Hier
folgt eine allgemeine Beschreibung des Rhônetales. Empfehlenswerte
Ausflugsziele und schöne Bikerstrecken sind unter den jeweiligen
Talabschnitten Ober-/Mittel- und Unterwallis zu finden, die grandiosen
Pässe der Region sind unter 'Wege ins Wallis' beschrieben.
Regionale Karten und Bilder zu den beschriebenen Talabschnitten findet man unter den Links zu Besichtigungen und Ausflugsempfehlungen etc. Veranstaltungen, Festivals, Feste etc. der Region sind ebendort zu finden. |
Allgemeines:Die
Rhône hat eine Länge von etwa 812 km und entwässert das
gleichnamige Tal mit seinen Seitentälern ins Mittelmeer. Ihr Einzugsgebiet
umfasst ca. 100.000 qkm. Das Rhônetal zieht auf schweizer Seite
in südwestlicher Richtung und mit einem Knick in nordwestliche Richtung,
dem Rhôneknie bei Martigny, vom Rhônegletscher bis zum Genfer
See. Es entspricht in etwa der Ausbreitung des Kantons Wallis. Dieser
umfasst noch diverse Seitentäler mit ihren Zuflüssen zur Rhône.
Es verleitet viele - dann allerdings fehlgeleitete - Zeitgenossen zum
reinen Durchfahren auf dem Weg nach Frankreich oder Italien. Wer sich
etwas Zeit nimmt wird jedoch schon bald die unvergleichliche Schönheit
und den Reiz der Gegensätze dieser Landschaft, die sich von den Obstplantagen
und Weinbergen im unteren Talabschnitt bis zu den gewaltigsten Gletscher-
und Eisriesen der Alpen erstreckt, entdecken und bewundern. Ich habe in
vielen Motorradtouren in und durch diese Landschaft zugegebenermassen
mehr als nur ein freundschaftliches Verhältnis zu dieser Region,
zum Wallis, entwickelt. Dieses erhielt seinen Namen übrigens durch
die Römer, die es einfach 'vallis' = Tal nannten, geprägt vom
durchfliessenden Fluss. Man trennt eigentlich nur das deutschsprachige
Oberwallis mit dem Goms vom welschen Unterwallis, das Mittelwallis ist
aber unter Alpinisten ein Begriff, es umfasst die Region talaufwärts
von Sierre bis Visp und soll bei der regionalen Einteilung hier Verwendung
finden. |
Der Eisschwund des Rhônegletscher seit 1602 |
Die Rhône entspringt
dem Rhônegletscher, der, da gut zugänglich, der besterforschteste
Gletscher überhaupt ist, während der Eiszeit bis Lyon reichte
und heute noch eine kleine Fläche unterhalb des Dammastock-Galenstock-Massivs
bis zum Sustengebiet mit seinem Eis bedeckt. Seine Ausdehnung beträgt
eben noch 17 qkm, bescheiden, wenn man bedenkt, dass während der Eiszeit
eine Fläche von 25.000 qkm von seinem Eis bedeckt war. Er nimmt an
Ausdehnung und Mächtigkeit kontinuierlich ab und in wenigen Jahrzehnten
wird er das Schicksal aller Alpengletscher geteilt haben, wenn er nämlich
verschwunden sein wird. Die Rhône, die hier dem Eis entspringt, heisst
alemannisch Rotten, was sich wahrscheinlich vom keltischen 'rot', also fliessen,
ableitet. Der eigentliche Name Rhône entstand wahrscheinlich zu antiker
Zeit, als 578 v Chr. griechische Siedler aus Rhodos sich im Mündungsgebiet,
der Camargue, niederliessen und dem Fluss seinen Namen gaben. Unterhalb
des Rhônegletschers liegt der Weiler Gletsch, in dem sich die Passstrassen
des Furka- und Grimselpasses,
also die Verbindungen aus dem Kanton Uri und dem Berner Oberland ins Wallis,
treffen. Der obere Anteil des Rhônetals ist das Goms, ein schönes
Hochtal, das bis kurz vor die Tore der oberwalliser Stadt Brig reicht. |
Sein Anschluss an ein
befahrbares Verkehrsnetz erfolgte erst relativ spät im 19. Jahrhundert,
genauer 1857 bis 1861 wurden die Verkehrsverbindungen durchs obere Goms
realisiert. 1866 wurde die Furkapasshöhe erschlossen, ab 1871 gab es
einen regelmässigen Postkutschenverkehr. Ein Reisebericht aus damaliger
