Siebter Tag    Arles - Nyons (Provence), 130km

Das Wetter ist heute morgen wieder warm und wunderschön. Nach einem kurzen Frühstück drängt es mich zum Aufbruch. Rainer braucht wie immer (und wie sich das für einen älteren Herren gehört) etwas länger. Also fahre ich nochmals in dieses faszinierende Arles hinein. Die Gässchen und die geschmückten Strässchen.... leider müssen wir weiter, aber getröstet, weil wissend, dass uns heute ein weiteres Kleinod französischer Lebenskunst erwartet. Wir treffen uns wieder am Hotel und fahren parallel zur TGV-Trasse aus Arles hinaus. Es geht auf der Route Nationale N 570 in nordwestlicher Richtung an Tarascon vorbei bis Avignon. Das Wetter ist zunehmend diesig geworden, z.T. auch recht frisch für südfranzösische Verhältnisse. Aber wir hatten es ja bereits im Meteo für die Region gelesen, sodass sich die Überraschung wohl, nicht aber die Enttäuschung, in Grenzen hielt. Bescheidenes Wetter ist man aus Deutschland bis zum Überdruss zwischenzeitlich schliesslich gewohnt. Nun auch hier. Wir kommen nach Avignon und staunen nicht schlecht.


Auf der Place ce L'Horloge, Avignon

Diese Stadt kann es jederzeit in Puncto Schönheit und Kultur mit Arles, Aix usw. aufnehmen, obwohl ihr Charakter ein anderer ist. Wir schlendern durch die Innenstadt, besuchen den Markt der Kunsthandwerker, die allerlei hübsche Sachen anbieten und schauen Strassenmusikanten zu. Langsam kommen wir an den markantesten Punkt der Stadt: Die Place du Palais. Hier sehen wir das gewaltige, mittelalterliche Bauwerk des Papstpalastes. Eigentlich sieht man es über der ganzen Stadt, so sehr überragt der Palast mit seiner Wucht die Innenstadt von Avignon. Er prägt die Stadt mit seiner Schroffheit und den von ihm ausgehenden Machtanspruch seiner ehemaligen Bewohner kann man heute noch spüren. Die aus dem 14. Jahrhundert stammende Festung war der Wohn- und Amtssitz einer Reihe von Päpsten und gab ihnen die Möglichkeit, während des Schisma ihre Macht für ein Jahrhundert von Avignon aus auszuüben. Trotz des kühlen Wetters genehmigen wir uns einen Espresso auf dem Platz vor dem Palast. Hier spielen zwei Musikusse auf ihren akustischen Gitarren meisterhaft und beschallen den ganzen Platz. Wir lassen uns mit der Musik treiben.
A v i g n o n
1  - Kathedrale Notre-Dame-des-Doms10 - Museum Calvet
2  - Papstpalast11 - Museum Requien
3  - Petit Palais12 - St. Didier
4  - St. Nicolas13 - Lapidarium
5  - Theater14 - Konvent der Cölestiner
6  - Rathaus15 - La Visitation
7  - St. Agricole16 - Glockenturm der Augustiner
8  - Museum Th. Aubanel17 - St. Symphorien
9  - St. Pierre 
 

Strasse in Avignon

Der mächtige Papstpalast
Als wir unseren Obolus entrichten, erfahren wir, dass sie aus München und Salzburg kommen, na servus.
Anschliessend besuchen wir den Palais des Papes. Trotz der unwiederbringlichen Zerstörung, die die Jakobiner während der französischen Revolution angerichtet haben, sehen wir noch einiges aus den Glanztagen des Palastes. Gelungen sind auch die Ausstellung moderner Kunst bzw. die Videoinstallationen, die uns durch den Rundgang begleiten. Nach dem aufschlussreichen Museumsbesuch spazieren wir zur berühmten Brücke von Avignon.

