Zweiter Tag Berner Oberland-Tour, 80km
Das Wetter ist heute morgen schön, allerdings kommen von Norden erste Wolken über die Gipfel der Berner Alpen herüber ins Wallis. Da mein lieber Freund ein Neuling in den Zentral- und Westalpen ist, habe ich vor, eine Tagestour ins Berner Oberland mit ihm zu unternehmen. Wir starten nach dem Frühstück, nehmen den Weg zurück ins Obergoms über Fiesch, Niederwald, Münster und Oberwald nach Gletsch. Hier biegen wir auf den Grimsel ab. Nach wenigen steilen Kurven erreichen wir die Passhöhe und damit das Berner Oberland. Wir machen eine kurze Rast am Totensee, der seinen Namen von den hier versenkten Leichen aus den napoleonischen Kriegen haben soll. Hinunter ins Haslital ist die Strecke wesentlich spassiger zu fahren, als auf walliser Seite: Unterhalb der Passhöhe sind einige enge Serpentinen zu nehmen, dann folgen langgestreckte Kurven zwischen steilen und schroffen Felswänden. Der Grimselsee, ein Stausee zur Energiegewinnung, liegt mit seiner weissen Gletschermilch unter uns, das Hospiz des Passes liegt auf einem Felsen im See. Man fährt hier gerne etwas schneller. Doch aufgepasst: Die schweizer Polizei weiss das ebenfalls und hat zunehmend auch an Wochentagen Radarfallen installiert, die heute als Strassenbaustelle getarnt unterhalb des Hospiz in der Tempo-60-Zone steht. Gerade noch bemerkt! Schweizer Tarife sind ungleich unangenehmer als diejenigen hierzulande. Wir lassen uns weiter talabwärts treiben, der Taleinschnitt wir etwas breiter. Bei Innertkirchen trifft die Grimselstrasse auf den Sustenpass, den wir aber nicht fahren. Wir wenden uns gen Meiringen, dem Hauptort des Haslital. Hier ist Sherlock Holmes zur Welt gekommen bzw. erfunden worden. Ein Museum erinnert daran. Das Städtchen ist auch sonst ganz nett. Wie überhaupt das Haslital imposant wirkt: Die Talsohle liegt sehr tief und wirkt flach, die umgebenden Berge ragen steil in den Himmel. Über diese Felswände stürzen einige Wasserfälle, wie die Reichenbachfälle, in denen Sherlock am Ende seines virtuellen Lebens einen ebensolchen Tod fand. Manchmal stürzen hier auch einige Sky-Diver mit ihren Fallschirmen herunter. Zwischen Innertkirchen und Meiringen liegen zwei besichtigenswerte Orte: Zum Ersten die Aareschlucht, sehr bekannt und auch in der Saison sehr überlaufen, und zum Zweiten die Rosenlaui-Klamm, wenig bekannt und daher empfehlenswert auch in der Saison. Wir fahren zur Rosenlaui wegen des Andranges in der Aareschlucht. Der Aufstieg zweigt Richtung Schwarzwaldalp und Grosse Scheidegg ab, ungefähr mittig auf der Strecke zwischen Innertkirchen und Meiringen. |
Der Eingang zur Rosenlaui-Schlucht |
Wir fahren ins Rosenlauital. Steil
führt das enge Strässchen, z.T. über Schotter, bergan,
dann kommt natürlich auch noch der Postbus entgegen. Ausweichen ist
v.a. für Dosen sehr schwierig, aber die PTT hat immer Vorfahrt und
irgendwie klappt es dann dem uns Vorausfahrenden doch, zu guter Letzt
lässt er uns noch überholen. Wie gesagt, es geht sehr eng zu.
Auf dem Weg zu unserer Klamm liegen die berühmten Reichenbachfälle,
die man nach einem kurzen Fussmarsch erreicht. Dort fand Sherlock Holmes
übrigens seinen (virtuellen) Tod. Nachdem wir ein altes Grand-Hotel
passiert haben, sind wir unterhalb des Rosenlaui-Gletschers und beschliessen
einen kleinen Spaziergang in die gleichnamige Schlucht. Oberhalb endet
übrigens die Strasse bei der Schwarzwaldalp, eine Weiterfahrt nach
Grindelwald ist leider nicht möglich. Die Gegend ist von steil aufragenden
Felswänden gesäumt.
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In der engen Klamm.... |
....donnernd schäumende Wasser |
Während des Abstieges und Parkierens der Maschinen hören wir bereits die ersten Donnerschläge eines von Grindelwald heranziehenden Gewitters. Das fehlt noch denke ich und dränge etwas zur Eile, wohl bewusst, wie gefährlich Wetterumschwünge und v.a. Gewitter in den Hochalpen sind. Über uns steigen die Felswände des Wetterhorns steil empor. Das sieht schon imposant aus. Wir erklimmen die Klamm auf einem in den Fels gehauenen Pfad, nachdem wir Sfr. 5.- als Obolus entrichtet haben. Je höher wir steigen, desto unglaublicher wird die Wucht und das Getöse mit dem das Wasser durch die enge Schlucht stürzt. Jahrhunderttausende muss das Wasser sich hier seinen Weg durch den Fels gefressen haben. Nach etwa 30 min. sind wir aus der Klamm wieder draussen und beeilen uns, zu den Bikes zu gelangen. Noch hält das Wetter. Der Rückweg wird erst hinter dem Grimsel nass. Unbeschadet im Goms zurück, geniessen wir den Abend mit walliser Dôle. Das Wetter lässt für morgen nichts Gutes erwarten. |