Fünfter Tag    Ospedaletti - Spotorno (Ligurien), 60km


Imperia
Es ist wieder ein herrlicher Tag heute. Wir frühstücken ausgiebig und beschliessen, einige Besichtigungen zu machen. Zuerst fahren wir an der Küste entlang über San Remo, das schön aber überlaufen ist, nach Imperia. Die Region heisst von der französischen Grenze bis Genua Riviera Ponente und der Abschnitt um San Remo die Riviera dei Fiori, also die Riviera der Blumen. Sie ist auch unter den Italienern die beliebteste Ecke Liguriens. Tatsächlich blühen in der üppigen Vegetation viele Blumen, man sieht viele Gewächshäuser. San Remo ist die Kapitale des Blumenzaubers und daher unbedingt zu besichtigen. Wir bleiben, wie gesagt, nur kurz und fahren nach Imperia. Diese z.T. auf einem Felsen liegende Stadt ist besonders zu empfehlen. Neben dem Duomo San Maurizio und dem Palazzo Pagliari gibt es ein Olivenmuseum, viele Plätze, die zum Verweilen einladen und arkadengesäumte Einkaufstrassen für einen Bummel.
Wir sind schon hinter Imperia auf der Küstenstrasse, die meist direkt am Wasser verläuft. Unterbrochen wird dies nur dort, wo man durch Ortschaften fährt, sodass, aufgrund fehlender solcher, die Fahrt bis Albenga einen landschaftlichen Genuss verspricht. Albenga ist ein weiterer Höhepunkt an der Riviera. Die Stadt ist ein Prunkstück bezüglich kultureller Schätze, auch antiker Schätze, war die Stadt doch ein Hafenzentrum der Römer in Norditalien. Nur Ravenna und Mailand verfügen über ähnliche Kulturgüter wie Albenga. Besichtigenswert sind der Dom San Michele, das Museo Civico Ingauno e Battistero, der Palazzo Vecchio, das Museo Diocesano und das Museo Navale Romano mit Funden aus gesunkenen römischen Galeeren, darunter 1000 Weinamphoren. Hinter Albenga kommen wir an der Küste entlang über Borghetto S. Spirito und Loano nach Finale Ligure. Hier befürchten wir, in den Rummel ausländischer Touris, die wir bisher eigentlich überhaupt nicht getroffen haben, zu kommen, da dieser Ort bekanntermassen nach dem Krieg zum Urlaubsziel Nr. 1 der Deutschen geworden war. Aber Fehlanzeige: Auch hier keine Teutonen, Holländer, Engländer etc. Wo die nur alle sind?? Wahrscheinlich an der Adria. Uns soll's recht sein. Trotzdem die ausländischen Touristen fehlen, ist es hier recht voll, alles Inländer, versteht sich. Es ist aber sehr angenehm für uns und auch die Quartiersuche hat sich bisher recht unkompliziert gestaltet. Hoffen wir, dass es so bleibt.

Die Gassen von Spotorno
Heute wollen wir noch baden und beschliessen, dies im Örtchen Noli in einer herrlichen Bucht nach erfolgter Hotelsuche zu tun. Noli ist wohl einer der angenehmsten italienischen Badeorte überhaupt. Das kleine Städtchen war lange selbstständige Republik und sehr wohlhabend und ist bis auf den heutigen Tag eine Perle mit wunderbar erhaltener Altstadt. Hier will sich für uns aber kein Hotel mit freien Zimmern finden. Also suchen wir in brütender Mittagshitze die Ortschaften durch und werden gottseidank in Spotorno, einem hübschen Ort gleich hinter Noli, fündig. Mitten im Dorf und bei einem Hotelier der ebenfalls Ciclisti ist und uns stolz zwei alte Be eM Wu zeigt, bevor er uns grosszügig seine Garage zur Verfügung stellt, finden wir noch zwei Zimmer. Raus aus den Klamotten und runter ans Bagno. Hier werden wir nochmals richtig abgezogen: Für Zwei Stunden knöpft man uns Li 20.000 für einen Liegestuhl ab. Den braucht man an Italiens Stränden, zumindest dort, wo es kultiviert zugeht. Und das ist in Italien im sog. Bagno der Fall. Bagnos findet man in der Saison überall, wildes Liegen mit eigenem Handtuch? Da könnte jeder kommen, wird nicht toleriert. Also blechen bitte. Der Tag klingt am Wasser und später in einem ausgezeichneten Restaurant aus. Als Gipfel der italienischen Gastfreundschaft erleben wir heute ein Kontrastprogramm zur deutschen Unart, Getränke nur bis zur aufs Glas gezeichneten Füllmarke einzuschenken. Nachdem wir einen Grappa bestellt hatten, stellt uns der Kellner eine ganze Flasche hin, die immerhin noch halb voll ist, ein wunderbarer gelblich schimmernder Grappa übrigens, und wir schenken uns ein Gläschen, na sagen wir ein Glas, ein. Nachdem wir's geleert hatten stand die Flasche immer noch da. Na komm schon, noch einer und zwei, drei...nu war die Flasche leer und die Köpfe voll. Auf der Rechnung nachher war jeweils nur ein Grappa... Vielleicht fanden die Italiener unser Bemühen, radebrechend italienisch zu reden einfach so köstlich, dass sie uns belohnen mussten? Oder einfach nur Gastfreundschaft? Auf jeden Fall zur Nachahmung empfohlen.


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