Stara Lesna - Liptovsky Mikulas - Brezno - Banska Bystrica - Zvolen - Banska Stiavnica - Banovce n. Bebravou
Streckenlänge |
Fahrzeit
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Landschaft
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Architektur
/ Kultur
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335
Km
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8
- 21 Uhr
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Heute morgen sieht es tatsächlich trübe aus beim Blick hinaus. Von der Hohen Tatra ist nichts mehr zu sehen, tief hängen die Wolken ins Tal herab. Wir frühstücken reichlich, denn nun soll es wieder gen Westen gehen, weit in den Südwesten genauer. Das Weinbaugebiet Südmährens ist unser angepeiltes Ziel heute. Nach einem kurzen Abschied besteigen wir die bepackten Moppeds und fahren wenige Kilometer nördlich wieder am Campingplatz vorbei zur 'Strasse der Freiheit'. So heisst die Verbindung am Fusse des Gebirges in West-Ost-Richtung wegen der Kämpfe gegen die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Sie ist schön ausgebaut und hat von wenigen Serpentinen und kurzen Steilstücken abgesehen hauptsächlich langgezogene Kurven auf neuem Belag zu bieten. Wir sind gerade auf dieses schöne Strässchen eingebogen, als es zu regnen beginnt. |
Der Himmel fällt uns auf den Kopf... |
...da hilft nur ein Taucheranzug |
Ich hatte in der Hoffnung auf besseres Wetter bis jetzt trotzig die Regenkleidung verweigert und muss nun umsteigen, was mitten im Wald auf dem glitschigem Untergrund gar nicht so einfach ist. Nun können wir trocken im Regen weiterfahren. Ausser uns ist niemand unterwegs. Sie haben Recht, bei diesem Wetter geht man nur gezwungenermassen vor die Türe. Es ist ekelhaft, nasskalt und es regnet ununterbrochen. Am Ausgang der Hohen Tatra bei Pribylina erhaschen wir einen kurzen Blick auf den Krivan, den heiligen Berg der Tatra. |
Der Krivan im Nebel |
Liptovsky Mikulas |
Blick zum Liptauer Stausee, im Hintergrund kaum zu erkennen die Berge der Niederen Tatra |
Wir kommen ins weite Waagtal / Váhtal.
Der bekannte Fluss, der donauwärts fliesst trennt die Gebirgszüge
der Hohen von denen der Niederen Tatra. Bevor wir in die Berge der Niederen
Tatra hinauffahren werden, wollen wir dem Hauptort der Region, Liptovsky
Mikulas (dt. Liptauer St. Niklaus) einen Besuch abstatten. Aufgrund des
fallenden Regens wird es ein kurzer. Ein Blick noch auf den Liptauer Stausee,
der bei schönem Wetter sicher seine Reize hat und allerlei Bade-
und Sportaktivitäten zulässt, dann beratschlagen wir die weitere
Route. Eigentlich sollte jetzt ein Besuch der südlich gelegenen und
beeindruckenden Höhlen im Dämanova-Tal folgen, doch wir haben
keine Lust, uns durch Matsch und Morast zu Fuss in voller Montur im bergigen
Gelände zu quälen und fassen den Entschluss zur Weiterfahrt.
Diese führt uns 16 Kilometer im Waagtal zurück bis Liptovsky
Hradok, dort zweigt die einzige Passstrasse über die Niedere Tatra
ins Grantal nach Süden ab. Es regnet weiter ununterbrochen und je
höher wir bei Maluzina auf den Certovica der 72 folgend in dieses
Gebirge auffahren, umso kälter wird es.
