Ein kleiner Pass, der keine aussergewöhnliche Höhe anstrebt und dennoch einer meiner Favoriten, ist der Pragelpass. Sein schmales und kurvenreiches Strässchen stellt die Verbindung vom glarnischen Klöntal ins schwyzerische Muotatal her. Eine Verbindung zwischen den Kantonen Glarus und Schwyz also. Wir sind in der Zentralschweiz und der Streckenverlauf über den Pass in Ost-West-Richtung ist etwa parallel zum weiter südlich liegenden Klausenpass.
Seine Ursprünge gehen auf strategische Überlegungen des schweizer Militärs zurück, obwohl dieser Übergang bereits seit Jahrhunderten begangen wurde und die am Pass betriebene Almwirtschaft ebenfalls eine lange Tradition hat.
Wir beginnen unsere Auffahrt in Riedern, das quasi am nördlichen Ende von Glarus gelegen ist. Ein weisses Schild gibt die Richtung ins Klöntal nach Richisau vor. Schon jetzt befinden wir uns auf einem schmalen Strässchen, das im gesamten Passverlauf zwischen nur 3 und 6 Metern Breite aufweist. Hinter Riedern beginnt auch schon der Anstieg ins Klöntal hinein. Nach den letzten Häusern fahren wir durch Bergwald, die Strasse windet sich am Hang entlang, hat nur einige wenige Serpentinen, bevor sie abrupt an einem See anlangt, dem Klöntaler See, ein Stausee. Er liegt eingebettet zwischen steil aufragenden Felsmassiven, die zu beeindrucken wissen. Links von der Strasse über dem See steht der mächtige Bächistock, eine wilde Felswand mit seinen 2914m. 4,5 Kilometer sind wir bis hierher gefahren und folgen der Strasse nun am Seeufer entlang weitere 5 Kilometer zum See-Ende und dem Ort Klöntal, von dem das Tal seinen Namen ableitet. Hier ist ein grosser Campingplatz direkt am Wasser, sonst findet sich nicht viel. Hinter dem Dorf steigt die Passstrasse nun steiler an und nach einigen Kurven erreichen wir den letzten Ort vor der Passhöhe, Richisau, der aus ein paar Häusern besteht. Oberhalb von Richisau rechter Hand der Strasse und unterhalb des ebenfalls beeindruckenden Felsmassivs des Druesberg (2282m) stehen Almhütten, die Viehgitter, die die Strasse queren, zeigen die Bewirtschaftung an. Auf Rindviecher, die auf der Fahrbahn spazieren, gilt es nun aufzupassen. Wir befahren die Hochalm, immer wieder müssen die in die Fahrbahn eingelassenen Kuhgitter überquert werden. Bei Regen sicher eine glitschig-rutschige Angelegenheit.
Die Passhöhe liegt nur 7 Kilometer hinter Richisau und wir erreichen sie nach einigen schönen Serpentinen. Es ist ein Hochtal mit Almwirtschaft, ringsum stehen die beschriebenen Felsmassive und der Blick geht weit ins Moutatal und an die Berge am Vierwaldstättersee. Eine Restauration lädt auf schwyzer Seite des Passes zu einer Pause ein.
Wir fahren jetzt ins Muotatal hinunter, vorher müssen wir allerdings noch einen kleinen Anstieg fahren, der direkt an einer senkrechten Felswand entlangführt. Dahinter geht es nurmehr bergab, um uns her steht duftender Bergwald. Man sieht nicht hinter die engen Kurven und sollte genau hören, ob ein hupender potentieller Unfallgegner herannaht. Die Strecke ist für Kfz > 3,5 Tonnen zwar gesperrt, trotzdem geht es äusserst eng zu. Alle paar Meter passieren wir kleine Felsbarrieren, die weggesprengt wurden und interessante Durchfahrten durch regelrechte 'Felsentore' darstellen. Der untere Abschnitt wirkt sehr steil, das Gefälle der Strecke beträgt hier immerhin 18%.
Nach den letzten Serpentinen des steilen Waldstückes fahren wir über Wiesen und an einzeln stehenden Häusern vorbei in den Weiler Stalden ein. Hier findet sich direkt an der Brücke über die Muota am Dorfrand der Eingang zur sogenannten Höllochgrotte, ein riesiges unterirdisches Höhlensystem, das für Besucher auf 650 Meter ausgebaut ist. Unterhalb von Stalden liegt Hinterthal, nach Süden zweigt im Ort das Bisistal ab. Unmittelbar angrenzend befindet sich Moutathal, der Hauptort des gleichnamigen Tales, ein recht wohlhabend aussehendes Bergdorf mit schmucken Häusern und Höfen. Sehenswert in Muotatal sind das Nonnenkloster und die barocke Pfarrkirche.
Wir folgen der nun wieder schweizertypisch gut ausgebauten, breiten Strasse durchs weite Muotatal, das ein Eldorado für Wanderfreunde, Bergsteiger, Kanu- und Wildwasserfreaks ist und kommen nach etwa 17 Kilometern an den engen Talausgang, unmittelbar vor Schwyz, auf das man von hier einen grandiosen Blick hat. Die Gesamtstrecke über den Pass beträgt 40 Kilometer.

In Schwyz lohnt ein Besuch der Innenstadt: Zahlreiche stattliche Herrenhäuser, das herrlich bemalte Rathaus und die barocke St. Martins-Kirche wollen besichtigt werden. Im Bundesarchiv ist der Urtext der Eidgenossenschaft von 1291, der original Bundesbrief ausgestellt. Im Herbst findet in der Kantonshauptstadt eine ausgelassene Sennen- und Klosterchilbi statt. Nach Brunnen an die Ufer des Vierwaldstättersees ist es ebenfalls nur ein Katzensprung.