Nufenen Pass

Der Nufenen ist ein Pass der Superlative: Immerhin ist er der Höchste, der mit seinem gesamten Streckenverlauf innerhalb der Schweiz liegt. Seine Route führt unmittelbar am Gotthardmassiv entlang und im oberen Teil fährt man quasi direkt an der Staatsgrenze zu Italien. Die Umgebung des Passes ist bis heute von höchster strategischer Bedeutung, erst jüngst haben die Schweizer mit der Errichtung einer der grössten Kasernen Europas in Airolo die Bedeutung der Alpenreduite erneut hervorgehoben. Ich wurde in dieser hochalpinen Region leider schon mehrfach Zeuge des schweizer Verteidigungswillens und musste längere Zeit meine Passfahrt unterbrechen, v.a. im Spätherbst queren allerlei seltsam getarnte Gestalten, gepanzerte Fahrzeuge etc. die Strasse. Man sollte dann ein wenig Geduld haben.
Der Pass verbindet das Tal des Ticino im Kanton Tessin mit dem Rhônetal im Wallis und verläuft grob in ost- westlicher Richtung. Von Airolo aus gelangt man über ihn nach Ulrichen im Oberwallis, im Goms genauer gesagt. Airolo selbst erreicht man von Norden über den Gotthard-Pass bzw. von Süden über den Lukmanier-Pass via Biasca oder aus der Region Bellinzona/Locarno über das Valle Leventina.
Airolo ist ein kleines Dorf, das früher von der Säumerei über den berühmteren Bruder des Nufenen, den Gotthard, ganz gut gelebt hat und nach dem Bau der Autobahn, der Eisenbahn und v.a. dem Gotthardtunnel in einen Dornröschenschlaf gefallen ist. Ein Besuch lohnt sich trotzdem, da man hier unmittelbar hinter der Kulturgrenze zur Deutschschweiz erste hübsche italienische Eindrücke sammeln kann.
Richtung Nufenen fahren wir auf einem kurzen gemeinsamen Stück mit der Gotthard-Passstrasse, um dann ins Val Bedretto in westlicher Richtung abzubiegen. Anfangs ist es noch ein breites Hochtal, das sich aber zusehends verengt. Man fährt zuerst am linken Talgrund, umsäumt von steilen Hängen, sanft ansteigend Richtung Baumgrenze. Am rechten Talgrund stehen einige hübsche und kleine Dörfer, wie Ronco oder Bedretto, das dem Tal den Namen gab. Zuerst rechts, im oberen Teil dann links der Strasse fliesst der junge Ticino, ein eiskalter Gebirgsbach, in dem die Einheimischen im Hochsommer hier droben gerne baden, es muss ein eisiger Genuss sein!
Die Strasse ist durchgehend ausgezeichnet ausgebaut und verläuft im unteren Passabschnitt vorwiegend in langen Geraden, oberhalb der Baumgrenze folgen einige Serpentinen. Mit etwas Glück sieht man einige Murmels, die v.a. in der abendlichen Sonne herumlümmeln und den warmen Asphalt geniessen. Auch ist es möglich, dass bis in den Spätsommer hinein Schnee die Fahrbahn säumt, nachts kanns schon mal glatt werden. Noch ein paar Serpentinen nach einer Hangtraverse, die in Felsen hinein gehauen ist und wir sind unversehens auf der Passhöhe, auf 2478 m ü.M. Damit erreicht der Nufenen die grösste Höhe eines gesamtschweizerisch verlaufenden Passes.
Die Passhöhe selbst bietet ein ungeheures Panorama: Die Kette der Berner Alpen mit Finsteraarhorn 4278m und Lauteraarhorn 4042m paradieren im Norden, das Grieshorn mit Gletscher steht im Westen und im Süden blickt man auf das Massiv der Cristallina, ein kleiner See schmückt die Passhöhe. Wer nach der, zugegeben nicht sehr anstrengenden, Auffahrt gerne ein Päuschen machen will, den lädt ein Self-Service Restaurant, das über eine Terrasse mit Blick auf die Viertausender verfügt, mit moderaten Preisen ein. Vorwiegend spricht man hier an der Grenze der Kantone Tessin und Wallis italienisch. Die Staastgrenze zu Italien liegt in Sichtweite, jenseits des Griesgletschers liegt das piemontesische Val Antigorio, das südwärts nach Domodossola ins Tocetal führt, es ist (legalerweise) nur zu Fuss zu erreichen.
Die Abfahrt ins Wallis ist anfangs sehr steil, aber unverändert gut ausgebaut und ohne grosse Ansprüche an Fahrer und Material zu bewältigen. Man hat nicht nur einen gewaltigen Blick auf einen schroff abfallenden Felsgiganten, der seine mächtige Wand bis fast an die Passstrasse vorschiebt, man kann auch nach bereits vier Kehren wieder anhalten, einen kurzen Ausflug nach links zur Staumauer des Griessees machen und einen Blick auf den imposanten Griesgletscher werfen. Wer etwas mehr Zeit hat, entsprechende Ausrüstung ist Voraussetzung, kann auch eine kleine Rundwanderung über den Gletscher unternehmen, der Weg ist mittels Stangen gut markiert, Dauer etwa 2,5 h.
Die weitere Abfahrt hinunter ins Rhônetal ist geprägt von der zunehmenden Dichte des Hochwaldes. Anfänglich verläuft die Strasse in weiten Kurven und langen Geraden im alpinen oberwalliser Hochtal um schliesslich nach Ulrichen, vor dem noch einige Serpentinen liegen, ins Goms hinabzusteigen. 13km sind seit der Passhöhe bewältigt.
In Ulrichen treffen wir, nachdem wir die junge Rhône überquert haben, auf die Strasse nach Brig - Sion - Lausanne, die links abzweigt, oder auf die Verbindung ins Berner Oberland bzw. nach Uri, die nach rechts führt. Dort warten Pässe mit klingendem Namen, wie Grimsel und Furka auf eine Genussfahrt.
Es lohnen sich Abstecher nach Münster, nach Ernen oder ins Binntal. Man kann hier alte Walserkultur, ausgezeichnet erhaltene Dorfbilder mit schön zu fahrenden Strässchen verbinden.