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In Liptovsky Hradok entsteht übrigens der oben
erwähnte und wichtigste Fluss der Slowakei, die Waag (Váh),
durch den Zusammenfluss von Weisser Waag (Biely Váh) und Schwarzer
Waag (Cierny Váh). Sie fliesst Richtung Westen durch den großen
Liptauer Stausee, vorbei am alten Ruomberok (Rosenberg) zur Industrieregion
und Stadt Martin. Nach dem Durchbruch bei Strecno in der Kleinen Fatra wendet
sich der Fluss bei ilina (Sillein) in südwestliche Richtung,
passiert die weithin sichtbare Burg von Trencín (Trentschin) und
nähert sich südwärts ab Nové Mesto nad Váhom
(Neustadt an der Waag) und dem Kurort Pietany (Pistyan) der Donauebene
bei der Universitätsstadt Trnava (Tyrnau). Als Kleine Donau (Waag-Donau)
nimmt sie von links die Neutra auf und mündet bei Komárno (Komorn)
in die Donau. Da die Waag die halbe Slowakei durchfließt, war sie
schon früh ein wichtiger Wasserweg. Im Unterlauf ist sie schiffbar,
aber auch der rasche Oberlauf wurde zum Holz-Flössen genutzt. Regulierungspläne
bestanden schon Jahrhunderte, wurden aber erst um 1890 verwirklicht. Die
Wehre und Reservoirs im Waagtal dienen dem Hochwasserschutz, der Landwirtschaft,
Schifffahrt und Energiegewinnung. Für uns wird es Zeit einen heissen Tee zu nehmen, es ist schauerlich kalt und das Schild eines Restaurants am Passaufgang zum Certovica-Pass rettet unsere klammen Extremitäten vor weiterer Auskühlung. Man spricht auch hier kein englisch, dafür aber leidlich deutsch. Wir bekommen ohne Verständigungsprobleme für ein paar Cent etwas Warmes zu trinken und eine Suppe. Die Passstrasse ist trotz des Wetters im unteren Teil schön zu fahren, ringsum stehen die höchsten Gipfel dieses Mittelgebirges, das mit dem Dumbier über zweitausend Meter hoch ist. Leider sehen wir nicht viel und leider können wir auch die schönen Kurven im oberen Teil der Strecke nicht artgemäss nehmen, der Nebel und der Regen behindern die Sicht doch gehörig und der Belag ist glitschig. Als Vorteil erweist sich lediglich der fehlende Verkehr, sodass wir nicht gischtgeduscht hinter Lkw her fahren müssen. Einige kleine Dörfer und einsam stehende Häuser passieren wir in der triefenden Landschaft und als nach etwa 30 Kilometern die Passhöhe bei Sedlo Certovica auf etwa 1450m erreicht ist, finden wir sie von Wolken umgeben und die Sicht bei nahe null. Es herrscht wenig Betrieb und auch das Restaurant auf der Passhöhe scheint recht leer zu sein. Über ein paar Serpentinen unmittelbar unterhalb des Passüberganges fahren wir ohne Pause eine ebenso schöne Abfahrt durch Mischwald hinunter ins Tal der Gran (Hron), die Strecke ist der Auffahrt vergleichbar. Bei schönem Wetter muss sie ein absoluter Genuss sein. |
Die Berge der Niederen Tatra |
Auf dem Certovicapass |
Vor dem Erreichen des tief eingeschnittenen
Tales sehen wir eine Abzweigung, die links nach Brezno führt, einem
kleinen Städtchen, das wir besuchen wollen. Es sind etwa 10 Kilometer
über ein kleines Strässchen, das am Berghang verläuft.
Brezno selbst hat einen kleinen schönen Marktplatz, der uns im strömenden
Regen allerdings nicht zu einer Pause verleiten kann. Entlang der Hron
/ Gran fahren wir weiter westwärts, das Tal ist streckenweise ganz
romantisch von steilen Felshängen eingezwängt, die Strasse ist
breit und recht kurvig. Allerdings kämpfen wir mit dem erheblich
zugenommenen Verkehr und werden regelrecht geduscht von den durch hohe
Gischtfontänen pflügenden Lkw. Es scheint die Hauptverkehrsroute
zu sein, diese Verbindung (66) aus dem Osten über Brezno nach Banska
Bystrica. Tiefes Wasser findet sich auch auf der Strasse: Wasserlachen,
manchmal ganze Seen behindern die Pkw, die wir überholen müssen
um voranzukommen. Im weiter werdenden Flusstal mit schönen Burgen
neben der Strasse erreichen wir die 'Metropole' der Mittelslowakei, wie
sie sich selbst etwas überheblich nennt. Banska Bystrica (dt. Neusohl)
ist ein quirliges kleines Städtchen.
