Stuttgart - Würzburg - Bamberg - Lössnitz (Erzgebirge)
Streckenlänge |
Fahrzeit
|
Landschaft
|
Architektur
/ Kultur
|
480
Km
|
6
- 20 Uhr
|
Endlich! Für heute ist Sommerwetter angekündigt,
nachdem es die letzten Monate kalt und regnerisch war. Ich blicke noch etwas
verschlafen aus dem Fenster, immerhin ist es erst halb sechs am Morgen,
- und sehe nichts als blauen Himmel, das fängt wirklich gut an! Wir haben unsere Tour wieder leidlich vorbereitet, mit Hilfe einer für uns telefonierenden und dolmetschenden Kollegin sind auch fast alle Quartiere bestellt, es kann also losgehen. Erneut führt unsere Route in den Osten, eigentlich mitten nach Europa hinein, denn Osteuropa liegt streng genommen noch etwas weiter östlich. Ich bin gespannt, wie sich die Länder, die wir schon mehrfach bereist hatten, verändert haben, immerhin sind unsere Ziele nun allesamt Mitgliedsstaaten der EU geworden, was allerdings nichts heissen muss. Die gute alte XJ ist wie immer bepackt bis zum Anschlag, hoffentlich hält sie ohne grössere Pannen durch, was mein Dauerkompagnon bisweilen bezweifelt, der sie bekanntermassen und despektierlich 'eine alte Antiquität' nennt. Wir werden ja sehen. Treffpunkt Bamberg am Dom gegen 12 Uhr war abgemacht. Vorher soll ich noch in Würzburg zu einem Frühstück mit meiner besten Hälfte sein, die an einem Symposium teilnimmt, also hurtig aufs Bike. Von Stuttgart aus nehme ich die A81, langweilige Kilometer bis Würzburg. Ich treffe pünktlich ein und werde freudigst empfangen, es wird für eine längere Zeit das letzte Mal sein, also geniesse ich die Gesellschaft. |
Dom zu Bamberg |
Stadttor über einem Regnitzarm |
Aber jedes Frühstück geht
auch mal zu Ende und nach einer angemessenen - und aus dem Herzen kommenden
- Abschiedsszene mit meiner Liebsten folge ich der A3 und anschliessend
der B505 sodass ich überpünktlich um 11 Uhr in Bamberg eintreffe.
Dort entzückt mich sogleich die Altstadt mit ihren Gebäuden
und der durchfliessenden Regnitz. Fotografierend finde ich den Weg in
ein Eiscafé, und nach einem gewaltigen Fruchtbecher den Weg zum
Dom, wo tatsächlich der werte Rainer in der Mittagshitze schon wartet.
Der grosse Domplatz ist beeindruckend, wir beschliessen einen kurzen Gang
durch die Kirche zu unternehmen und erfahren am Eingang, dass Besichtigungen
derzeit nicht möglich sind, da sogleich ein Orgelkonzert stattfinde,
dessen Dauer etwa 30 Minuten betrage und dessen Eintritt kostenlos sei.
So zögern wir nicht lange und sitzen alsbald auf einer harten Kirchenbank
inmitten einer grossen Anzahl von Gleichgesinnten, die sich auf ein kurzes
Kirchenkonzert freuen. Schon geht's los, die Organistin (aus dem Schwäbischen
übrigens) versteht es meisterhaft die Tasten und Manuale zu bedienen
und die Akustik ist umwerfend. Wie die das damals nur hingekriegt haben?
Heute kann sowas keiner mehr, das mit der Akustik meine ich. Zumindest
behauptete das der Chefbaumeister der wiedererbauten Frauenkirche in Dresden
zum Abschluss der dortigen Bauarbeiten und der muss es schliesslich wissen.
In wildem Crescendo verklingt das letzte Stück, wir besichtigen noch
kurz den Dom, um dann zu unseren Bikes zurückzukehren und uns in
der Stadt direkt am Flüsschen Regnitz für einen Salat und eine
Suppe niederzulassen. Fränkisch gut und reichlich.
|
Anschliessend schlendern wir durch die Altstadt und kaufen noch fehlende Utensilien ein, bevor wir den Weg zurück zu den Motorrädern finden. Es ist jetzt heiss geworden, sehr heiss, und etwas Fahrtwind wird unsere aufgeheizten Körper hoffentlich abkühlen. So verlassen wir Bamberg Richtung Autobahn und nach einem kurzen Abstecher in die falsche Richtung geht es endlich auf der A70 ostwärts. Der Weg führt durch die fränkische Schweiz, eine hügelige Landschaft, die abseits der Autobahn sicher sehr reizvoll ist. |
Flussidyll in der Altstadt |
Wir passieren Bayreuth und nehmen die A9 Richtung
Nordosten, eine langweilige Autobahntour, lediglich Tankstopps unterbrechen
die Fahrt. Die A72, auf die wir abgebogen sind , führt uns an Zwickau
vorbei und endlich sehen wir die Anschlussstelle Hartenstein, wo wir die
BAB verlassen können. Es sind noch wenige Kilometer bis Lössnitz-Affalter
und unsere Unterkunft, eine kleine, nette Pension im Grünen, ist erreicht.
Nachdem wir die Zimmer bezogen haben, machen wir uns noch auf zu einer kleinen
Tour im Erzgebirge. Dieses beginnt hier, wir sind von den Bergen um Lössnitz
allerdings nicht so recht überzeugt, sie sehen doch noch reichlich
flach aus. Als wir zuletzt vor ein paar Jahren in der Gegend waren, hatten wir einen sehr schönen kleinen Marktplatz besucht, den wir wiedersehen wollen. Ich bin überzeugt, der war in Aue. Also nichts wie hin, es sind ja nur ein paar Kilometer. Gross ist allerdings die Enttäuschung als wir feststellen, Aue war es nicht. Hier ist der Marktplatz eine Grossbaustelle, die nicht gerade einladend wirkt. Wir kramen in unserem Gedächtnis und fragen ein paar Jugendliche, wo denn dieser Marktplatz, den wir ihnen m.E. recht gut beschreiben können, zu finden sei? Man schüttelt jedoch nur vielsagend die Köpfe und ausser: '...ihr müsst Westler sein...' können wir keine zielführenden Informationen bekommen. War vielleicht auch etwas dreist, anhand unserer Erinnerung eine Stadt finden zu wollen. So kurven wir noch etwas durchs Gelände, einige schöne Kurven auf griffigem Belag bietet die Gegend immerhin. Bevor wir dann im Abendlicht über dem Lössnitztal etwas essen und in die Herberge zurückkehren sehen wir noch kurz in Lössnitz selbst vorbei: Abgewickelte Industrie, ein öder Marktplatz, nicht viel mehr, nicht besonders reizvoll. In der Pension haben sich neben uns weitere Biker einquartiert, eine Gruppe Österreicher, die sich den GP von Deutschland mit Rossi & Co anschauen wollen, der an diesem Wochenende am Sachsenring stattfindet. Benzingespräche bis in die Nacht beenden den Tag. Spät fällt mir dann ein: Es war der Marktplatz von Schneeberg, den wir gesucht hatten.... |