Spindleruv Mlýn
- Liberec - Prag - Plzen - Horsovsky Tyn
327Km / reine Fahrzeit 5:00 Std.
Gegen mein Fenster platscht der Regen. Passend zur Stimmung. Ich schaue verdriesslich nach draussen. Dunkle, dicke Regenwolken hängen über Spindler Mühle und verdecken den Blick auf die umgebenden Gipfel. Wenigstens haben wir gestern am Abend noch die Highlights der Gegend abgefahren. Irgendwie bin ich etwas beruhigt, als ich erfahre, dass das Wetter in den kommenden Tagen in Polen schlecht bleiben soll. Wir dagegen fahren zurück in die Sonne. Nach dem Frühstück vorerst in Regenklamotten. Der Weg nach Liberec zieht sich wieder ewig. Unser ursprüngliches Vorhaben über das Isergebirge ins Erzgebirge zu fahren, können wir so vergessen und wir beschliessen, bei einer hervorragenden Borschtsch im Restaurant Radnovice am Rathausplatz in Liberec, das von einer sehr jungen Crew betrieben wird und nach einem Blick auf den dichten Wolkenvorhang im Nordwesten, die Autobahn via Prag bis Plzen zu nehmen. PkW und Lkw sind in Tschechien auf Autobahnen mautpflichtig, Bikes sind ausgenommen, was in unserem Fall sehr praktisch ist. Gesagt, getan. Reisegeschwindigkeit 150 km/h, das scheint mir bei vorgeschriebenen 130km/h bezahlbar zu sein im Falle Radarfalle. Aber niemand kontrolliert. Wir kommen rasch südwärts, vor Prag ist es schon wieder sehr heiss, die Regenklamotten wandern in den Koffer. Prag umrunden wir auf der Ringautobahn, anschliessend geht es erst einmal in einen gewaltigen Stau. Eine Besonderheit ist hier das Verhalten bestimmter Lkw-Lenker, die mit ihren Fahrzeugen die Überholspur blockieren um den nachfolgenden Verkehr auf die rechte Spur zu zwingen. Wir mogeln uns vorbei und haben nach Baustellenende wieder freie Fahrt. Erst in Plzen verlassen wir die langweilige Autobahn E50 und nehmen die Landstrasse Nr. 26 Richtung Domazlice. Zuvor steht noch ein kleiner Rundgang in der Stadt des Bieres an. Der zentrale Platz ist hübsch restauriert, wir machen ein Päuschen und trinken eine Cola, obwohl die Schilder mit dem berühmten Urquell gewaltig locken. |
Pilsen: |
....Marktplatz |
Pilsen in Kürze:
Pilsen (tschechisch Plzen), Stadt im Westböhmischen Gebiet, Verwaltungssitz
des Bezirks Pilsen, im Pilsener Becken, 168400 Einwohner. Hochschule für
Maschinenbau und Elektrotechnik, medizinische Hochschule. Großes
und Kleines Theater, Museen, Zentrum des Schwermaschinen- und Fahrzeugbaus
(Skodawerke) sowie der Brauindustrie (Pilsener Bier); chemische, Glas-,
Bekleidungsindustrie; Spielbank; internationale Nahrungs- und Genussmittelmesse
(»Ex Plzen«). |
Kostbare Sgraffitti und Figuren an den Fassaden |
....Häuserensembles |
Der Weg führt auf der 26 nach Südwesten aus der Stadt hinaus. Die Landstrasse ist in gutem Zustand, kein Vergleich zu Nordböhmen. Wir kommen bei wenig Verkehr gut voran, kleinere Ortschaften liegen an der Strecke, die einen verschlafenen Eindruck erwecken. Um uns herum sieht man ein sanft hügeliges Terrain, weite Kornfelder und kleine Wäldchen, dazwischen verstreut kleine Weiler, im Südwesten sind die Ausläufer des Böhmerwaldes zu erkennen, der am Horizont auftaucht. Vor Horsovsky Tyn sehen wir ein Schloss und beschliessen uns das näher anzusehen. |
Landschaft bei Horsovsky Tyn |
Im Städtchen Horsovsky Tyn |
Das Städtchen entpuppt sich als
ein Juwel. Kleine Häuser mit schmucker Fassade umgeben einen typisch
gepflasterten, schönen und verschlafenen Platz. Wir sind müde
und hungrig. Als wir uns direkt am Schloss in einem Restaurant eine Cola
gönnen, erfolgt der Beschluss, heute hier zu bleiben. Wir bekommen
sofort zwei komfortable Zimmer zu in Deutschland undenkbaren Preisen.
Am Abend im Garten des kleinen Hotels mit Blick auf das Schloss tischt
man uns nochmals reichlich böhmische Feinheiten auf, gekrönt
von Mehlspeisen, die mit viel Brimborium direkt am Tisch zubereitet werden.
In idyllischer Umgebung verbringen wir unsere letzte Nacht in Tschechien,
die letzte Nacht einer Tour, die anders verlief als geplant.
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Beschaulich und hübsch |
Blick ins Schloss |
Fünfter Tag:
Horsovsky Tyn - Waldmünchen - Rötz
- Nürnberg - Heilbronn - Stuttgart
408Km
/ reine Fahrzeit 5:45 Std.
Der Rest ist schnell erzählt: Über die nördlichen Ausläufer des
Böhmerwaldes geht es zurück nach Deutschland. Hinter Klenci
p. C. führt die Strasse über wenige Serpentinen hinauf auf ein
Hochplateau, von dem man eine grossartige Sicht auf Westböhmen hat.
Hier steht ein Denkmal für die Opfer des letzten Krieges. Vor Waldmünchen
noch einmal mit billigem tschechischen Sprit die Tanks aufgefüllt,
dann überqueren wir die Grenze in den Naturpark Oberer Bayerischer
Wald. Auf der verkehrsarmen und breiten B 20 geht es weiter westwärts
und auf der B22 über Rötz, dem wir keine Aufmerksamkeit schenken,
in die Oberpfalz. Hier ist schnelles Gleiten durch Wald- und Wiesenlandschaft
möglich. Rasch sind wir auf der A93 und via Nürnberg und A6
ab Heilbronn auf der Heimatautobahn A81. Am frühen Nachmittag erreichen
wir nach diesem langweiligen Reisetag Stuttgart. Ich packe einen Anzug
ein und rase gerade so weiter ins Wallis. |
Der Blick oberhalb von Klenci in den Böhmerwald |
Denkmal |
Im Sommer 2004 werden wir die Tour zu den noch nicht erreichten Zielen erneut unternehmen. |