Die Region lebte einst sehr gut vom Abbau diverser Edelmetalle, Gold, Silber und Kupfer. Die Vorräte sind erschöpft und man lockt nun Touristen an, die die Vielzahl der angehäuften Kunstschätze des ehemals reichen Landstrichs besichtigen. Die Lage der Kleinstadt ist gekennzeichnet durch die verschiedenen Gebirgszüge, die hier aufeinandertreffen: Im Norden steht die Hohe Fatra, im Nordosten die Niedere Tatra, im Südosten beginnt das Slowakische Erzgebirge und im Süden die weniger bekannten Erhebungen um die Bergbaustädtchen wie Banska Stiavnica. Man ist sehr stolz auf seine Geschichte hier und wir steuern den Hauptplatz, den Namestie SNP an. Er trägt den Namen des slowakischen Nationalaufstandes 1944 im Namen, ein Hinweis für geschichtsbewusste Einwohner. |
Banska Bystrica, Namestie SNP... |
...quirliger Hauptort der Mittelslowakei |
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Unmittelbar gegenüber der ältesten
Kirche der Stadt, der Marienkirche, finden wir einen trockenen Platz unter
einem überdachten Toreingang, an dessen bemalten Wänden Tische
eines Restaurants stehen mit Blick auf den autofreien Platz. Dort essen
wir zu Mittag. Der Betrieb auf dem sonst sehr belebten Platz hält
sich in Grenzen. Während des Essens lugen wir nach draussen, in der
Hoffnung, dass der Regen etwas nachlässt. Aber leider denkt Petrus
nicht daran, die Schleusen des Himmels zu schliessen und so bleibt es
bei einem kurzen Besuch dieser Stadt, ein schneller Rundgang über
den Platz noch, dann sind wir wieder auf der Strasse.
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Zvolen |
Auf der mehrspurig ausgebauten Autobahn
66 Richtung Süden nach Zvolen (dt. Altsohl) im Grantal werden wir
erneut triefnass. Äusserlich zwar nur, denn die Regenkleidung bleibt
dicht, dennoch bereitet das Fahren kein Vergnügen. Zvolen hat ebenfalls
einen schönen Hauptplatz mit einem grossen Brunnen, der den herabfallenden
Wassern sein eigenes mit Überdruck entgegensprudelt. Auch hier machen
wir nur einen kurzen Rundgang.
Nachdem mir ein Slowake in reinstem slowakisch mit rudernden Gesten den Weg zu unserem nächsten Ziel erklärt hat und ich es tatsächlich verstanden habe, folgen wir erneut dem Flusslauf der Gran, die hier einen scharfen Knick in westlicher Richtung vollzieht, über die Autobahn 50 Richtung Ziar nad Hronom bis Hronska Dubrava, es sind nur wenige Kilometer. Nun geht es auf einer kleinen Landstrasse (525) in südlicher Richtung. Obwohl die Wolken sehr tief hängen hat es aufgehört zu regnen! |
Banska Stiavnica... |
...Bergbaustädtchen auf Hügeln |
Die Strasse ist kurvig, das Gelände
hügelig bis mittelgebirgig und es macht wieder richtig Spass durch
die Kurven zu schwingen. Kozelnik und Dolina heissen die verschlafenen
Orte, die wir passieren, bevor wir nach etwa 20 Kilometern auf der verschlungenen
Landstrasse und nach einem letzten Anstieg in eine tiefe Senke einfahren,
in der die Stadt Banska Stiavnica (dt. Schemnitz) liegt. Die Stadt ist
verteilt auf Hügel, die wie kleine Vulkankegel verstreut liegen,
jeder dieser Erhebungen hat ein Bauwerk auf seiner Spitze zu bieten. Kein
Wunder, die Gegend ist die vulkanreichste der Karpaten, was die Konfiguration
der Berge erklärt. Das Zentrum mit seiner den Hang hinaufführenden
Hauptstrasse (ul. A. Kmet'a) ist gepflastert und enthält neben dem
eher schlichten Rathaus die barocke Katharinenkirche, die städtische
Galerie, die in mehreren mit deutschen Sgraffitti bemalten Renaissancehäusern
untergebracht ist, das Fritz-Haus, das den Vorstand der Bergbauakademie,
die hier bereits 1770 gegründet wurde, beherbergte und den Kammerhof,
eine Zweigstelle des Bergbaumuseums. Ansonsten liegen die Schätze
des nur für den Bergbau konzipierten Städtchens weit verstreut
über die umliegenden Hügel. Banska Stiavnica heisst aufgrund
der Gesteinsvorkommen auch das 'Mekka der Mineralien'. Besichtigenswert
sind das Alte und Neue Schloss, die man auf umliegenden Hügeln errichtet
hat. Im Alten Schloss warten eine Pfeifensammlung und die Ausstellung
über den Beginn des Bergbaus, im neuen, das aus der Zeit der Renaissance
stammt und gegen den Türkensturm als Festung gebaut wurde, gedenkt
man dieser Zeit mit wechselnden Ausstellungen. Komplettiert wird das kulturelle
Angebot durch ein Bergbaufreilichtmuseum an der Strasse nach Levice.
