Fiesch - Martigny - Großer + Kleiner St. Bernhard - Moutiers - Col de la Madeleine
Streckenlänge |
Fahrzeit
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Landschaft
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Architektur
/ Kultur
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316
Km
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9 - 20 Uhr
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Heute morgen haben wir, Dank der noch offenen Coop-Tankstelle
von gestern Nacht, wenigstens ein Stückchen Käse, Brot und etwas
Wurst für ein kleines Frühstück, das wir frühmorgens
mit Aussicht auf die bewölkten Gipfel der Berner Alpen einnehmen. Dazu
läuft DRS3 aus dem Radio. Unsere bange Frage gilt dem Wetter. Das sieht
leider nicht ganz so gut aus, wie wir es erhofft hatten. Aus Westen soll
es zunehmend bewölken und auch zeitweise regnen. Allerdings schaut
es im Moment noch nicht danach aus. |
Danach unterfahren wir die moderne Seilbahn der Bettmeralpbahnen und erreichen über Mörel und Bietsch die oberwalliser Stadt Brig mit dem bekannten Stockalperschloss, das Wahrzeichen der Stadt. Ohne Halt folgen wir der N9 Richtung Sierre und lassen die neu eröffnete Autobahn links liegen. Das Tal hat sich seit Brig geweitet, die Berghänge sind weit auseinandergetreten und hinter Visp wechseln sich längere Geraden mit weiten Kurven ab. Die Fahrt im Talgrund der Rhône ist hier zugegebenermassen wenig attraktiv. Das ändert sich hinter der Sprachgrenze, wenn nämlich die walliser Weinberge bis zur Strasse reichen und die Burg von Sion ins Blickfeld kommt auch nur wenig. Auf der rechtsseitigen Flusseite kommen noch ein paar weite Kurven bei Conthey, danach geht es schnurgerade bis nach Martigny, der alten Stadt aus Römerzeiten am Rhôneknie. |
Der markante Pierre Avoie über dem Rhônetal |
Der Blick auf Martigny und den Col de la Forclaz |
Links oberhalb der Strasse erblicken
wir den Pierre Avoie, einen markanten Felsgipfel, von dem mir vor vielen
Jahren eine Kamera bei der Gipfelersteigung abgestürzt war, sie zerbarst
in tausend Teile. Vor uns erkennen wir die Serpentinen, die zum Forclaz
nach Chamonix hinaufführen. Gemäss unserer 'alten' Tradition
suchen wir einen Parkplatz in der fast ausgestorbenen Centre Ville und
trinken einen schnellen Espresso unter den herrlichen Platanen. Die von
Westen heranziehenden Wolken werden dichter und sind in regenbeladenem
grau. Bevor es losregnet wollen wir auf dem Gr. St. Bernhard stehen und
verlieren daher keine Zeit mehr sondern fahren über die N21 zügig
ins Tal der Dranse und anschliessend ins Zwischenbergental, das Val d'Entremont.
