Unterwallis: Events, Besichtigungen, Rundkurse und Talausflüge
Kultur
im Reich der Viertausender Von
den südländisch anmutenden Städtchen und über
die Weinbaugebiete folgen wir der Rhône bis zum Genfersee. Neben
grosser Kultur locken grandiose Schluchten und kurvige Strässchen.
Sierre - Grotte St. Leonard Vor Sierre findet man die längste begehbare Grotte der Schweiz, die von einem tiefen See durchzogen wird, dessen Wasserspiegel saisonabhängig starken Schwankungen unterworfen ist. Man befährt die Höhle mit einem Boot und findet sich in einer in vielfältigen Farben schillernden Höhle wieder. Sierre - Val d'Anniviers Das Val d'Anniviers liegt etwas südlicher gegenüber und ist eigentlich eine ganze Reise wert. Aber auch ein Ausflug lohnt allemal. Dieses Tal war über Jahrhunderte von einer konstanten Wanderbewegung seiner Bewohner geprägt, bis zu acht Mal pro Jahr wechselten die Einwohner nämlich ihren Wohnsitz, ganz der jeweiligen Jahreszeit angepasst und trieben ihr Vieh in die erreichbaren Weidegründe. Heute sind sie sesshaft geworden und leben hauptsächlich von den wirklichen Nomaden des 21. Jh., den Touristen. Das Tal teilt sich nach dem Eingang in drei Seitenarme, insgesamt ca. 30km lang. Durch eine Schlucht fährt man hinein, mehrere kleine Walliser Dörfchen durchfährt man bis nach Zinal, Grimentz und Chandolin, den Endorten des dreiarmigen Tales. In Zinal, beispielsweise, eröffnet sich ein phantastischer Blick auf das das Tal abschliessende Zinalrothorn 4221m. In Grimentz ist der Gletscherwein zuhause, der aus der Rhôneebene herangeschafft hier oben in Lärchenfässern reift. Im Bürgerkeller kann der Gast einen wunderbaren Tropfen kosten, der, wenn er aus dem sog. 'Bischofsfass' stammt, mehr als hundert Jahre gelagert ist und einen Madeira-artigen Geschmack haben soll. Der Kellermeister sagt hierzu: "Es stimmt, der Glacierwein setzt sich kühl über die Gesetze der modernen Weinwissenschaft hinweg. Die Wirkung der Kälte in Verbindung mit einem erhöhten Alkoholgehalt tötet die unerwünschten Bakterien ab und ermöglicht eine erstaunliche Lagerungsfähigkeit." Wenn man die Dörfer und die Berge besichtig hat, kann man in einer kleinen 'Rundtour' an der gegenüberliegenden Seite des Taleinganges, wo man eingefahren ist, wieder aus dem Val d'Anniviers herausfahren. Chandolin: Grimentz: St. Luc: Vissoie: Zinal:
Sion Sion ist nicht nur Kantonshauptstadt des Wallis, sondern in vielerlei Hinsicht eine Kapitale. Wer mittelalterliche Burgluft schnuppern will und Waffen besichtigen möchte, kann dies auf dem Burg-Schloss Valeria tun, das Valeriamuseum für Ethnographie lohnt ebenfalls einen Besuch, ein prähistorisches Museum zeigt die Besiedlung des Wallis bis 4000 Jahre v. Chr. mit Originalfunden, Kultstätten und Gräbern etc. Recht unscheinbar auf den ersten Blick, ist die älteste bespielbare Orgel der Welt in der Kapelle der Burg. Die Altstadt von Sion ist sehr schön, man kann hier in schon fast südlichem Flair seinen Espresso schlürfen. Sehenswürdigkeiten:
Die Altstadt von Sion: Tourbillon und Valeria: Sion - Chamoson - Leytron - Ovronnaz - Saillon Im Wallis sollte man es nie eilig haben. Die Tour durch die o.g. Ortschaften sind ein Ausflug in die Weinberge und Burgen um Sion. Hübsche, alte Dörfer, die zum Verweilen und Geniessen einladen. Ganz anders, nämlich wild und gewaltig, präsentiert sich die weitere Umgebung der Stadt: Sion - Lizerne-Schlucht / Derborence Von Sion aus führt uns die Strasse zuerst nach Westen Richtung Vetroz. Vorher biegen wir aber in nördlicher Richtung bei Conthey ab nach Aven. Die Strasse ist noch recht gut ausgebaut und führt in liebliche Weinberge hinauf. Die Steigung ist recht angenehm, der Blick weitet sich. Unter uns das Rhônetal. Nach einigen Serpentinen ändert sich die Landschaft radikal: Der Sage nach wurde hier von einem Riesen der Berg mittels eines Säbelhiebes gespalten. So sieht es auch aus. Man kommt unvermittelt in die Lizerne-Schlucht. Die Strasse wird zum Strässchen, das sich direkt am Abgrund entlang schlängelt. Der Weg führt durch zwei lange