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Polen auf einen Blick:
Hauptstadt
Warschau
Verwaltungsgliederung: 16 Woiwodschaften
Einwohner
38,740 Mio
Sprache/Verständigung
Amtssprache ist polnisch, Minderheitensprachen sind kaschubisch, ukrainisch und deutsch
Unterkunft
In Grossstädten kein Problem, dort aber teuer, westlicher Standard. In Masuren findet sich immer ein Quartier, Pensionen oder kleine Hotels gibt es genug. Sonst ist das Angebot auf dem Land und in kleineren Städten mittelmässig bis mager. Wer gerne in der freien Natur unterkommen möchte, ist in den Blockhütten des polnischen Campingverbandes gut aufgehoben, die es quasi überall gibt, wo gecampt wird, meist an idyllischen Plätzchen.
Strassenverhältnisse
Motorrad
Hauptstrassen sind asphaltiert, teilweise löchrig, die Nebenstrassen sind teilweise regelrechte Abenteuerpisten mit grossen Löchern, manchmal Schotterpisten, es gibt kaum Autobahnen, man baut v.a. im Süden eine durchgängige Transversale (Breslau-Krakau)..
Polen stellt wenig fahrerische Ansprüche, lediglich auf rasende Einheimische sollte man gebührend 'Rücksicht' nehmen.
Masuren: Kleine kurvige Strässchen und lange Alleen, in der Regel asphaltiert, jedoch auch Schotterstrassen. Kaum Verkehr. Viel ruhige Natur, Wald und Wasser wohin das Auge blickt. Motorradservice in Allenstein und Ostroda.
Zentralpolen: Hauptstrassen sind stark befahren, störender Lkw-Verkehr, Nebenstrassen sind meist asphaltiert, aber auch hier gibt es noch wenige Schotterpisten. Motorradservice in allen grossen Städten.
Südpolen: Neben der Autobahn Breslau-Krakau gibt es eine Reihe von vierspurigen Strassen, Zufahrten zu den Tourismuszentren sind in der Regel gut ausgebaut. Die Region um Kattowitz sollte man weiträumig umfahren.
Tankstellen
Grosses Angebot an Markenbenzin.
Essen und trinken
'Die Dicken leben kürzer, aber sie essen länger' (St. Lec), das ist eine kurze aber treffende Zusammenfassung der polnischen Art, Köstlichkeiten zu geniessen : Viele Nationen haben ihren Stempel auf dem Speiseplan hinterlassen. Besonders beliebt sind 'Sauergerichte' wie Sauermehlsuppe mit Ei und Wurst, Überhaupt: Kraut in allen variationen bekommt man überall. Borschtsch, üblicherweise ein Eintopf aus roten Rüben, grünen Gurken, Dill und Kalbfleisch mit saurer Sahne, wird oft nur als dünne Brühe aus Rote Beete-Sud gereicht. Pilzgerichte aller Art finden sich regional, Polen ist ein Pilzparadies, v.a. für Reizker, Pfifferling und Steinpilz. Bigos, die polnische Form des Sauerkraut wird mit Wurst, Zwiebeln und Pilzen zubereitet. Man geniesst böhmisch-deutsche Spezialitäten wie Knödel, Maultaschen, oder auch russische Piroggen. Viele Gebäck- und Kuchenvarianten aus KuK und französischer Tradition runden das Angebot ab.
Leider findet man einheimische Spezialitäten immer seltener, hauptsächlich wird 'internationale Küche' der Marke Schnitzel-Pommes hergekocht.
Die echte polnische Küche ist deftig, man spart nicht mit Fett, traditionelle Gerichte sind schmackhaft und zu trinken gibt es jedem Menge Bier, etwas Wein aus der Region um Zielona Gora und natürlich das 'Wässerchen': Wodka in jeder Darreichungsform..
Klima
Mildes Seeklima an der Küste, stabiles Kontinenalklima im Landesinneren, im Sommer sind häufige kurze Schauer nichts Ungewöhnliches, die Sommer sind warm 17°-30°C. Gegen Westen zu Einfluss des atlantischen Sauwetters.
