Bergell - Chiavenna - Menaggio - Lugano - Bellinzona - Nufenen - Obergoms (296 Km)
Die Gipfel des Bergell |
Es empfängt uns strahlender Sonnennschein
in unserem kleinen Hotel am Malojapass. Dieser besteht eigentlich nur
aus einer Passhälfte, da es nur den Aufstieg von Chiavenna zur Oberengadiner
Seenplatte gibt, die auf einer Hochebene liegt. Eine regelrechte Passhöhe
mit Abfahrt fehlt auf der anderen Seite. Wir haben am gestrigen Abend
bereits die Abfahrt von Maloja, das schon zu Bergell gehört, ins
Val Bregaglia, so heisst das Bergell in der Landessprache, unternommen.
Um uns herum stehen die hoch aufragenden Felsen der Bergellberge, die
eine imposante Kulisse abgeben. Ein Paradies für Bergsteiger. Nachdem
wir ein zünftiges Müesli gefrühstückt haben, zieht
es uns wieder auf die Gass. Die Malojastrasse ist ist in schweizer Manier
hervorragend ausgebaut und wir folgen ihr talwärts. Um uns herum
steht dichter Bergwald, der in der Morgensonne duftet. Kaum Verkehr. Rechts
der Strasse liegt hoch über dem Tal der berühmte Ort Soglio,
Ausgangspunkt alpiner Touren und Kleinod der Dorfarchitektur. Wir können
ihn aus Zeitgründen heute leider nicht besuchen. Über weite
Serpentinen und Kurven führt uns der Weg nach Stampa und weiter auf
gerader Strecke nach Castasegna zur Staatsgrenze, die wir ohne Zwischenfall
passieren.
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Naturtunnel aus Felsen vor.... |
....Castasegna |
Bei Sta. Croce in der Lombardei rauscht ein imposanter Wasserfall zu Tal, den wir näher betrachten und wenige Kilometer später erreichen wir Chiavenna. Hier zweigt ein interessanter Pass in den Norden ab, der Splügen, der die Region mit dem Hinterrheintal in Graubünden verbindet. Wir folgen dem Merafluss in nun wieder dichterem Verkehr und kommen nach ca. 20km an einen kleinen See, den Lago di Mezzola, der eine direkte Verbindung zum Comersee hat, trotzdem als eigenständiges Gewässer gilt. Nach der Umrundung diese kleinen Sees sind wir am Lago di Como. |
Wasserfall bei Sta. Croce |
Ausgangs des Bergell Richtung Chiavenna |
Von den oberitalienischen Seen gefällt mir dieser, zusammen mit dem Lago Maggiore am besten. Er ist bergig, aber nicht zu hoch, eingerahmt und grün gesäumt. Seine Wasser schimmern dunkel. Der Publikumsverkehr hält sich in Grenzen, kein Vergleich zum Gardasee. Schon Napoleon war begeistert, Adenauer kam hier regelmässig her und bis heute versammeln sich die Vetreter des mailänder Geldadels, die ihre Villen rund um den See gebaut haben. Trotzdem sind die Preise human geblieben, sieht man von Como einmal ab. Der See ist der drittgrösste der oberitalienischen Seen, Haussee von Mailand, sein Hauptort Como liegt am Südende der westlichen Zunge des Sees, an der Östlichen, dem Lago di Lecco, findet man den gleichnamigen Ort Lecco. Viele alte Villen und reichlich Parks kann man sehen, eingebettet in den bis dicht ans Wasser reichenden gebirgigen waldigen Saum. Uferwege gibt es kaum, dafür aber reichlich gut funktionierende Verbindungen zu Wasser. Die Uferstrasse führt über lange Strecken direkt am Wasser entlang und wenn man die wenigen Touristenorte im Norden, wie Domaso oder Dongo passiert hat, trifft man wieder vorwiegend auf Einheimische. |
Menaggio am Comersee |
Lugano: Der Luganersee |
Wir nehmen die westliche Uferstrasse und fahren am Wasser entlang. In Santa Maria machen wir auf der Piazza ein kleines Päuschen und können mit Seeblick das quirlige Leben auf dem Platz beobachten, ein reges Kommen und Gehen spielt sich vor unseren Augen ab. Weiter südlich liegt ein etwas grösserer Ort: Menaggio. Hier schlendern wir durch die Gassen und essen in einer kleinen Trattoria etwas zu Mittag. Weiter südlich liegt Como mit seiner wunderschönen Altstadt, ein Zentrum der Seidenverarbeitung, wovon auch die Modestadt Mailand profitiert hat. Wir haben den Comersee schon zu früheren Zeiten besucht und können neben Como v.a. Lecco und Bellagio, das gegenüber von Menaggio liegt, wärmstens zur Besichtigung empfehlen. Nach der Mittagssiesta fahren wir auf einer kleinen Strasse Richtung Schweiz an den Luganersee, der mit seinem östlichen Ausläufer in der Nachbarschaft von Menaggio liegt. Eine schöne Uferstrasse geleitet uns den See entlang bis nach etwa 30km die Schweizer Grenze kommt. Wenige Kilometer hinter der Grenzstation erreichen wir Lugano und machen nur eine kleine Rundfahrt in mittäglicher Hitze, um dann nordwärts ins Tessin hineinzufahren. Der Lago Lugano selbst ist wunderschön, v.a. die italienischen Abschnitte Richtung Varese sind ein Highlight, die Stadt Lugano aber, abgesehen vom Zentrum, ist nicht besonders aufregend, was sowohl Architektur als auch Besichtigenswertes anbelangt. Über den Monte Ceneri (554m) fahren wir eine breite, autobahnähnliche Strasse ins Tal des Ticino, der vom Gotthard kommend in den Lago Maggiore fliesst, diesen am Südende wieder verlässt, um in die Poebene weiterzufliessen, wo er schliesslich in den Po mündet. Von der Abfahrt des Ceneri hat man eine grossartigen Blick auf den Lago Maggiore und das Ticinotal bis Bellinzona, dem Hauptort des Kanton Tessin. Dorthin wollen wir. |
Abfahrt vom Monte Ceneri: Das Tal des Ticino |
Die Burg über Bellinzona |
Bellinzona empfängt uns mit einer Gluthitze
und wir stehen schon im Schweiss, als wir den Stadtrundgang antreten.