Die Place du Palais

....sur le Pont.........Pont St. Benezet
..'Sur le pont d'Avignon....', wer kennt das Kinderlied nicht? Die Brücke von Avignon ist eigentlich ein völlig unspektakulär dastehendes halbes Brückchen. Sie heisst richtig Pont St. Benezet und entstand in ihrer heutigen Form nicht etwa durch kriegerische Ereignisse, nein, die Rhône hatte sie mehrfach weggespült und den Bürgern der Stadt war einfach das Geld ausgegangen, sie dauernd wieder aufzubauen. Da steht es nun, das halbe Brückchen und ist weltberühmt. Das wiederum machen sich die heutigen Bürger der Stadt zunutze und fordern ein recht hohes 'Eintrittsgeld' für ihre Brücke, woraufhin wir den eigentlich obligatorischen Gang absagen. Nach einem mässigen Essen inmitten von Touristenmassen auf der Place de l'Horloge wenden wir uns schweren Herzens zum Abschied und fahren weiter nach Nordwesten.

Jährlicher Flohmarkt in Cerpentras
Wir erreichen jetzt die Vaucluse und kommen aber gerade mal bis Carpentras. Hier findet ein grosser Flohmarkt statt, der uns eine Pause abnötigt und den wir in dem schönen Städtchen besuchen. Antike Möbel und Kunstgegenstände aller Art, die wir wieder mal nicht mitnehmen können werden neben dem üblichen Flohmarktramsch feilgeboten. Nach einem Cafébesuch direkt an einem Brunnen, um den herum sich viel Leben abspielt, sind es nur noch wenige Kilometer bis zum Mont Ventoux, der höchsten Erhebung der Provence, er erreicht immerhin 1909m. In Bedoin, an der Südflanke des Ventoux im Luberon, der Buschlandschaft in der Zentralprovence, beratschlagen wir, ob es angesichts des sich weiter verschlechternden Wetters Sinn macht, in den Nebel hinaufzufahren und beschliessen den Ventoux im nächsten Leben zu erklimmen, obwohl der Col de Tempêtes schon lockt. Eigentlich ist es ja typisch für den Ventoux, sich in Wolken zu hüllen. So umfahren wir den Berg durch eine herrliche Landschaft auf kleinen kurvigen Strässchen über Malaucene und Vaison la Romaine nach Nyons. Hier haben wir genau um 19:00 Uhr einen Termin zum Abendessen. Französische Freunde haben uns in die Provence eingeladen. Sie betreuen hier eine Künstlerkolonie, Maler, Bildhauer etc. Da wir etwas früher da sind und die Damen und Herren Künstler bei ihrer Arbeit nicht stören möchten, drücken wir uns noch ein wenig in Nyons herum, einem kleinen und schönen Provence-Städtchen am Taleingang der Eygues, sehen einen Kunsthandwerkermarkt mit Sachen....Leute, Leute!...., Töpferwaren, handgeschnitzte Accessoires, Schreibwerkzeuge aus Edelhölzern.... und gar nicht teuer, aber wir haben leider keinen Platz für den Transport.

Der Mont Ventoux, höchster Berg der Provence
Nyons ist eine agrikulturelle Hochburg. Hier sollen die besten Oliven Frankreichs angebaut werden, tatsächlich sind die Öle der Region von ausgezeichneter Qualität. Nun ist die Zeit aber gekommen und Hunger haben wir auch, so fahren wir noch ein paar Kilometer in die Hügel der Provence, bis wir das von uns gesuchte Haus finden. Nach einigem Hallo kredenzt uns Rainers alter Bekannter Marcel ein Festmenue, das ich so schnell nicht vergessen werde. Besonders die Tapenade mit frischen Oliven aus dem benachbarten Hain ist ein Gedicht, das Folgende nicht minder. Bei sich besserndem Wetter und provençalischem Rotwein von den Côtes de Ventoux, süffig und rund, klingt ein herrlicher Tag aus und wir kriechen spät in der Nacht ziemlich besemmelt in die für uns bereitgestellten Zelte.

Nyons....

....und die bergige Provence...
....unser Quartier....

zurück
weiter