Pässe und Tunnelverbindungen

Zentralschweiz - Westschweiz / Tour '00

Der Furkapass, 2436m/ Autoverlad Furkatunnel



ca. 1920, der Gletscher reicht bis in den Talgrund
Der Furkapass verbindet den zentralschweizer Kanton Uri mit dem zweisprachigen südwestschweizer Kanton Wallis. Er hat eine Länge von 31km. Man erreicht den Pass via Zürich/Luzern oder Schwyz über den Vierwaldstättersee bzw. aus dem Rheintal über den Oberalppass oder aus dem Tessin über den Gotthard oder Nufenenpass. Von Norden ist eine Passage nach Überquerung des Grimselpasses aus dem Berner Oberland möglich.
Wir fahren vom Reusstal über Andermatt, wo der Oberalppass aus dem Rheintal herabführt, ins Urserental, durchqueren Hospenthal, wo der St. Gotthardpass seinen Weg in den Süden nimmt und fahren ab dem Dorf Realp in engen Kehren auf z.T. unbefestigter Strasse den Furkapass hinauf. Im Sommer kann man hier der Furka-Dampfbahn bei ihrer schnaufenden Fahrt zuschauen, wir werden sie später am Pass wiedertreffen.

Am Gletscher, das Belvédère

Der Furkapass rechts und der Rhônegletscher noch bis ins Tal reichend

Anfangs schlängelt sich das enge Strässchen in Serpentinen mit einem erneuerungswürdigen Belag z.T. unbefestigt den Berg hinauf. Auf der gesamten Strecke ist mit Kühen und Ziegen, die hier z.T. ohne Zäune zu Gange sind, auf der Fahrbahn zu rechnen. Nach wenigen Kilometern erreichen wir den Weiler Tiefenbach, der mit einem preisgünstigen und guten Restaurant einlädt. Nach einer langgestreckten Hangterrasse geht es wieder in engen Serpentinen vollends hinauf, bis bei 2431 m ü.M. die Passhöhe erreicht wird. Im Rückblick eröffnet sich das Gotthardmassiv und der Talkessel des Urserentals mit Andermatt im Hintergrund, oberhalb dessen man die Kehren des Oberalppasses erkennt. Der Furkapass wurde in der letzten Zeit sowohl im Kanton Uri als auch auf walliser Seite massiv ausgebaut, v.a. um ihn bustauglich zu machen. Aber keine Angst: Er bietet nach wie vor reichlich enge Passagen auf urner Seite.

Die Passhöhe selbst erreicht man nach letzten engen und steilen Kehren. Sie ist unspektakulär und es lohnt sich weiterzufahren. Unterhalb der Passhöhe liegt auf walliser Seite das altehrwürdige Hotel Belvedere und der Rhônegletscher, der seit etwa 100 Jahren arg zusammengeschmolzen ist, aber immer noch einen imposanten Anblick bietet. Aus seinem Eis schäumt der Ursprung der Rhône, die hier ihren Lauf Richtung Camargue beginnt und das gleichnamige Tal begründet. Für Touristen wurde eine Gletscherhöhle ins Eis gehauen, die man sich für SFr. 5.- (inkl. Disney-Eisbär) anschauen kann. Ziemlich überlaufen allerdings. Vom Gletscherrand hat man einen imposanten Blick ins Rhônetal, auf die Walliser und Berner Alpen mit ihren vergletscherten Viertausendern. Besonders imposant sind die weissen Gipfel der Mischabelgruppe bei Saas Fee und das Weisshorn aus dem Mattertal, die halb links Richtung Südwesten über dem Tal thronen. Die zerklüfteten Felspyramiden des Finsteraarhorn und Lauteraarhorn, Viertausender der Berner Alpen, rechts vom Betrachter runden das Bild. Gegenüber im Talgrund sieht man die Kehren des von Norden aus dem Aaretal hereinführenden Grimselpasses. Die Passstrassen von Furka und Grimsel führen im Wallis zu dem Bahnhof und Hotel Gletsch, dem derzeitigen Endpunkt der Furka-Dampfbahn und der alten Bahnverbindung Oberwald - Realp über den Furka in den Zeiten vor 1980, als der Furka-Basistunnel noch nicht erstellt war. Man erreicht Gletsch, bzw. das Hotel Glacier du Rhône, auf neu und gut ausgebauter walliser Strasse. Die Abfahrt ist anfangs serpentinenreich, anschliessend, nach Überquerung der Furka-Dampfbahn-Strecke entlang einer Hangtraverse und abschliessenden Serpentinen, ist man im Tal. Hier kann man am Fusse des Ursprungs der Rhône gemütlich entweder draussen oder gediegen im Inneren des alten Grand Hotels eine Rast einlegen und einen Espresso oder mehr zu sich nehmen. Für Freunde alter Dampfloks ist es ein Augenschmaus, der Furka-Dampfbahn bei ihren Fahrten zuzusehen (s.u.).

