Von Bergün fahren wir weiter in eine enge Schlucht unter nacktem
Fels. Tief unter uns rauscht das Flüsschen Albula in seinem Bett
durch die 'Bergüner Klamm', die streckenweise über 100m
tief ist. Man hat einen Haltepunkt eingerichtet, sodass der Reisende
einen Blick in die wilde Schlucht werfen kann. Unterhalb dieses Naturschauspiels
kommen einige Serpentinen, von hier aus sieht man nochmals die Dimension
der Albulaschlucht und schon ist das Dorf Filisur erreicht, ebenfalls
ein hübscher Ort. Dort trifft die Albulastrasse auf die Verbindungsstrecke
nach Davos. Hinter dem Ort kann der berühmte Landwasserviadukt
der rhätischen Bahn, ein wirklich kühnes Bauwerk, besichtigt
werden, allerdings muss man hierzu ca. 2 Km nach Filisur rechts das
Fahrzeug parken und ein paar Meter gehen, direkt von der Strasse sieht
man leider wenig, aber der Gang lohnt sich. Wir fahren nun weiter
links entlang der Albula Richtung Tiefenscastel, das nach einigen
Kilometern erreicht ist. Es liegt direkt am Fluss, der die Wasser
des Landwassertales mit sich führt, in einem steilen Tal. Von
hier kann man nach Chur über Lenzerheide abbiegen, oder den Julierpass
zurück ins Inntal befahren. Alternativ ist die Weiterfahrt nach
Thusis am Vorderrhein. Vergleicht man die parallel verlaufenden Passstrassen
des Albula und des Julierpases, kann man eindeutig bezüglich
landschaftlicher Schönheit und Streckencharakter dem Albula den
Vorzug geben. Allerdings ist der Julier ganzjährig geöffnet,
der Albula hat dagegen eine ziemlich lange Wintersperre. Aufzupassen
gilt es, wenn man den Albulapass in umgekehrter Richtung befährt:
Der Bahnübergang von La Punt ist eine wahrhafte Sprungschanze,
hier sollte man mit der gebotenen Vorsicht drüberfahren, man
sieht übrigens beim Passaufstieg auf dieser Seite den Landwasserviadukt
von der Strasse aus.
Als Alternative bei gesperrtem Pass bietet sich der Autoverlad Samedan
- Thusis an.
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