Beste Reisezeit
Juni (v.a. Juli/August) - September
Feste und Feiertage
Wenn man in Polen feiert stehen Festschmaus, Tanz und Musik im Vordergrund. Wichtige Feste sind:
Mai: Apfelblütenfest Lacko / Jazzfestivals Breslau, Zamosc / Filmfestival Krakau
Juni: Festival Alter Musik Stary Sasz / Jüdische Gedenktage, Zigeunerfestival Tarnow / Lajkonik-Umzug, Sonnwendfest, Festival jüdischer Kultur Krakau
Juli: Theatersommer Zamosc / Prozession Annaberg / Festival des Strassentheaters, Konzerte, Ausstellungen Krakau
August: Kultursommer, grosser Kunshandwerkermarkt Kazimierz Dolny / Bergfolklore Zakopane / Chopin-Festival Duszniki Zdroj / Historisches Schlacht-Re-make Liegnitz
September: Klassisches Festival in historischen Räumen Breslau / Jazztage Zamosc / Bajit Chadasz, Fest der jüdischen Kultur Krakau
3.5. Nationalfeiertag
Währung
1 Euro = ca. 3.95564 Polnische Zloty
Sehenswertes
Norden-Nordosten-Masuren: Landschaftserlebnis pur. Gyzicko (Lötzen) / Nikolaiken / die grossen Seen / masurische Schlösser (ehemals ostpreussisch) / Schiffshebewerk nördlich Ostroda / Allenstein / Marienburg / Gdansk / Frisches Haff.
Zentralpolen: Posen / Gnesen / Thorn / Warschau, grossartige Städte mit bedeutenden Kunstschätzen.
Südpolen: Riesengebirge / Schlesien / Beskiden / Breslau / Oppeln / Krakau, hier besonders viel Kultur und grossartige Archirektur / Hohe Tatra (kleinstes Hochgebirge der Welt).
Links
Ausführliche Infos zu Polen
Polen-Städte-Info
http://www.cia.gov/cia/publications/factbook/geos/pl.html
http://www.Polen.org/
Camping in Polen
Polnisches Hotelverzeichnis
Kneipen in Krakau
Interessantes zu Polen
siehe auch 'Reise-Infos' für weitere Informationen wie Einreisebestimmungen, Verkehrsregeln, Zoll etc.

Eine kurze Einführung:

Unser grösster östlicher Nachbar, Polen, ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass man sehr wenig über ihn weiss. Natürlich sind jedem Zeitgenossen Namen wie Chopin oder Solidarnosc bekannt, aber so recht einordnen wollen sie sich nicht lassen.
Es handelt sich um einen Staat, der nach den Zerwürfnissen des zweiten Weltkrieges völlig neu geordnet wurde und sein heutiges Gesicht erlangte. Geordnet wurde in Polen schon viel im Lauf der Geschichte, vor allem von ausländischen Mächten, wie dem zaristischen Russland, Preussen und der Donaumonarchie, wobei alle Beteiligten, unter Einschluss der Polen selbst, sich jeweils am Anderen schadlos hielten und dessen Land okkupierten, wieder verloren, um es erneut zurück zu erobern. Noch 1920 marschierten polnische Truppen gegen Russland und die Ukraine. Polen selbst wurde mehrfach geteilt (siehe Geschichte) und zerschlagen, es war Schmelztiegel unterschiedlicher Kulturen. Das Land birgt ungeheure Schätze aus dieser Zeit, die sich in grossartiger Städtearchitektur, in Kunst und Kulturgütern niederschlagen. Andererseits findet man in diesem Land auch die tiefsten Niederungen menschlicher Grausamkeit, die Vernichtungslager der Nazis, die hier in meist idyllischer Umgebung ihrem blutigen Wahn nachgingen.