Auto- / Motorradverladung:

Seit 1980 besteht der Furkabasistunnel mit der Möglichkeit zum Autoverlad. Das ist ganz praktisch, gibt es doch auch im Sommer in den Alpen Wintereinbrüche mit Schneestürmen, Erdrutsche bzw. Felsstürze und Unpassierbarkeit von Passstrassen. Hier hat man eine elegante Möglichkeit, trotzdem via Furka ins Wallis zu gelangen bzw. vice versa wieder hinaus. Insgesamt können 4 Bikes auf einmal transportiert werden, unter der Woche verkehrt stündlich eine Zugverbindung, Kosten ca. SFr. 20.-/Bike. Funktioniert problemlos, wenn die Bikes mit den vorhandenen Riemen gut festgemacht werden, da der Zug ziemlich schaukelt. Daher empfiehlt es sich, das Bike nicht auf den Hauptständer zu stellen, es kann bei starken Bremsmanövern des Zuges sonst herunterfallen. Seitenständer raus, Gang rein, kein Problem.

Grand-Hotels am Pass:

Am Furka-Pass findet man mehrere grosse Hotels aus der guten alten Zeit. In Gletsch (der Ort besteht quasi nur aus dem Hotel) steht das Hotel Glacier du Rhône. Es gehörte der Hoteliers-Dynastie Seiler und wurde 1857 aus einer 8 Zimmer-Herberge errichtet. Früher war das Hotel ein wahres Museum aus alten Möbeln und bäuerlicher Kunst aus dem Wallis. Zur Blütezeit, die nach Ausbau der Passstrassen und dem Bau der Eisenbahn einsetzte, hatte das Hotel Platz für mehr als 300 Gäste. Die letzten Erbinnen verhökerten einen Grossteil der Ausstattung, sodass das Hotel nach Erwerb durch den Kanton 1985 nur noch wenig Kunstvolles bot. Nachdem die Restauration durch den Staat Wallis leider ebenfalls nicht sehr sorgfältig durchgeführt worden war, hat das Haus seinen einstigen Charakter wohl weitgehend verloren. Eine löbliche Ausnahme macht der grosse Speisesaal.
Ein weiteres, zur ehemaligen Seiler-Dynastie gehörendes Hotel steht direkt am Rhônegletscher: Das Hotel Belvédère. Das Haus befindet sich in Privatbesitz und ist liebevoll renoviert worden. Besuchenswert ist das Haus insgesamt, eine Übernachtung empfehlenswert, am Morgen überrascht der alte Frühstückssaal mit seinen geblümten Wänden, dem Prunk von Kachelofen und einem traumhaften Blick hinunter nach Gletsch. Man vergisst für kurze Zeit, dass die Ära der Postkutschen vorbei ist.
Das Hotel Furkablick an der Passhöhe bietet ein einmaliges Kontrastprogramm zu den vorbeschriebenen Hotels: Der holländische Star-Architekt Rem Kohlhaas hat dieses Haus, ein ehemaliges Seiler-Hotel versteht sich, das seit 1985 in Privatbesitz ist, auf anregende Weise renoviert, indem er den alten Charakter des Hauses mit modernen Elementen vereinigte. Man findet viel Metall und modernes Weiss, kombiniert mit alten Möbeln. Zur Terrasse kommt man über einen Steg. Im Salle a manger hat man die alte Holzvertäfelung belassen, hier finden im Sommer alle möglichen Events, sog. 'Furkart', statt.