Anfänglich standen die Felsen noch steil und dicht bei der Strasse,
im Entremont, das ab dem Ort Sembrencher vom Haupttal der Dranse abzweigt,
weichen sie dann wieder weit auseinander und geben ein Hochplateau frei,
das erst wieder im oberen Teil des Passes enger wird. Kurz hinter Sembrencher
der Dranse folgend, findet man bei le Chable die Auffahrt nach Verbier. Für Reisende, die noch etwas Zeit übrig haben, führt ein serpentinenreiches Strässchen nach links hinauf zum Pas du Lein
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Der Gr. St. Bernhard im unteren... |
...und im oberen Teil des Passes |
und über den Pass zurück ins Rhônetal. Oder man geniesst einfach von Verbier, dem mondänen Ferienort aus die herrliche
Aussicht auf das Massiv des Grand Combin bei schönem Wetter. Am Talende der Dranse steht übrigens ein gigantisches Bauwerk, die 256m hohe Staumauer des Mauvoisin bei Fionnay, ein beeindruckendes technisches Meisterwerk, das dieses finstere Tal begrenzt. Ganz anders ist der Charakter unserer Passauffahrt der Dranse d'Entremont entlang: Die lichte Weite der Landschaft und eine breite Strasse, die teilweise mehrspurig ist, verführen zu zügiger Fahrweise, zudem herrscht heute kein Verkehr, was uns gut voran bringt. Bei Orsieres an der letzten schweizer Tankstelle in Bourg St. Pierre fülle ich nochmals günstiges Benzin nach, danach verschwindet die Strasse in Galerien und Tunnels, um oberhalb eines Stausees endgültig mautpflichtig den Berg zu durchqueren. Hier hat man die Möglichkeit, den Weg über den Tunnel oder über den Pass zu nehmen, was wir auch tun, nämlich letzteres. Schmal und kurvig, über zahlreiche Serpentinen schlängelt sich das Strässchen hinauf zur Passhöhe auf. |
Die noch ziemlich verschneite Passhöhe |
Statt echter Bernhardiner: Touristen-Nepp |
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2473m. Dort steht das Hospiz der Zisterzienser-
oder Bernhardinermönche, das weiter in Betrieb ist, die berühmten Hunde sucht man allerdings vergebens,
ausser Bergen von Stofftieren findet sich nichts mehr von der bekannten
Zucht. Man hatte keine Verwendung mehr für die einst so tüchtigen
Rettungs- und Hütehunde und das Touristenspektakel, das den Tieren
sicher nicht gut bekam, beendet. Einige wenige Exemplare sollen noch im Hospiz sein. Wir parkieren neben einem Haufen Stoffhunden, der bis zum ersten Stock zu reichen scheint. Anschliessend spazieren wir an den noch halb zugefrorenen See und kehren dann zu einer zünftigen Jause bei den Bernhardinern ein. Von Norden sieht das Wetter reichlich trübe aus, aber der Süden hat aufgerissen und lockt mit warmen Sonnenstrahlen, da wollen wir hin, das hebt die Laune! Nachdem wir das Vesper an den Ort verdrückt haben, wo es seine Reise durch das innere Höhlensystem zur Stärkung und Erquickung des Essers zu leisten hat, steigen wir, zugegeben etwas träger als vorher, wieder auf unsere Maschinen, passieren ohne Kontrolle die italienische Grenze und streben der Passabfahrt zu. |
Enges, kurviges Passsträsschen |
Um uns herum zeigen die Walliser Alpen nochmals ihre rauhe und kalte Seite, schroffe Bergklüfte vom Grand Combin im Osten hin zu den französischen Viertausendern des Mont Blanc-Massivs, deren östlichstes Highlight sicher der Gipfel der Grandes Jorasses ist, der steil emposteigt und seine abweisenden Felsflanken eisbedeckt präsentiert. Im oberen Teil lässt sich der Gr. St. Bernhard an seiner Südflanke kurvig und schmal an. Über mehrere Hangtrversen erreicht man schliesslich den mittleren Teil, der sich über Wiesen hinab in bewaldetes Gebiet erstreckt. Ab St. Remy taucht die Strasse aus dem Bernhardtunnel wieder auf und verläuft als Autobahn in einem weiten Bogen am Hang. Wir bevorzugen weiterhin unser kleines Strässchen, die Ortschaften heissen Etroubles und Gignod, der Architekturstil hat sich gewandelt, wir kommen in den Süden. Heiss ist es jetzt und Aosta wartet. Nach den letzten Kehren müssen wir noch ein paar Kilometer dem Mont Blanc zu fahren, um dann auf dem Marktplatz von Aosta zu landen. Da hier Fussgängerzone ist, parkieren wir in der Altstadt und suchen den Weg per pedes auf die Piazza. |