Ausbauzustand	Kurven
Ausgebaute Strasse, z.T. unbefestigt, erneuerter Belag	Wallis: Wenige Serpentinen und enge Kurvenradien Tessin: Serpentinen im oberen Teil, sonst weite Kurven

Südseite
Fernziel	via	howto
Locarno / Lugano / Milano / Torino / Genova	FFEA	Autobahn ab Airolo südwärts
Gotthard / Zürich	Gotthard	Airolo-Gotthard-Luzern
Rheintal / Chur / Bodensee	Gotthard / Oberalp	Airolo-Gotthard-Oberalp-Rheintal-Chur
oder	San Bernadino	Airolo-Bellinzona-S. Bernadino-Rheintal-Chur
Nordseite
Fernziel	via	howto
Berner Oberland / Thun	Grimsel	Ab Ulrichen rhônetalaufwärts Gletsch-Grimsel
Zürich	Furka	rhônetalaufwärts, Gletsch-Furka-Andermatt-Luzern
Rheintal / Chur / Bodensee	Furka / Oberalp	rhônetalaufwärts, Gletsch-Furka-Andermatt-Oberalp-Rheintal-Chur
Aosta	Gr. St. Bernhard	rhônetalabwärts, Martigny-St. Bernhard
Chamonix / M. Blanc	Col de la Forclaz	rhônetalabwärts, Martigny-C.d.l. Forclaz
Lausanne / Montreux / Genf	Rhônetal	rhônetalabwärts, Martigny

Ort	Marke
Altdorf	Honda/Suzuki
Bellinzona	Honda/Yamaha
Brig/Naters	Honda/Suzuki/Yamaha
Giubiasco	BMW/Kawasaki
Meiringen	Kawasaki/Suzuki

Pässe und Tunnelverbindungen

Lohnenswerte Abstecher und Besichtigungen:

Lohnenswerter Rundkurs:

Weiterführende Routen: