Dritter Tag    Goms (Wallis) - Cuneo (Piemonte), 380km

Wir stehen früh auf und blicken besorgt aufs Wetter: Im Süden sieht man blauen Himmel, von Südwesten das Rhônetal herauf ziehen graue Wolken. Sie sind noch weit entfernt, doch dorthin wollen wir heute. Nach dem Frühstück sputen wir uns, das Rhônetal talabwärts zu kommen. Wir durchfahren das untere Goms, fahren an Brig, der heimlichen Hauptstadt des Oberwallis vorbei, erreichen Visp und schliesslich nach der Sprachgrenze Sierre, oder Siders auf deutsch. Hier beginnt es jetzt zu regnen. Also anhalten, in den Regenkombi zwängen und weiterfahren. Um uns herum stehen die Weinberge des Wallis in vollem Grün. Wir nehmen aufgrund des unerfreulichen Wetters die Autobahn und sind schnell an Sion mit seinen weit sichtbaren Burgen Tourbillon und Valeria vorbei und kurz darauf in Martigny. Hier ist es zwar weiter wolkenverhangen aber trocken und wir kehren in der Innenstadt unter Platanen ein und trinken ein Käffchen. Rainer der alte Franzose will mir nicht glauben, dass die Schweizer hier auf französisch anders zählen als in Frankreich, kein quatre-vingt-dix usw., sondern wie bei uns einfach durchzählen. Wir fragen die sehr nette Bedienung, die dann auch prompt meine Sicht der Dinge bestätigt und uns ein fröhliches septante, huitante, neufante vorzählt. Zufrieden ob der profunden Sprachkenntnisse meinerseits fahren wir weiter am Col de la Forclaz vorbei, den wollen wir nächstes Jahr fahren, ins Val d'Entremont hinein auf den Gr. St. Bernhard. Die Strasse steigt hinter La Chable, wo es links ins Val des Bagnes und nach Verbier geht, in langen Kehren gut ausgebaut über Orsieres und Liddes im Tal aufwärts. In Orsierès zweigt ein weiteres bekanntes Tal, das Val Ferrêt, ab. Hier sind in den letzten Jahren Wölfe wohl aus Italien eingewandert, sehr zum Verdruss der walliser Bergbauern, die nun das eine oder andere Schaf opfern müssen. Aufgrund der Wetterlage lassen wir die Nebentäler ohne Abstecher links liegen und folgen der Passstrasse, die sich im Val d'Entremont den Hang hinaufzieht. Wir kommen zu dem Abzweig, wo wir uns entscheiden müssen, ob wir auf die Passhöhe oder in den Tunnel fahren. Da es weiter regnet, die Passhöhe im dichten Nebel liegt, entscheiden wir uns für den Tunnel. Nach einer teuren Maut und einem kurzen Tunnel sind wir in Italien und fahren hinunter ins Aostatal Der Verkehr hält sich hier aufgrund des geschlossenen Mont-Blanc-Tunnels in Grenzen und wir kommen schnell die wenigen Kilometer nordwärts nach Aosta.

Am Fusse des Gr. St. Bernhard im Aostatal

Das mittlere Aostatal

Ivrea im diesigen Licht bei Regen
Trotz des anhaltenden Regens entschliessen wir uns, in die Stadt hineinzufahren und eine kleine Besichtigung zu unternehmen. Im Zentrum machen wir Rast und setzen uns in ein Café. Nun ist guter Rat teuer. Da es weiter wie aus Kübeln giesst, beschliessen wir, nicht den kleinen St. Bernhard zu fahren, die Berge sind dicht nebelverhangen, sondern so schnell wie möglich in den Süden zu kommen, wo das Wetter schön sein soll. Das heisst allerdings, unsere geplante Route vollständig umzustellen. Flexibel muss man sein, nix wird's mit Grandes Alpes. Das Aostatal erweist sich als schönes breites Tal mit Burgen und immer wieder reizvollen Blicken auf die z.T. in einer Schlucht fliessenden Dora Baltea. Ohne viel Verkehr erreichen wir tropfnass den Ausgang des Tales bei Ivrea, einem wunderschönen Städtchen, das im Oktober 2000 durch das Unwetter, das weite Teile Norditaliens traf, in Teilen zerstört wurde. Wir geniessen den Anblick, fahren über Kopfsteinpflaster durch die Altstadt und weiter nach Turin, das schon 60km später erreicht ist.

Die Silhouette von Cuneo
Das Wetter ist immer noch regnerisch und wir sehen von einer Stadtbesichtigung einer der schönsten Innenstädte Norditaliens ab. Der Verkehr in der Autometropole, hier ist der Hauptsitz von Fiat, ist grauenhaft. Im Schrittempo geht es durch die Stadt und wieder hinaus, südwärts Richtung Cuneo. Nun klart der Himmel langsam auf, es bleibt trocken und wir erreichen nach Einbruch der Dämmerung die Stadt Cuneo, die sich trübe und grau im Dämmerlicht präsentiert. Die Innenstadt ist recht hübsch und nach erfolgreicher Hotelsuche und einem recht guten Abendessen machen wir noch einen ausgedehnten Spaziergang und bleiben mitten im Trubel ein paar Stunden auf der Piazza und genehmigen uns einige Drinks. Anschliessend fallen wir in einen erschöpften Schlaf.


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