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Für uns stellt sich nun die Frage,
wie wir den Tag fortzusetzen gedenken. Da es bereits früher Abend
ist, beschliessen wir uns nach einem Quartier umzusehen. Eine Pension
auf einem Hügel sieht von aussen recht nett aus, die Zimmer sind
jedoch von äusserst schlechter Qualität und dafür einfach
zu teuer. Auf der weiteren Suche nehme ich mutig am nördlichen Stadtrand
einen Abzweig nach links in westliche Richtung auf ein schmales Strässchen
mitten hinein in die waldige Hügellandschaft. Kurvig, steil bergab
über Serpentinen, dann wieder hinauf, so verläuft die Strecke
und wir holen das Fahrvergnügen nach, das uns heute bisher verwehrt
geblieben war. Immer tiefer hinein gelangen wir ins Stiavnicke vrchy,
das Schemnitzer Gebirge. Kleine Dörfer liegen am Weg, aber weit und
breit keine Pension oder ein Hotel. Über Havrania Skala, Hodrusa-Hamre
und Dolne Hamre kommen wir zur nächsten grösseren Ortschaft,
nach Zarnovica. Ein paar Kilometerchen noch... es ist zu schön, um
jetzt gerade aufzuhören. Wir überqueren erneut die Gran, die
munter dahinfliesst...
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Stiavnicke vrchy |
Hügellandschaft des Vtacnik |
...und folgen
einem kleinen kurvigen Strässchen nach Nordwesten ins Vtacnik, ein
Mittelgebirgszug, der bis auf 1345m ansteigt. Es bleibt trocken und es
ist angenehm warm, wir geniessen die Fahrt durch die endende Mittel- und
beginnende Westslowakei, um uns her Felder, Wiesen und Wälder. Zwischendurch,
von Anhöhen aus, hat man einen wunderbaren Blick in die Ferne. Vor
Partizanske treffen wir wieder auf eine breite Strasse (64). Die Stadt
selbst bietet keine besonderen Highlights, deswegen fahren wir in nördlicher
Richtung bis Hradiste, um uns her liegen jetzt v.a. weite Felder, die
Berge haben sich auf in die Distanz zurückgezogen. Als wir bei einbrechender
Dunkelheit nach Banovce nad Bebravou einfahren und ein Schild 'Hotel'
sehen, biegen wir kurzerhand ab und beziehen Quartier. Man merkt an den
Preisen, dass wir uns langsam wieder dem Westen nähern, dennoch ist
es gemessen an deutschen Vorstellungen noch recht günstig.
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Das Wetter macht mir Sorgen, eine
massige Schlechtwetterfront liegt über uns bis tief in den Süden,
dennoch gibt es einen Lichtblick, denn von Westen nähert sich ein
ausgedehntes Hochdruckgebiet. Während des Abendessens in einem benachbarten
kleinen Restaurant, das nebenbei gesagt nicht besonders überzeugt,
besprechen wir die meteorologische Situation und kommen zum Ergebnis,
unsere geplante Route umzuändern und dem schönen Wetter entgegen
zu fahren. Im Fernsehen des Lokals läuft ein deutscher Sender, obwohl
hier kein Mensch diese Sprache versteht oder spricht, es muss wohl schick
sein, anders kann ich mir das nicht erklären.
Morgen geht es also gen Westen, einen Tag eher als geplant. |