Krumau - Klet - Lipno-See - Prachnitz - Regensburg
Streckenlänge |
Fahrzeit
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Landschaft
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Architektur
/ Kultur
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345
Km
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9
- 18 Uhr
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Das Wetter scheint sich erneut unsicher zu sein, ob es nun endlich dauerhaft schön wird oder weiterhin mit Regenwolken einen unbestimmten Mix bieten will. V.a. im Osten ist es dicht bewölkt, gegen Westen ist es aber klarer und nur wenige Wolken kündigen evtl. Regen an. Allerdings ist es genau das Bild der letzten Tage, eine stabile Hochdruckzone hat Tschechien bisher entgegen der Vorhersage nicht erreicht. Wir sind guter Hoffnung, dass wir heute trotzdem trocken bleiben. Im Garten unserer Pension frühstücken wir gemütlich, holen die Bikes aus ihrem sicheren Unterstand und machen uns ohne Hektik auf den Weg zurück nach Krumau. Unser Ziel sind die kleinen Strässchen des Blansky les, des Blansky Waldes, der sich mit seinen Hügeln aus dem Budweiser Becken nordwestlich von Krumau bis auf 1083m erhebt. |
Die gesamte Region ist ein Naturschutzgebiet,
das von wenigen kleinen Strassen mit ebensowenig Verkehr durchzogen wird.
Es macht wieder richtig Spass die schmalen Kurven zu durchfahren. Hoppla,
fast hätte es eine Katastrophe gegeben, zum Glück erkenne ich
den Rollsplitt noch rechtzeitig und kann abbremsen. Ab jetzt fahre ich
deutlich aufmerksamer und gucke nicht mehr so sehr in der Gegend herum.
Diese ist sehr schön, kleine Weiler wie Holubov durchfahren wir und
gelangen schliesslich in Krasetin an den Fuss des Klet, der höchsten
Erhebung dieses Naturparks. Von dort oben soll man eine gigantische Aussicht
haben. Ein Sessellift im Design der Fünfziger Jahre, der nur jede
halbe Stunde in Betrieb genommen wird, fährt uns knapp über
den Baumwipfeln schwebend lautlos hinauf. Es herrscht kein Gedränge,
keine Massen, die sich den Berg hinauf drängen, einige Spaziergänger
und Wanderer und wir, das sind die Einzigen Störenfriede dieses beschaulichen
Naturparadieses.
Auf dem Gipfel steht ein KuK-Aussichtsturm, der im 19. Jahrhundert von einem Herrn Schöninger erbaute 'Josephs-Thurm', den wir nach einem kleinen Obolus erklimmen können, eine wacklige Holztreppe führt hinauf und wir geniessen den herrlichen Weitblick, der bei klarem Wetter Ausblicke bis zu den Alpen zulässt. Heute ist es leider wieder verhangen, trotzdem bekommen wir einen Eindruck der Landschaft, Cesky Krumlov liegt uns quasi zu Füssen, Budweis sehen wir ebenfalls und der Bayerische Wald grüsst im Westen. Unterhalb des Gipfels steht ein Observatorium, das noch immer in Betrieb ist. Wir setzen uns auf einen grossen Felsen und schauen noch etwas in die Lande. |
Sessellift auf den Klet |
Strässchen im Blansky Wald |
Auf 1083m, der weite Blick ins Land |
Der Lipno-Stausee bei Cerna Posumavi |
Inzwischen wurde der Sessellift wieder
angestellt und wir begeben uns auf den gemächlichen Abstieg. Über
kleine Strässchen finden wir zurück auf die 159 und fahren in
die Hügel des Sumava, des südlichen Böhmerwaldes hinein.
Wenig Verkehr, trotz der Nähe zu Deutschland, eine wunderbare Landschaft
und auflockernde Bewölkung heben die Stimmung. Unmittelbar nachdem
wir über einen Hügel kommen liegt ein grosser See im Blickfeld:
Der Lipno See, ein riesiger Stausee, der 1950-59 erbaut wurde und grösste
Süsswasserreserve von Tschechien ist. Er ist 42 Km lang und stellenweise
bis zu 16 Km breit. Alle möglichen Freizeitaktivitäten werden
angeboten, kleine Bungalows und Campingplätze dominieren das Übernachtungsangebot,
es gibt nur wenige Hotels, denn diese grenznahe Touristenregion ist noch
wenig entwickelt.
Es sollen 30 Fischarten im See leben, was liegt also näher, als jetzt zur Mittagsstunde ein Päuschen in einem böhmischen Lokal zu machen und einen schönen Fisch zu verdrücken? |
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Im südlichen Böhmerwald |
Direkt am See, unter einem deutschsprachigen
Plakat, das für die Skisaison wirbt, finden wir ein nettes Gartenlokal
und bestellen unser Mittagessen, man spricht bekanntermassen gut deutsch
und so gibt es keine Verständigungsprobleme. Wieder kommt eine riesige
Portion, wiederum bezahlen wir einen fast lächerlichen Preis dafür.
