Corvara - Sestri Levante - Varese Ligure - Borgonovo Ligure (100 Km)
Heute fahren wir zu Christina und Luca, doch davon
wissen wir noch nichts. Der Morgen präsentiert sich leicht bewölkt,
das Wetter soll noch einige Tage schlecht bleiben, im Landesinnern regnet
es weiter. Somit werden wir die ursprünlich geplante Route in den
südlichen Apennin endgültig sausen lassen und uns weiter hier
im Norden aufhalten, wo es uns auch ausnehmend gut gefällt. |
Levanto |
Moneglia.... |
....die ampelbewehrte Tunnelzufahrt nach.... |
Danach geht es gut 15 Minuten in schwach oder unbeleuchteten Tunnels bis Sestri Levante, das einen mit einem hässlichen Industriekomplex empfängt. Doch das soll nicht täuschen: Sestri ist einer der stimmungsvollsten Badeorte an der ligurischen Küste. Seine Altstadt thront auf einer flachen Landzunge, die sich in die Riviera erstreckt. Unbedingt anzusehen sind die Isola, die der Stadt vorgelagert ist, sowie die beiden Stadtstrände an der nach Norden gelegenen Märchenbucht. Oder die Bucht des Schweigens, die aber genauso märchenhaft ist, wie die o.g. Einige schöne Kirchen und Palazzi, sowie die von farbenfrohen Stadthäusern eingerahmte Ladengasse sind weitere Highlights. Leider war mein Foto nicht funktionsfähig, sodass Bilddokumente hiervon fehlen. Etwas Besonderes wird in der Gelateria Caruggio geboten: Preisgünstiges Eis in höchster Qualität, auch bei den Einheimischen ein Hit. |
....Sestri Levante |
Ligurischer Apennin im Varatal |
Wir begnügen uns mit einer Pizza
und machen uns dann wieder auf den Weg. Da das Wetter trocken zu bleiben
verspricht, fahren wir wieder in den schönen Apennin ins Varatal,
das hinter Sestri in nordöstlicher Richtung aufsteigt. Kaum Verkehr,
die üblich gut ausgebauten Strassen lassen das Gekurve wieder zum
Genuss werden. Nach etwa 20Km erreichen wir ein schönes Städtchen:
Varese Ligure. Es ist jetzt richtig heiss und das Schild 'Gelateria' lädt
uns auf der Piazza direkt ein, Platz zu nehmen. Als wir unser Eis bestellen
sollen, probieren wir erst einige Sorten an der Theke, bevor wir uns festlegen.
Das Eis ist ein Gedicht. Vor uns liegt der Platz in der Sonne, wir sehen
den ganzen Ort geschmückt und erfahren, dass hier am Abend Opernvorstellungen
im Freien stattfinden. Varese ist das Zentrum des oberen Varatales. Der
Ortskern ist als Borgo rotundo weithin bekannt für seine Schönheit.
Ein kreisrunder Grundriss liegt der Innenstadt zugrunde und stammt aus
dem 14.Jh. Um uns sind die engen Ladengassen des Stadtteils Borgo nuovo
zu bewundern.