in den Stein gehauene Tunnels, besser gesagt Galerien, von denen man mit Schaudern in den Abgrund sieht. Die Strasse ist jetzt so eng, dass Dosen nicht mehr aneinander vorbeikommen und jedesmal ein wildes Rangieren einsetzt, sobald sich zwei treffen. Einmal rangiere ich ebenfalls, als nämlich der Postbus entgegenkommt, der hat schliesslich immer Vorfahrt. Unter uns schäumt die Lizerne in einer ungeheuren, bis 500m! tiefen Schlucht. Überall droht Steinschlag. So fahren wir Kilometer um Kilometer, bis wir am Ende der Schlucht ein Hochplateau erreichen. Hier hat die Natur uns ein besonderes Schauspiel bereitgehalten: 50 Millionen Kubikmeter Stein waren 1714 und 1749 bei gewaltigen Felsstürzen von den Diablerets, den Teuflischen, herabgestürzt und hatten eine Steinwüste mit urwaldgleicher Natur geschaffen. Der Fluss wurde durch den Felssturz aufgestaut und hat einen kleinen See gebildet. Man gelangt zu Fuss in diesen Naturwald, der einzigartig ist. Um uns herum schroffe Felswände und ich verstehe, warum die Berge hier solche Namen haben. Man hört öfters ein Krachen und Stöhnen von den Wänden herab, das ist auch der Grund, warum die Menschen hier die Berge als des Satans Heimat betrachteten. Heute weiss man allerdings, dass es der Frost ist, der diese Geräusche erzeugt. Unheimlich, trotzdem. Am Ende des Sees steht das 'Restaurant du Lac', in dem man nicht nur essen, sondern auch übernachten kann.
Sion - Morges-Schlucht - Col du Sanetsch Eine
weitere, schöne Strecke von Sion aus, ist ein Ausflug in die
Morges-Schlucht. Sie ist nicht ganz so tief, wie die Schlucht der
Lizerne, aber ist immer noch imposant genug. Der Weg führt eigentlich
über den Sanetschpaas bis Gsteig und weiter nach Gstaad im Berner
Oberland, ist jedoch leider unterhalb der Passhöhe vor dem dortigen
Stausee, dem Lac du Sanetsch, für den motorisierten Verkehr gesperrt.
Die Tour ist also eine typische walliser Tälerroute mit Rückkehr
zum Ausgangspunkt.
Sion - Val d'Herens - Val d'Heremence Die Anfahrt in die südlich verlaufenden Täler Herens und Heremence verläuft anfangs gemeinsam bis Euseigne. Das Val d' Herens (Eringertal) wird auch als das eigentliche, echte Wallis bezeichnet. Tatsächlich haben sich hier wie kaum anderswo Brauchtum und Tradition erhalten. In Evolene wird bis heute noch ein altertümlicher Dialekt, das Patois gesprochen. Diese 'Langue d'oc' war früher von Lyon bis ins Piemont verbreitet. Die Grundlage der bis heute gelebten bäuerlichen Kultur war die Züchtung der Eringerkühe, einer schwarzen, mässig wilden und kampfeslustigen Rinderrasse, die nicht besonders viel Milch gibt, aber aufgrund der Leidenschaft der Unterwalliser für Kuhkämpfe weiter ihre Daseinsberechtigung hat. Wobei man sagen muss, dass diese Kämpfe nicht im Entferntesten die blutigen Dimensionen einer Corrida haben, sie sind lediglich etwas heftigere Rangeleien der Kühe, um die Rangordnung innerhalb der Herde festzulegen. Das Val d'Herens ist wesentlich weniger rauh als das Heremence-Tal, Evolene mit seinen prachtvollen Bauernhäusern und Les Hauderes sind Beispiele für bäuerlichen Wohlstand. Am Taleingang bei Euseigne stehen die berühmten Erdpyramiden, die Demoiselles (Fräuleins deshalb, weil der oben liegende Stein wie ein Hut aussieht), die aus Moräneschutt in Jahrtausende währendem Erosionsvorgang entstanden sind. Manche Pyramide ist 20m und höher. Hier teilt sich die Strasse. Das Talende des Val d'Herence wird von einer grossartigen Bergkulisse gesäumt: Die Dent Herens, Dent Blanche und Pigne d'Arolla sind die Vertreter des hochalpinen ewigen Eises, die den Abschluss bilden, vor allem bietet die Weiterfahrt nach Arolla gewaltige Ausblicke auf diese Schönheit. Das Heremence-Tal ist von seinem Talabschluss bestimmt. Der Lac de Dix hat die höchste freistehende Staumauer der Welt, La Grande Dixence, 285m hoch und umfasst ca. 400 Millionen Kubikmeter Wasser, 6 Millionen Kubikmeter Beton stecken in der Mauer! Ein gewaltiges Bauwerk. Für Technik-Freaks ein Muss. Arolla: Evolene: Les Hauderes: Heremence:
Martigny Unter Platanen sitzen, südlichen Flair tanken und die französische Lebensart pflegen. So ist das Lebensgefühl dieser von hohen Bergen umrahmten Bezirkshauptstadt am Rhôneknie. Zu sehen gibt es jede Menge: Schöne Plätze und Strassencafes, der Arkadenbau des Rathauses, die Kirche Notre-Dame-des-Champs aus dem 17.Jh., das Kollegium, das Haus Supersaxo und einige andere Kleinodien. Grosse Kunstausstellungen der Fondation Giannada, Konzerte und das Motorsportmuseum sollte man sich nicht entgehen lassen. Ein kläglicher Rest römischer Pracht ist das relativ gut erhaltene Amphitheater, das etwas ausserhalb in Le Vivier liegt. In Saillon kann man seine müden Knochen in einer schon zu Römerzeiten benutzten Thermalquelle baden. Wenn man einen schönen Blick über das Rhônetal haben möchte, empfiehlt sich ein Ausflug auf die mittelalterliche Festung La Batiaz oberhalb des gleichnamigen Stadtteils. Eine Bergbahn führt abenteuerlich zum Lac d'Emosson, einem Stausee, der hoch über dem Tal liegt. Martigny - Trientschlucht - Chamonix Eine atemberaubende, nur zu Fuss begehbare Schlucht ist die Trientschlucht, etwas ausserhalb von Martigny erreichbar, Richtung talabwärts gen Westen gelegen. Lohnt sich! Oberhalb der Trientschlucht lohnt eine Fahrt nach Les Marecottes. Ebenfalls unbedingt zu empfehlen ist ein Abstecher nach Chamonix über den Col de la Forclaz/Col des Montets. Martigny - Val des Bagnes - Verbier Richtung Gr. St. Bernhard fährt man ins Val des Bagnes. Gemeinsam führt der Weg auf einer autobahnähnlichen Strasse bis Sembrancher, hier zweigt die Strasse dann von der Hauptroute über den Bernhardpass ab. Über Le Chable, das noch ziemlich touristisch ist führt die Strasse, die jetzt enger wird durch mehrere kleine Dörfer hindurch bis nach Fionnay, dem Endort des Tales. Hier steht oberhalb ein gewaltiger Staudamm, der Lac de Mauvoisin -was übersetzt soviel wie 'schlechte Umgebung' heisst und einen Blick auf die wilde Natur eröffnet, die einen dort erwartet- die Staumauer misst immerhin 256m Höhe. Man kann auf dem Weg nach hier die abgelegene Natur geniessen, ohne fortwährend auf Seinesgleichen zu treffen. Interessant ist neben einer Besichtigung des Stauwerkes auch ein Spaziergang durch den Natursteintunnel, der rechts der Staumauer verläuft. Er war früher befahrbar, ist heute jedoch für Motorfahrzeuge gesperrt. Inmitten des Tunnels schiesst ein tosender Wildbach durch das Gestein in den See, ein beeindruckendes Schauspiel. Ein Besuch im (ziemlich touristischen) Verbier lohnt sich wg. der grandiosen Aussicht auf das Massiv des Grand Combin 4314m. Hier sieht man im Sommer dann leider auch die Folgen des Winter-Massen-Spektakels: Zerstörte Grasflächen, graue Felslandschaft, wo früher Weiden waren.
St. Maurice und Massongex
Etwa
gegen 300 n. Chr. lagerte an der Stelle des heutigen St. Maurice
eine römische Legion unter dem Befehl des Mauritius. Sie
stammte aus Theben in Ägypten und hiess daher die 'Thebäische
Legion'. 6666 Mann, die zum Christentum konvertiert waren. Sie
weigerten sich allesamt, einem Befehl ihrer Führung zu
folgen, wieder den Heidengöttern zu opfern und die Christen
des Rhônetals zu verfolgen. So wurden sie alle zum Tode
verurteilt und an der Rhône enthauptet, der Fluss soll
rotgefärbt von ihrem Blut gewesen sein. Die Massnahme erzielte,
wie so oft, das Gegenteils dessen, was die römische Führung
bezweckte und trug wesentlich zur Christianisierung des Wallis
bei. Durch Bischof Theodorus von Martigny wurden die Gebeine
370 wieder ausgegraben, eine Kapelle an der unsäglichen
Stelle errichtet und Mauritius heiliggesprochen. Der Ort, an
dem heute ein besuchenswertes Kloster aus dem Jahre 515 liegt,
trägt den Namen des Mauritius, St. Maurice. Es war zeitweise
sogar Regierungssitz der Burgunder. Die Abteikirche ist ein
Kulturdenkmal ersten Ranges, sie geht auf das 11. Jahrhundert
zurück und birgt einen karolingischen Schatz. Bischof Theodorus
wird unter verschiedenen Namen, z.B. Theodul oder Sant Jodler
als Schutzpatron des Wallis verehrt.
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