Die Weiterfahrt führt uns über schmale Strässchen entlang des Sees und durch schönen Mischwald, über steile Abfahrten und Anstiege bis Prachatice (Prachnitz), das wir bei zwischenzeitlich strahlendem Sommerwetter erreichen. An der alten und gut erhaltenen Stadtmauer schnell geparkt, dann machen wir uns zum letzten Mal in Tschechien zu einem Rundgang durch eine schön restaurierte Altstadt mit prächtigen Fassaden auf, die über und über geschmückt sind mit Malereien und altdeutschen sowie lateinischen Inschriften. Mich beschleicht ein merkwürdiges Gefühl: Wenige Kilometer von hier ist die deutsche Grenze und wir stehen hier vor den Zeugen der deutschen Vergangenheit des Ortes, die 1945 jäh endete. |
Prachnitz, Stadttor |
Wunderschöner Marktplatz... |
Es ist keine tote Kultur und die Distanz
zum betrachteten Objekt fehlt, stelle ich fest. Wie gesagt, nur wenige
Kilometer von hier ist diese Kultur heute zu Hause, sie wurde nach der
Vertreibung verdrängt und kommt als Erbe langsam ins Bewusstsein
der jetzt Ansässigen zurück. Ein beiderseitiges, befremdendes
Faktum, das wir immer wieder antrafen und das uns die gesamte Reise über
begleitet hat. Bleibt zu hoffen, dass die Völker, die aufgrund ihrer
gegenseitigen Unfähigkeit bezüglich Verständnis und Toleranz,
eine blutige Spur in der Geschichte hinterlassen haben, diese furchtbaren
Ereignisse der Vergangenheit überwinden und eine gemeinsame Zukunft
entwickeln, die m.E. nur im Bewusstsein des gemeinsamen kulturellen Erbes
möglich sein wird.
Doch genug davon, wir steuern ein Eiscafé an und setzen uns in die Sonne. Der Platz lebt richtig, man sieht allerdings keine Touristen und das wundert mich gehörig, bei dieser schönen Umgebung ganz in Grenznähe. |
...mit beeindruckenden Fassadenmalereien |
Haus im Böhmerwald nahe der Moldauquelle |
Nach einem kleinen Spaziergang kehren
wir zu den Bikes zurück und setzen unsere Fahrt fort. Das Wetter
ist nun wieder richtig sommerlich heiss und auf der Fahrt über kleine
Strässchen zur Grenze treffen wir hie und da auf Motorradkollegen,
die den Tag für einen Ausflug aus dem Bayerischen herüber nutzen.
Bei Kubova Hut überqueren wir die junge Moldau, die wenige Kilometer
von hier aus zwei Quellflüsschen entsteht. Über die breite und
verkehrsreiche Strasse Nr. 4 kommt langsam die deutsche Grenze näher.
An der letzten Tankstelle in Tschechien lassen wir die Tanks bis zum Anschlag
vollaufen, denn der nächste Tankstopp wird wieder deutlich teurer
werden und am späten Nachmittag stehen wir an der Grenze und wechseln
von Böhmen nach Bayern, vom Böhmerwald in den Bayerischen Wald.
Der Beamte auf deutscher Seite hat heute einen guten Tag und winkt uns
durch. Nach wenigen Kilometern auf der B14 erreichen wir das hübsche
Städtchen Freyung. Von hier aus führt uns die B 533 westwärts
entlang der Berge und Hügel des Mittelgebirges unter spätnachmittäglicher
Sonne.
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In Grafenau erwischt uns nur Dank einer scharfen Bremsung die unter Tarnnetzen versteckete Radarfalle nicht. In diesem Städtchen steht übrigens ein Schnupftabakmuseum, das wohl Einzige seiner Art. Dahinter folgt die sanfte Abfahrt hinunter ins Donautal auf der teilweise recht kurvigen Bundesstrasse. Bei Hengersberg verlassen wir diese, fahren auf die BAB A3 auf und geben Richtung Regensburg noch einmal richtig Gas. |
Regensburg an der Donau |
Innenstadt |
Ich war erstaunt während unserer Fahrt durch
die ehemaligen Ostblockländer, wie viel sich seit dem Zusammenbruch
des Sowjetsystems verändert hat, wie viel Wohlstand und neue Infrastruktur
sich entwickeln konnte in der kurzen Zeit. Doch wenn man nach Deutschland
zurückkehrt, muss man feststellen, dass dieses Land noch immer
in einer anderen Liga spielt: Alles wirkt einen Tick gediegener und
teurer, der Reichtum ist allenthalben abzulesen. Am späten Abend hatte unsere bayrische Wirtin noch versucht, mir, einem Schwaben, die Serviermöglichkeiten von Leberspätzle zu erklären (in Bayern kennt man sie nur als Suppeneinlage) und liess sich auch nicht aus erster Hand über die kulinarischen Variationen und zahlreichen Versionen belehren. Dessen ungeachtet servierte sie uns einen hausgemachten Enzian. Ich lehnte dankend ab, da ich keine rechte Lust auf den scharfen Schnaps verspürte und sie zog von dannen. Ich glaube, ich hatte sie beleidigt, - nein, es war wirklich keine Retourkutsche für die Spätzle, ich schwöre... Am nächsten Morgen triumphierte sie letztendlich doch, als sie unsere erschreckten Gesichter bei der Präsentation der Hotelrechnung wahrnahm. Diese Preise waren wir einfach nicht mehr gewohnt... |