Anekdötchen:

Gletsch, rechts der Furkapass noch als Schotterpiste. In den Sechzigern streckte der Gletscher seine Zunge schon deutlich weniger weit ins Tal
Eine Geschichte, die den Charakter der walliser Geschäftstüchtigkeit unterstreicht, ist der Bau der FO über den Furka: Es gibt im Wallis eine Familie, die heisst Seiler und denen gehört in diesem Kanton, wie bereits oben angedeutet, eine ganze Menge. So waren sie bis zur sanften Enteignung 1985 die Besitzer! des Rhônegletschers und des angrenzenden Landes. Als man nun die Erschliessung des Oberwallis mit einer Eisenbahn und die verkehrstechnische Anbindung der Region über den Furka plante, soll besagte Familie und Besitzer des Hotels in Gletsch den Unterhändlern der Furka-Oberalp-Bahn (FO, heute Matterhorn-Gotthardbahn) die Bedingung gestellt haben, dass jeder Zug zur Mittagszeit in Gletsch eine Stunde Pause einlegen muss, sodass den Zuggästen wohl oder übel nichts anderes übrig blieb, als das (teure) Hotel zu einem Mittagessen aufzusuchen. Ohne dieses Zugeständnis wäre die Strecke für die Schienen nicht verkauft worden, die Eisenbahnverbindung ins Oberwallis mithin nicht zustande gekommen.
Ein weiterer, weitaus wenig schöner Charakterzug wurde offenbar, als ein Frankfurter Professor in einer Laudatio anlässlich eines Goethejubiläums diese Geschichte vor geladenem Publikum im Oberwallis humorig zum Besten gab: Am nächsten Tag rauschte es furchtbar im Blätterwald und die Lokalpresse sowie Volkes Stimme fiel nicht nur über den Armen sondern gleich über alle Deutschen her. Dabei hatte er nur die Wahrheit gesagt.
Ausbauzustand
Kurven
Uri: schmale Strasse, z.T. erneuerter Belag, Randbefestigungen fehlend
Wallis: Breit ausgebaute Strasse, neuer Belag
Uri: Serpentinen und enge Kurvenradien
Wallis: Serpentinen und weite Kurven

Lohnenswerte Abstecher und Besichtigungen:
Fahrt mit der Furka-Dampfbahn von Realp nach Gletsch -- Gletschergrotte -- Hotel Glacier du Rhône -- Kristallmuseum Guttannen -- Dörfer im Goms
Grosser Aletschgletscher

Lohnenswerter Rundkurs:

Zentralschweizer Pässerunde: Furka -- Nufenen -- Gotthard -- Susten -- Grimsel
oder:
Hospental -- Realp -- Furkapass -- Gletsch -- Grimselpass -- Innertkirchen -- Sustenpass -- Wassen -- Andermatt -- Oberalppass -- Disentis -- Lukmanierpass -- Biasca -- Airolo -- Gotthardpass -- Hospental.


Siehe auch: Grimsel, Nufenen, Susten, Brünig und Gotthardpass.
Weiterführende Routen:
Südwestseite
Fernziel
via
howto
Brig / Martigny / Lausanne / Genf no rhônetalabwärts
Aosta
Gr. St. Bernhard
rhônetalabwärts
Thun / Bern / Basel / Fribourg / Luzern
Grimsel
ab Gletsch Grimsel nach Innertkirchen
Locarno / Lugano / Milano / Torino / Genova
Simplon
rhônetalabwärts bis Brig
Nordostseite
Fernziel
via
howto
Zürich / Bern / Basel
Göschenen
Andermatt-Göschenen-Altdorf
Rheintal / Bodensee
Oberalp
Andermatt-Oberalppass-Rheintal
Airolo / Bellinzona / Lugano
Gotthard
ab Hospental Gotthardpass Richtung Airolo
Biasca / Bellinzona / Lugano
Oberalp/Lukmanier
Andermatt-Oberalppass-Disentis-Lukmanierpass-Biasca
Thun / Bern / Basel / Fribourg / Luzern
Susten
Andermatt-Göschenen-Wassen-Sustenpass-Innertkirchen

Unterkunft / Essen und trinken

Ort
Name
Kategorie
Andermatt Hotel Bergidyll Garni, Gotthardstr. 39, 041-8871455 ÜF / Restauration
Gletsch Hotel Glacier du Rhône 027-973515 ÜF / Restauration
Realp Camping Urserental Camping

Service

Ort
Marke
Altdorf
Honda/Suzuki
Brig/Naters/Visp
Aprilia/Harley/Honda/Kawasaki/Suzuki/Triumph/Yamaha
Meiringen
Kawasaki/Suzuki

Bilder