Achter Tag    Cannero (Lombardia) - Ernen (Goms), 142km

Nachdem es die Nacht über ziemlich geregnet hatte, ist es heute trocken und warm. Der Himmel hat aufgerissen und wir sind guter Laune. Nach einem kleinen italienischen Frühstück befahren wir die Uferstrasse des Lago, die sich hauptsächlich direkt am Wasser entlangzieht die wenigen Kilometer bis zum Städtchen Cannobio. Hier ist der Hauptrummel des nördlichen Lago, Touristen allerorten, einige Campingplätze. Am frühen Morgen ist es noch ziemlich leer, was uns recht ist und wir fahren ans Wasser.

Die Uferpromenade...

...in Cannobio

Aufgestuhlt zum Filmfestival: Locarno Stadtzentrum
Hier setzen wir uns an die Promenade am Ufer und geniessen einen Caffé. Auf dem See veranstalten die Carabinieri mit dem Hubschrauber eine Jagd auf ein Schnellboot. Die Italiener sind ziemlich scharf geworden bezüglich Gesetzesübertretungen lassen wir uns belehren. Sei's drum, bisher spürten wir davon recht wenig. Hier in dem in der Saison recht überlaufenen Städtchen beginnt nebenbei eine schöne Rundfahrt: Man muss nur ins Valle Cannobina nach Norden, nach Malesco fahren, von dort ins Centovalli und via Locarno wieder zurück nach Cannobio. Diese Route beinhaltet enge Kurven, steile Strässchen und tiefe Schluchten, ist also ein Highlight für Moppedfahrer. Übrigens eine meiner Lieblingsstrecken in den Alpen. Wir fahren heute aber über Ascona, dem mondänen Ort am Lago nach Locarno. Bei Brissago geht's über die Grenze. In Locarno ist der gesamte Marktplatz für das diesjährige Filmfestival aufgestuhlt, die Stadt übervoll mit Touristen. Da wir schon öfter hier waren, machen wir nur eine kleine Runde und fahren dann weiter entlang der Maggia und dann ins Tal der Melezza Richtung Sempione.

Das tiefe Tal der Melezza
Das Tal heisst hier auf schweizer Seite auch Centovalli wegen der vielen Einkerbungen und Täler, die hier verlaufen. Steil liegt unter uns der Fluss, das Strässchen windet sich am Hang entlang. Rechts, links, rechts, links, so geht es ununterbrochen, es herrscht kaum Verkehr. Die Strasse verläuft parallel zur weltbekannten Centovallibahn, die Locarno mit Domodossola verbindet und von deren Streckenführung man einige kühne Brücken zu Gesicht bekommt. Wir kommen an einem gewaltigen Stausee vorbei, erreichen die Grenze zu Italien bei Camedo und fahren im gleichen rechts-links-Takt weiter bis Re. Dieser norditalienische Wallfahrtsort birgt in der gleichnamigen Kathedrale ein Marienwunder. Wir halten kurz und essen hier eine Kleinigkeit, bevor wir über St. Maria Maggiore und Malesco (hier trifft sich unsere Strecke mit dem oben beschriebenen Rundkurs) nach Domodossola in dem nun breiter werdenden Tal über lange Kehren hinabfahren. Das Tal heisst hier übrigens Val Vigezzo. Noch den Ort Masera hinter uns gebracht und wir kommen vor Domodossola bei Crevoladossola auf die Hauptstrasse zum Simplon. Nach einem nicht endenwollenden Tunnel mit etlichen Löchern in der Fahrbahndecke erreichen wir das Val Divedro und nach wenigen Kilometern die schweizer Grenze bei Gondo.

Im Centovalli, mittig erkennt man die kurvige Strasse

Ooops, da geht's runter!

Die Kathedrale von Re

Blumenpracht erwartet uns an unserem Stützpunkt im Wallis
Unter Galerien und in wenigen Serpentinen geht es hinauf zum Simplonpass, den wir bei windigem Wetter in Wolken erreichen. So gut ausgebaut die Auffahrt im Wallis ist, so gut ist auch die Abfahrt nach Brig: Autobahnähnlich geht es bergab, einziges Highlight vielleicht die Europabrücke und die Aussicht auf das mittlere Rhônetal oberhalb von Brig. Wir machen noch einen kurzen Bummel durch Brig und fahren dann weiter in unser Quartier im Goms zurück, das wir erst vor Tagen verlassen hatten.


 Neunter Tag    Ernen (Goms) - Stuttgart, 396km


Schlechtes Wetter, tief hängende Wolken am Heimreisetag
Es regnet zur Abwechslung heute wieder ohne Unterlass und wir beschliessen, die 400km Nachhause zügig und ohne Zwischenhalte, ausser Tankstopps, hinter uns zu bringen. Via Grimsel, Brünig, Luzern, Zürich und Schaffhausen geht es auf der BAB 81 schliesslich nach Stuttgart zurück.
Als Fazit dieser Tour und früherer Besuche kann ich jedem Norditalien, speziell das Piemont und Ligurien ans Herz legen. Angenehm überrascht ist man von der Güte der Strassen, mit der man nicht rechnet. Nicht besonders erwähnenswert, da selbstverständlich, sind die Freundlichkeit der Bewohner, Kunst, Kultur und die Lebensart der Region. Was uns ebenfalls überrascht hat, war die problemlose Quartiersuche, mit der wir in der Hauptsaison so nicht gerechnet hatten. Vielleicht lag es an den Bemühungen meines Freundes Rainer, der sich als Sprachentalent wieder mal einen Namen gemacht hat.


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