Vierzehnter Tag:

Regensburg- Altmühltal - Eichstätt - Nördlingen - Welzheimer Wald - Stuttgart

Streckenlänge

Fahrzeit
Landschaft
Architektur / Kultur
351 Km
10 - 18 Uhr

Das stabile Hochdrucksystem, dem wir entgegen gefahren waren, erwartet uns mit einem heissen sommerlichen Tag, ein herrlicher Abschluss der Tour. Schon früh morgens ist es sehr warm und nach einem kurzen Frühstück verlassen wir Regensburg in südwestlicher Richtung auf der B16, die entlang der Donau verläuft. Bei Kehlheim zweigen wir ins idyllische Altmühltal ab und folgen dem Fluss, der anfänglich parallel zum Rhein-Main-Donau-Kanal fliesst. Die Route ist eingebettet in das Tal, neben schönen Burgen, die auf den Hügeln ringsum zu sehen sind, geniessen wir die kurvige Strecke bei wenig Verkehr, durchfahren schöne Dörfer wie Weihern oder Beilngries und erreichen gegen am späten Vormittag die Stadt Eichstätt. Ich wusste bisher nichts von der Existenz dieser katholischen Universitätsstadt, die mit einem beeindruckenden Stadtkern, mit schön restaurierten Barockfassaden aufwartet. Etwas überrascht unternehmen wir eine kleine Besichtigung, Dom, Domplatz und Altstadt.

Im Altmühltal
Eichstätt ist eine grosse Kreisstadt im Tal der Altmühl, hat etwa 12700 Einwohner und ist seit 745 Bischofssitz. Haupteinrichtung ist die Katholische Universität.
Besichtigenswert sind neben dem Jura-Museum (paläontologische Sammlung) das Ur- und Frühgeschichtliche Museum in der Willibaldsburg.
Das Stadtbild ist geprägt durch den als Baumaterial verwendeten weissen Kalk und den Solnhofener Plattenkalk. Eichstätt ist eine barocke geistliche Fürstenresidenz mit zahlreichen Repräsentativbauten: Gotischer Dom (13./15. Jahrhundert auf Vorgängerbau) mit barocker Fassade und die ehemalige fürstbischöfliche Residenz (Ende 17. Jahrhundert begonnen, heute Amtsgericht) mit Treppenhaus (1768). In einem Vorort ist das das ehemalige Augustinerchorherrenstift Rebdorf (1156 gegründet) zu finden.
Die Geschichte von Eichstätt reicht bis in die Römerzeit zurück, um 740 erfolgte die Klostergründung, 1042 wurde der Ort erstmals als Stadt genannt, ab 1305 unter bischöflicher Stadtherrschaft. Die Stadt fiel 1806 an Bayern.

Am Domplatz in Eichstätt
Das ansteigende Altmühltal verläuft hinter Eichstätt in einer Hochebene, die Strasse durchzieht Wiesen und Felder, unterbrochen von kleinen Waldstücken. Vom Fluss sehen wir nichts mehr, der Abstand zur Landstrasse ist zu gross. Hinter Pappenheim verlassen wir die Altmühl und nach wenigen Kilometern auf der B2 und einer kleinen Landstrasse, die durch Wemding führt, sind wir gegen Mittag in Nördlingen. Vom bekannten Nördlinger Ries sieht man aus der Motorradperspektive natürlich nichts, dafür müsste man schon ein Flugzeug besteigen. Die Stadt selbst birgt einen schönen mittelalterlichen Kern, den wir nach der Durchfahrt durch die Reste der alten Stadtmauer betreten. Einige typische Restaurants bieten ein preisgünstiges Mittagessen, das wir genüsslich in der Fussgängerzone im Freien einnehmen. An unserem Tisch sitzen zwei echte nördlinger Schwaben, zwei Originale, die scheinbar alle Vorübergehenden kennen und uns Geschichten aus deren Leben erzählen.
Nördlingen liegt im Landkreis Donau-Ries - im sogenannten fruchtbaren Ries - und hat etwa 19600 Einwohner.
Das alte Stadtbild ist unversehrt erhalten. Ein inneres Oval markiert den Bereich der Altstadt bis 1327. Die Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert umschließt die erweiterte Stadt mit der Pfarrkirche Sankt Georg (1427-1505), einer der grössten spätgotischen Hallenkirchen Deutschlands (89,9m hoher Turm 'Daniel'), die Salvatorkirche (1381-1422), das Rathaus aus dem 14. Jahrhundert mit einer Freitreppe von 1618. In der Stadt befindet sich ein ehemaliges Deutschordenshaus und zahlreiche Fachwerkhäuser.
Nördlingen wurde 898 erstmals erwähnt, 1290 als Stadt genannt; 1215-1803 war es Reichsstadt; 1377-88 Mitglied des Schwäbischen Städtebundes, 1803 kam die Stadt an Bayern. Bei Nördlingen wurden am 5./6.9. 1634 die Schweden, 1645 die Kaiserlichen geschlagen.

In Nördlingen
Zum Abschied geben uns die Herren noch eine Warnung bezüglich des Verkehrs, der uns Richtung Aalen erwarten wird, mit auf den Weg. Diese bestätigt sich sogleich bei der Ausfahrt aus der Stadt, Lkw hinter Lkw, ein ganz anderes Bild, als im beschaulichen Altmühltal. Wir quälen uns durch die Abgase in der heissen Luft auf der B29 an Aalen und Schwäbisch Gmünd vorbei, ohne die schönen Städtchen zu besuchen, wir kennen sie bereits. Die B29 wird nun vierspurig und langweilig, bei Schorndorf biegen wir daher in den Welzheimer Wald ab, lassen das schöne Remstal, in dem in den letzten 15 Jahren geradezu eine Revolution im Weinbau stattgefunden hat - ja der Rotwein von hier kann durchaus mit französischen und italienischen Tröpfchen mithalten - hinter uns und kurven hinauf in die bergige und waldige Umgebung um Welzheim. Vergnügliche Kurven auf kleinen Strässchen sowie die schönen Weiher und Weinberge neben der Strasse versöhnen uns wieder mit dem Gestank, den Staus und Verstopfungen der letzten Stunde.

In Welzheim gönnen wir uns noch einen grösseren Eisbecher, um endlich im hügeligen Stuttgart ins Neckartal hinabzutauchen.

Eine grandiose Tour geht zu Ende.

Eine Tour, die uns unvergessliche Eindrücke vermittelte und Einblicke in grossartige und Jahrhunderte alte Kultur gewährte, aber uns auch hautnah an der unvorstellbaren Barbarei der jüngsten Geschichte teilhaben liess. Landschaften und Städte, die bei uns relativ unbekannt sind, rauhe Mittel- und Hochgebirge, liebliche Flusstäler und Seen haben wir besucht.
Ich denke, dass ich noch recht lange brauchen werde, um all das zu verarbeiten.



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