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Varese Ligure |
Im Nebel am P. d. Bocco |
Nun passiert mir ein Fehler. Eigentlich
wollten wir über den Passo di Cento Croci weiter in den Norden des
Apennin, ich verpasse aber die richtige Ausfahrt aus Varese Ligure und
schon bald finden wir uns an den Hängen des Gebirges auf kleinen
Strässchen wieder, ohne Orientierung. Nach einigem Gesuche auf der
Karte, denke ich wieder zu wissen, wo wir sind und schlage eine Querung
zum Passo del Bocco über das Dorf Scurtabo vor, der uns wieder auf
grössere Strassen bringt. Mein Kompagnon ist es zufrieden. Wir passieren
die Grenze zur Provinz Genua. Die Gegend begeistert mit ihren schmalen,
kurvigen und einsamen Strässchen und den den typisch gebauten kleinen
Dörfern, die wir durchfahren. Man sieht wenige Menschen, die meisten
sind wohl bei der Feldarbeit. Nun hat leider das Wetter wieder zugezogen,
es beginnt zu tröpfeln. Wir haben eigentlich keine Lust mehr, uns
schon wieder einnässen zu lassen, und da die Wolken bedrohlich scheinen,
beschliessen wir die Unterkunftsuche. In Scurtabo steht eine Albergo,
die auch Zimmer hätte, da reisst der Himmel wieder etwas auf. Wir
entscheiden doch noch ein Stückchen zu fahren und schrauben uns über
enge Kurven weiter hinauf in die Berge. Um uns herum sattes Grün,
duftende Wiesen und Wälder. Plötzlich Nebel. Wir sind mitten
in die Wolken geraten und sehen die Hand nicht vor Augen. Die Strassen
sind nicht befestigt und so geht es im Schneckentempo voran. Es wird zunehmend
frischer, manchmal denke ich, dass mein Hinterrad wegrutscht. So erklimmen
wir tausend Höhenmeter und erreichen im Nebel den Passo del Bocco
auf 954m und damit die Provinz Genua. Nach etwa zwei Kilometern Abfahrt
vom Pass, die mehr ein Gestochere im Dunkel ist, reissen die Wolken auf
und wir sehen wieder die Landschaft. Grandiose Aussicht, wenn auch etwas
im Wolkenschleier. Regnen tut es nicht. Die restliche Fahrt vom Bocco
ins Aveto-Tal nach Borgonovo Ligure gestaltet sich angenehm mit weiten
Kurven, schönen Ausblicken und romantische Dörfern, wie z.B.
San Siro Foce.
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Aussicht vom P. d. Bocco, San Siro Foce |
In Borgonovo Ligure beginnen wir,
da es schon Abend wird, erneut mit der Quartiersuche. Etwa zwei Kilometer
nördlich des Dorfes sehe ich ein Schild, das eine Locanda signalisiert.
Wir biegen ab und fahren ca. drei Kilometer auf einer schmalen Strasse
durch den Wald einen Abhang hinauf. Da sehen wir auf der rechten Seite
ein recht neues Häuschen und biegen in die Einfahrt. Die junge Frau,
die uns öffnet, sagt uns, dass wir richtig sind und dass sie Zimmer
hat. So beziehen wir ein neu errichtetes Häuschen. Wir sind die einzigen
Gäste, der Preis ist ungeschlagen. Es riecht nach frischen Farben,
so neu ist alles. Als wir es uns bequem gemacht haben, stellt sich die
Frage nach dem Essen. Eigentlich habe ich überhaupt keine Lust, wieder
in ein Restaurant zu gehen, sondern schlage ein zünftiges Vesper
mit Vino, Brot, Salami und Käse vor. Also fahren wir wieder zurück
ins Dorf und versorgen uns in einem kleinen Laden mit dem Gewünschten.
Direkt an unser gemietetes Häuschen grenzt ein mit einer Trockenmauer
umgrenzter und überdachter Raum an, in dem ein selbstgemauerter Pizzaofen
untergebracht ist.
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Dort laden wir unsere Mitbringsel ab. Als wir die Bikes gerade in der Garage untergebracht haben, hören wir ein entferntes, aber lautes Rauschen, das näher kommt. Luca, so heisst der junge Italiener, dem die Locanda gehört, sagt uns, dass man so hier im Apennin den Regen kommen hört. Und richtig: Das Rauschen wird immer lauter, fast ein Donnern, als es um uns herum plötzlich giesst wie aus Kübeln. Wir flüchten unter unser Dach und bereiten unser Essen vor, für das Christina, so heisst die junge Gattin von Luca, uns Teller, Gläser und Besteck gerichtet hat. Als wir essen, blitzt und kracht es ohne Unterlass um uns herum, teilweise schlagen die Blitze in unmittelbarer Nähe ein, sodass uns doch etwas mulmig wird. Nachdem das Getöse schliesslich nachlässt, futtern wir mit Appetit und der Wein schmeckt nach diesem Erlebnis nochmal so gut. Ein Gewitter im Freien und dazu im Gebirge hat schon etwas beängstigendes. Christina kommt nochmal kurz vorbei und lädt uns für den nächsten Abend zu selbstgebackener Pizza aus ihrem Ofen ein. |
Die Locanda hoch im Apennin, links 'unser' Haus |
Nach dem Gewitter |