Die Stadt ist Hauptstadt des schweizerischen Kantons Tessin, hat 17000
Einwohner, liegt an der Gotthardbahn und stellt den Kultur- und Verkehrsmittelpunkt
der italienischen Schweiz dar. Im Stadtbild findet man Kirchen mit bedeutenden
Fresken. Auf deutsch heisst sie Bellenz. Ende des 6.Jahrhunderts erstmals
erwähnt, stand die Stadt bis Ausgangs des 13.Jahrhunderts unter der Herrschaft
der Bischöfe von Como, kam später in den Besitz der Herzöge von Mailand
und stand von 1500 bis 1798 unter der Herrschaft der Kantone Uri, Schwyz
und Unterwalden, deren Zwingburgen (UNESCO-Weltkulturerbe) die Stadt überragen,
die über Jahrhunderte strategisch wichtig waren zur Beherrschung
der Handelsströme über den San Bernadino und den Gotthard. Die
Stadt präsentiert sich als lombardischer Ort mit italienischem Flair,
man erkennt jedoch die schweizer Einflüsse an der Gediegenheit, Sauberkeit
und an den Öffnungszeiten. |
Zwischen Biasca und Airolo, das Ticinotal |
Südflanke des Gotthardpasses |
Nufenen: Einfahrt ins Val Bedretto |
Anfänglich war das Tal des Ticino
breit, nun verengt es sich zunehmend, die Berge rücken dichter zusammen.
Von der parallel verlaufenden Autobahn ist wenig zu sehen, dafür
kann man die ingenieurstechnische Leistung der Gotthardbahn bewundern.
Wir kommen höher ins Tal und erreichen Airolo, den nördlichsten
Ort der Levantina. Hier gehts via Gotthardautobahn durch den Tunnel oder
über den Gotthardpass, dessen neue Streckenführung ebenfalls
ausgebaut ist wie eine Autobahn, nach Göschenen im Kanton Uri, ins
Reusstal und an den Vierwaldstättersee, oder alternativ nach Osten
auf den Nufenen, der
ins Wallis führt. Wir nehmen diesen Weg ins Val Bedretto. Anfänglich
führt die schweizertypisch gut ausgebaute Strasse am Talgrund in
langen Geraden und wenigen, langgezogenen Kurven durch Wiesen, auf denen
das Vieh grast, in den Bergwald. Hier werde ich abrupt von einem in tarnfarbenenem
Outfit steckenden, mit bemaltem Gesicht versehenen und aus dem Gebüsch
springenden Soldaten angehalten.
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Er hat sein automatisches Gewehr im Anschlag. Bevor
ich mir Gedanken machen kann, was hier wohl los ist, kommen seine Kollegen
in gleicher Bemalung ebenfalls und queren die Strasse. Aha, ein improvisierter
Fussgängerüberweg, etwas martialisch, aber militärisch.
Die Kolonne, die Übergang fordert, nimmt kein Ende. Als sich eine
Lücke auftut, lässt mich mein Bewacher mit dem Gewehr im Anschlag,
nach Rücksprache mit seinem Teniente gnädig fahren, wenn ich
mich spute. Gesagt, getan, und so musste ich am Nufenen nicht übernachten,
denn wer weiss, wieviele da noch gekommen wären? Überhaupt,
die Schweiz und ihre Armee, ein Kapitel für sich. V.a. im Herbst,
wenn Panzer die Strassen kreuzen, da habe ich schon was erlebt! Aber schliesslich
befinde ich mich hier mitten in der Alpenreduite, jenen geheimnisvollen
unterirdischen Bunkersystemen, die bis St. Maurice an den Genfersee reichen
sollen. So wurde noch 1996 in Airolo eine der grössten europäischen
Kasernen eingeweiht. |
Aufstieg zu Passhöhe von Osten |
Die Passhöhe mit Blick auf die Berner Alpen |
Gewaltige Felsformationen während.... |
....der Passabfahrt nach Ulrichen / Wallis |
Die Abendsonne taucht die Landschaft in ein Lichtmeer,
das wir noch eine Weile auf uns wirken lassen, um dann die Abfahrt zu
beginnen. Anfänglich kommen scharfe Serpentinen und es geht unter
drohend wirkenden Felswänden zu Tal. Hier kann man zum Griesgletscher
spazieren, wenn man Zeit und Muse hat. Unterhalb der Serpentinen folgen
lange, wenig kurvige Geraden, die bis zum Bergwald anhalten, in den wir
eintauchen und, umgeben von Arven und Lärchen, die letzten Serpentinen
nach Ulrichen nehmen. Ein schöner Pass, der Nufenen! |