Zeit zeigt den Beginn des Tourismus: "Mittlerweile sind wir in Gletsch angekommen, um im vortrefflichen 'Hotel Glacier du Rhône' verdienter Ruhe zu pflegen. Es ist eben Mittagszeit. Von der Furka her und vom Rhônetal hierauf kommen die Eilwagen angefahren, hungrige und durstige Reisende stürzen ins Haus und besetzen alle Plätze des geräumigen Speisesaals. Pferde werden umgespannt, die Kondukteure fluchen, die Postillione schimpfen und schelten -es ist ein Lärm, dass es einem in den Ohren saust. Wir schauen uns das bunte Treiben einige Augenblicke an, eilen aber lieber weiter hinaus in die reine, stärkende Alpenluft, wo die junge Rhône einem riesigen Eisthor entströmt. Und ganz in der Nähe hat die Spekulation eine zugängliche Eishöhle gegraben. Unter ihrem blauen Schimmerdache wollen wir träumen, bis unten im Gasthause wieder Ruhe geworden." Da fühlt sich ein Zeitgenosse des ausgehenden 19. Jahrhunderts in seiner Ruhe durch den 'Massentourismus' gestört. Nun, zum Glück weiss er wenig über die heutigen Zustände. Leider ist es in der Hochsaison im Sommer am Ursprung der Rhône recht voll, um nicht zu sagen verstopft. Durch den zunehmenden Verkehr kann es durchaus vorkommen, dass man auf der Strecke Oberwald-Gletsch oder am Furka- oder Grimselpass im Stau steht. Gefahr droht(e?) dem Talkessel von Gletsch auch noch von anderer Seite: Ein Industriekonsortium im Verbund mit dem Kanton Wallis plante einen gewaltigen Stausee zur Energiegewinnung, der Gletsch und das Tal verschluckt hätte. Umweltschützer konnten bisher allerdings die Realisierung verhindern. |
Der Rhônegletscher ca. 1850. Deutlich der Eisschwund,
vergleicht man ihn mit heute. Damals noch fehlend die Furkapassstrasse.
Lediglich ein paar Schafhütten standen dort, wo heute Gletsch liegt. |
Südlich von Gletsch
fliesst die junge Rhône schäumend durch eine Schlucht ins Goms,
dessen nördlichster Ort Oberwald ist. Viele kleine Orte, die leider
zunehmend touristisch verbaut werden, reihen sich aneinander und machen
den Charakter der Landschaft des Goms aus. Eine Fahrt ins Rhônetal
ist erstaunlicherweise keine Fahrt entlang der Rhône. Man hat den
Eindruck, dass die Ortschaften den Fluss meiden. Aus gutem Grund, überflutete
die wilde Rhône vor ihrer Bändigung durch Dämme regelmässig
und verheerend das Tal. Auch bietet kaum ein Fluss so wenig für die
Naherholung wie die Rhône zwischen Gletscher und Genfer See, von Ausnahmen
abgesehen. Kaum Ufergehölz, dafür eignet sich der Oberlauf für
Rafting ganz gut. Hier kommt auch eine typische Eigenart des Rhônetals
ans Licht, nämlich das Aschenbrödeldasein im Schatten der gigantischen
Naturschauspiele der Seitentäler. |
Die typischen Walliser
Häuser aus schwarzverfärbtem Holz, z.T. Jahrhunderte alt und die
Speicherstadel auf den Sockeln mit den vor Ungeziefer schützenden Steinplatten
sind geradezu wegweisend für das Oberwallis. Das Wallis war, wie die
Alpenregion überhaupt, noch bis in unsere Zeit von der Land- und Alpwirtschaft
geprägt, zunehmend übernehmen allerdings Tourismus und Industrie
die Hauptrolle in der Einkommenspyramide. |
Typische walliser Bauweise |
Noch sind im gesamten
Rhônetal bewirtschaftete Alpen (Almen) zu finden, die einen vorzüglichen
Käse herzustellen verstehen, sie machen jedoch gerade noch 5% des erwirtschafteten
Sozialproduktes aus. Die Industrieansiedlungen, die heute eine wesentliche
Rolle in der Wirtschaft des Kantons spielen, sind erst spät errichtet
worden und fallen erst weiter südlich ab Brig z.T. sehr störend,
weil architektonisch deutlich landschaftsverschandelnd, auf. Metallverarbeitung
und Chemie sind nur zwei Beispiele für die Industrieregion Wallis.