Aosta... |
Südliche Gelassenheit in der einstigen... |
...Römerstadt |
Die Stadt begrüsst uns mit reichhaltiger Architektur und es sieht nach gediegenem Reichtum aus. |
Die Strasse SS 26 zieht sich entlang des Tales, durchquert, nachdem es hinter der Passzufahrt bei Pré St.-Didier einige Serpentinen hatte, auf einer langgezogenen Geraden die Landschaft. Skiorte, wie Elévaz und La Balme werden durchquert, schmucklose Gebrauchsarchitektur, die man nach dem Ort La Thuile hinter sich lässt und erneut über Serpentinen der Passhöhe zustrebt. Die Landschaft ist jetzt eindeutig karger, rauher, der Belag griffig und das Gemüt ausgeglichen. Obwohl der pass hier oben keinerlei Ansprüche an fahrerische Künste erhebt, macht es ausgesprochen Spass die in Sicht kommende Passhöhe zu überqueren. Von weitem erkennt man das Wahrzeichen des Übergangs, die Statue des Hl. Bernhard von Menton. Der Kiosk, der sich hier oben befindet, hat geschlossen. Rainer wartet schon auf mich, ich habe halt den Job der Fotografiererei und bin deshalb wieder mal verspätet. Frisch ist es hier oben, das ist ein Wohltat nach der Hitze im Tal. Unser Blick schweift in die Runde der Gipfel der Vorberge des Mont Blanc, der leider nicht zu sehen ist. Hier ist auch die Grenze zu Frankreich, die wir überschreiten ohne kontrolliert zu werden, lange schon sind die Zollanlagen hier oben verschwunden. Aus der italienischen SS 26 ist die französische D 1090 geworden. |
Am Pass |
Die Passauffahrt zum Kl. St. Bernhard |
La Thuile |
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Die Passhöhe mit der bekannten Statue.... |
...zugleich Staatsgrenze |
Noch im Zweiten Weltkrieg tobten hier erbitterte Kämpfe als Frankreich bereits militärisch geschlagen war und sich der heldenhafte Duce noch ein Stückchen vom Kuchen holte. Nach dem französischen Sieg am Ende wurde die römische Jupiterstatue, die hier errichtet worden war abgeräumt und der Hl. Bernhard steht seither Wacht. Die Passabfahrt gestaltet sich zunächst sehr einfach: Auf etwa 8 Kilometer Strecke fehlen Kurven, die diesen Namen verdienen fast vollständig, erst dann kommen eine ganze Reihe von Serpentinen, die sich durch Wald hinunter nach Seez schlängeln. Hin und wieder erhascht man einen schönen Blick durch die Bäume ins steile Tal der Isère, unserem nächsten Ziel. Die Strecke ist auch hier zweispurig ausgebaut und erfordert kein großartiges fahrerisches Können. Wir kommen in prächtigem Sonnenschein in Seez an und stillen unseren Durst in einer kleinen Kneipe am Wegesrand. Das Städtchen im Isèretal ist nicht sehr hübsch, es dient mehr dem Durchgangsverkehr auf die großen Pässe der Route des Grandes Alpes. Wir queren heute diese reizvolle Alpenroute und folgen der Isère talabwärts über Bourg-Saint-Maurice bis Moutiers, es ist die breit ausgebaute N 90, der wir folgen. Viel Verkehr, v.a. LKW machen die fahrt nicht unbedingt zum Genuss obwohl die umgebende Landschaft der Savoyer Alpen berückend schön ist. Hinter Moutiers, das wir zügig durchfahren, biegt die N 90 nach Nordwesten ab, wir folgen ihrem Verlauf noch einige Kilometer, bis zum Abzweig auf den Col de la Madeleine bei La Lechère, den wir am späten Nachmittag erreichen. |
Der obere Teil der Passabfahrt nach Seez |
Der Blick hinab ins breite Tal der Isère |
Seez, Kreuzung der Route des Grandes Alpes |
Im Val d'Isère Richtung Moutiers |
Endlich wieder ein enges Strässchen, Kurven ohne Ende auf teilweise etwas löchrigem Belag aber das stört keineswegs, die Kurven lassen sich schön an. .
Fortsetzung folgt... |
Die Auffahrt zum Col de la Madeleine |