Regensburg- Altmühltal - Eichstätt - Nördlingen - Welzheimer Wald - Stuttgart
Streckenlänge |
Fahrzeit
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Landschaft
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Architektur
/ Kultur
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351
Km
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10
- 18 Uhr
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Das stabile Hochdrucksystem, dem wir
entgegen gefahren waren, erwartet uns mit einem heissen sommerlichen Tag,
ein herrlicher Abschluss der Tour. Schon früh morgens ist es sehr
warm und nach einem kurzen Frühstück verlassen wir Regensburg
in südwestlicher Richtung auf der B16, die entlang der Donau verläuft.
Bei Kehlheim zweigen wir ins idyllische Altmühltal ab und folgen
dem Fluss, der anfänglich parallel zum Rhein-Main-Donau-Kanal fliesst.
Die Route ist eingebettet in das Tal, neben schönen Burgen, die auf
den Hügeln ringsum zu sehen sind, geniessen wir die kurvige Strecke
bei wenig Verkehr, durchfahren schöne Dörfer wie Weihern oder
Beilngries und erreichen gegen am späten Vormittag die Stadt Eichstätt.
Ich wusste bisher nichts von der Existenz dieser katholischen Universitätsstadt,
die mit einem beeindruckenden Stadtkern, mit schön restaurierten
Barockfassaden aufwartet. Etwas überrascht unternehmen wir eine kleine
Besichtigung, Dom, Domplatz und Altstadt.
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Im Altmühltal |
Eichstätt ist eine grosse Kreisstadt im Tal der Altmühl, hat
etwa 12700 Einwohner und ist seit 745 Bischofssitz. Haupteinrichtung ist
die Katholische Universität. Besichtigenswert sind neben dem Jura-Museum (paläontologische Sammlung) das Ur- und Frühgeschichtliche Museum in der Willibaldsburg. Das Stadtbild ist geprägt durch den als Baumaterial verwendeten weissen Kalk und den Solnhofener Plattenkalk. Eichstätt ist eine barocke geistliche Fürstenresidenz mit zahlreichen Repräsentativbauten: Gotischer Dom (13./15. Jahrhundert auf Vorgängerbau) mit barocker Fassade und die ehemalige fürstbischöfliche Residenz (Ende 17. Jahrhundert begonnen, heute Amtsgericht) mit Treppenhaus (1768). In einem Vorort ist das das ehemalige Augustinerchorherrenstift Rebdorf (1156 gegründet) zu finden. Die Geschichte von Eichstätt reicht bis in die Römerzeit zurück, um 740 erfolgte die Klostergründung, 1042 wurde der Ort erstmals als Stadt genannt, ab 1305 unter bischöflicher Stadtherrschaft. Die Stadt fiel 1806 an Bayern. |
Am Domplatz in Eichstätt |
Das ansteigende Altmühltal verläuft
hinter Eichstätt in einer Hochebene, die Strasse durchzieht Wiesen
und Felder, unterbrochen von kleinen Waldstücken. Vom Fluss sehen
wir nichts mehr, der Abstand zur Landstrasse ist zu gross. Hinter Pappenheim
verlassen wir die Altmühl und nach wenigen Kilometern auf der B2
und einer kleinen Landstrasse, die durch Wemding führt, sind wir
gegen Mittag in Nördlingen. Vom bekannten Nördlinger Ries sieht
man aus der Motorradperspektive natürlich nichts, dafür müsste
man schon ein Flugzeug besteigen. Die Stadt selbst birgt einen schönen
mittelalterlichen Kern, den wir nach der Durchfahrt durch die Reste der
alten Stadtmauer betreten. Einige typische Restaurants bieten ein preisgünstiges
Mittagessen, das wir genüsslich in der Fussgängerzone im Freien
einnehmen. An unserem Tisch sitzen zwei echte nördlinger Schwaben,
zwei Originale, die scheinbar alle Vorübergehenden kennen und uns
Geschichten aus deren Leben erzählen.
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Nördlingen liegt im Landkreis Donau-Ries - im sogenannten fruchtbaren
Ries - und hat etwa 19600 Einwohner. Das alte Stadtbild ist unversehrt erhalten. Ein inneres Oval markiert den Bereich der Altstadt bis 1327. Die Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert umschließt die erweiterte Stadt mit der Pfarrkirche Sankt Georg (1427-1505), einer der grössten spätgotischen Hallenkirchen Deutschlands (89,9m hoher Turm 'Daniel'), die Salvatorkirche (1381-1422), das Rathaus aus dem 14. Jahrhundert mit einer Freitreppe von 1618. In der Stadt befindet sich ein ehemaliges Deutschordenshaus und zahlreiche Fachwerkhäuser. Nördlingen wurde 898 erstmals erwähnt, 1290 als Stadt genannt; 1215-1803 war es Reichsstadt; 1377-88 Mitglied des Schwäbischen Städtebundes, 1803 kam die Stadt an Bayern. Bei Nördlingen wurden am 5./6.9. 1634 die Schweden, 1645 die Kaiserlichen geschlagen. |
In Nördlingen |
Zum Abschied geben uns die Herren
noch eine Warnung bezüglich des Verkehrs, der uns Richtung Aalen
erwarten wird, mit auf den Weg. Diese bestätigt sich sogleich bei
der Ausfahrt aus der Stadt, Lkw hinter Lkw, ein ganz anderes Bild, als
im beschaulichen Altmühltal. Wir quälen uns durch die Abgase
in der heissen Luft auf der B29 an Aalen und Schwäbisch Gmünd
vorbei, ohne die schönen Städtchen zu besuchen, wir kennen sie
bereits. Die B29 wird nun vierspurig und langweilig, bei Schorndorf biegen
wir daher in den Welzheimer Wald ab, lassen das schöne Remstal, in
dem in den letzten 15 Jahren geradezu eine Revolution im Weinbau stattgefunden
hat - ja der Rotwein von hier kann durchaus mit französischen und
italienischen Tröpfchen mithalten - hinter uns und kurven hinauf
in die bergige und waldige Umgebung um Welzheim. Vergnügliche Kurven
auf kleinen Strässchen sowie die schönen Weiher und Weinberge
neben der Strasse versöhnen uns wieder mit dem Gestank, den Staus
und Verstopfungen der letzten Stunde.
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In Welzheim gönnen wir uns noch einen grösseren Eisbecher, um endlich im hügeligen Stuttgart ins Neckartal hinabzutauchen. Eine grandiose Tour geht zu Ende. Eine Tour, die uns unvergessliche Eindrücke
vermittelte und Einblicke in grossartige und
Jahrhunderte alte Kultur gewährte, aber uns auch hautnah an der unvorstellbaren
Barbarei der jüngsten Geschichte teilhaben liess. Landschaften und
Städte, die bei uns relativ unbekannt sind, rauhe Mittel- und Hochgebirge,
liebliche Flusstäler und Seen haben wir besucht. |