Schon im Mittelalter war die Region durch den Salzhandel über den Simplon
und die Urbarmachung des Rhônetals zu Reichtum gelangt. K.J. Stockalper
aus Brig war bezüglich seines Reichtums durchaus mit den Fuggern vergleichbar.
Ein weiterer wichtiger Industriezweig ist heutzutage die Energiegewinnung
aus Wasser. Hierfür wurden in den Seitentälern gewaltige Stauseen
(der Grand Dixence im Val d'Entremont ist der grösste seiner Art mit
der 284m hohen, imposanten Staumauer) angelegt und ganze Bergmassive untertunnelt,
um Wassermassen von Tal zu Tal pumpen zu können, eine ingenieurtechnische
Meisterleistung. Das Wallis ist zweisprachig, die Sprachgrenze verläuft im Mittelwallis am Flüsschen Raspille, ein zweiter 'Röschti-Graben' sozusagen, der nicht nur Sprach- sondern auch Kulturgrenze ist. So interpretiert man im Oberwallis Fakten anders als im Unterwallis, die Häuser sind verschieden, die Küche und die Traditionen sind hie deutsch, dort französisch. Der gesamte Süden ist französischsprachig. Man sollte übrigens nicht von 'dem Walliser' reden, den es genau betrachtet so nämlich nicht gibt, sondern vom 'Zermatter', vom 'Briger', vom 'Sittener' usw. Im Nord-Osten oder Oberwallis spricht man Walliserdütsch, ein sehr harter alemannischer Dialekt, der stolz gepflegt wird. Als Schwabe hat man weniger Mühe das Kehlige, Harte dieser urtümlich anmutenden Sprache der alemannischen Vettern zu verstehen. Als Preusse allerdings.......? Unglaublich, wie dieser Menschenschlag sich auch gegenüber den anderen schweizer Verwandten abgrenzt, sie sind für den Walliser gerade mal 'Üsserschwizer', also ausserhalb der eigentlichen Schweiz, dem Wallis, angesiedelte 'Restschweizer'. Aufgrund dieses Tatbestandes sollen die Walliser bei den anderen Schweizern nicht eben sehr beliebt sein. Als Fremder, der gern auch 'fremdes Hudel' geschimpft wird, sollte man sich darauf gefasst machen, dass man hie und dort, manchmal auch häufig, auf Einheimische trifft, die sich stur weigern, ihren Dialekt zwecks einnehmlicher Kommunikation gegen ein verständliches Hochdeutsch zurückzustellen. Nach dem dritten Nachfragen klappt es dann doch meistens. Ein weiterer Charakterzug der Einheimischen ist wohl ihr etwas anarchisches Staatsverständnis, das vor allem im französischen Teil zelebriert wird: Gesetze werden nicht immer nach dem Inhalt, sondern nach dem individuellen Bedürfnis ausgelegt. Hiervon waren v.a. das Baurecht und der Umweltschutz betroffen, einige Skandälchen und Skandale sprachen eine beredte Sprache. Seine Gründe hat dies in einem weiteren grundsätzlichen Charakterzug des Wallisers: Seiner Selbstständigkeit. Wer über Jahrhunderte auf sich selbst gestellt und grosse Teile des Jahres klimabedingt abgeschnitten war, entwickelt wohl diese verständliche Eigenart. Versuche niemals als Aussenstehender einem Walliser gute Ratschläge zu erteilen, Du wirst eine Bruchlandung erleben! Die Abgeschiedenheit zum Rest der Schweiz bescherte dem Wallis eine Vielfalt regionaler Kulturen und Traditionen. So trifft man heute noch mancherorts Menschen in alten Trachten, findet so anachronistische Veranstaltungen wie die sog. Ringkuhkämpfe der Eringerkühe im Unterwallis und vieles mehr. Ein besonderer Brauch ist die sog. 'Mazze': Um gegen die Obrigkeit vorzugehen wurde früher ein Holzstrunk zu einem den Betreffenden darstellenden Antlitz geschnitzt, das dann auf dem Marktplatz ausgestellt und von Dorf zu Dorf getragen wurde. Als Zeichen bürgerlichen und politischen Zornes konnte jeder, der mit dem Dargestellten ein Hühnchen zu rupfen hatte, einen Nagel in den Pflock einschlagen. Kamen genügend Nägel zusammen, wurde der betreffende hohe Herr kurzerhand geächtet, seine Güter beschlagnahmt und er persönlich zum Teufel gejagt. |