Grosse Teile des heutigen Polen waren bis 1945 deutsch. Eine Tatsache, die von beiden Seiten heute nur noch schemenhaft wahrgenommen, dafür umso besser verdrängt wird: Auf deutscher Seite war man neben den illusionistischen Bekundungen zur Revision der Reichsgrenzen vor allem mit der Schande des dritten Reiches beschäftigt und beginnt erst langsam die Aufarbeitung der Vetreibung von Millionen Menschen, die durch den Beschluss der vier Siegermächte nach Ende des zweiten Weltkrieges, der in den betroffenen Landstrichen im Osten in nie dagewesener Brutalität und Zerstörungswut geführt wurde, alles verloren hatten. Zuvor hausten die deutschen Besatzer im sog. Generalgouvernement auf barbarische Art und Weise, mit der Absicht die polnische Oberschicht und Intelligenz zu vernichten und die verbleibende Bevölkerung zu unterjochen. Das bleibt unvergessen und stellt einen wesentlichen Grund für polnische Vorbehalte den Deutschen gegenüber dar. 1945 nahm man auf polnischer Seite teilweise grausame Rache, anschliessend auf Betreiben der Sowjetunion die deutschen Liegenschaften in Besitz. Den völkerrechtswidrigen Umsiedlungen und Enteignungen der Deutschen folgte die Ansiedlung vertriebener und enteigneter Polen aus den nun zu Russland gehörenden Ostprovinzen des ehemaligen Gebiets um Lemberg. Bis in unsere Tage erhält sich das Misstrauen, dass nämlich die enteigneten Deutschen eines Tages wieder Ansprüche auf verlorenes Eigentum geltend machen könnten, was durch den deutsch-polnischen Vetrag nun bereinigt sein sollte, durch die Umtriebe einer kürzlich erstandenen Organisation, die preussischen Grund und Boden wiederhaben will aber neue Nahrung erhält.
Die 700 Jahre deutscher Zivilisations- und Siedlungsgeschichte waren über Nacht verschwunden, sie wurden ohne historischen Hintergrund in der polnischen Geschichtsschreibung als fremdländische Okkupation beschrieben und kommen, obwohl man bis heute allenthalben auf deutsche Hinterlassenschaften stösst und vielerorts noch die deutsche Infrastruktur genutzt wird, bis in unsere Zeit nur wenig im öffentlichen Bewusstsein unseres östlichen Nachbarns vor. In der Zukunft wird es noch einiger Arbeit bedürfen, die Animositäten zu beseitigen. Man scheint im offiziellen Polen noch gehörige Probleme mit dem Bild des grossen westlichen Nachbarns zu haben. Es ist Deutschen nach dem EU-Beitritt Polens 2004 über einige Jahre länger als Bürgern anderer EU-Staaten verboten 'urpolnische Erde' (!), sprich Land, frei zu erwerben. In Stettin wurden deutsche Geschäftsleute, die sich Firmengelände erwarben, vor Gericht gestellt. Die unnachgiebige Haltung des EU-Neulings in Europafragen, die Animositäten um die EU-Verfassung und den Irakkrieg hallen noch nach und die neuerdings vom polnischen Parlament realitätsfremd aufgestellten Reparationsforderungen gegenüber Deutschland belasten das zwischenstaatliche Verhältnis schwer.
Ein weiterer Umstand der Entfremdung ist sicherlich das offiziell gepflegte Nationalbewusstsein dieser Nation, das anachronistisch anmutet. Dieses nationale Bewusstsein verführt auch dazu, der Geschichte den Mythos der Unschuld anzudichten. Wir lesen etwa bei Kazimierz Brandys (1916-2000) folgende Zeilen:

"In der Geschichte Europas gibt es wohl kein Land, das so wenig gegenüber der Welt schuldig wäre. Dicht an uns grenzen zwei Völker, mit der allerdüstersten Geschichte: Deutschland und Russland. Polen bildet in der Mitte ein Gebiet von Gesetz und Leben. Zwischen der schizophrenen Kraft Deutschlands und der irrsinnigen Leere Russlands versuchte eine Nation zu leben, die lange Zeit hindurch die höchsten Prinzipien der Menschheit -das Christentum, den Humanismus, die Demokratie, die Freiheit der menschlichen Person und des Glaubens- ernst nahm, nach acht Jahrhunderten für ihre Phantasmagorien mit der Gefangenschaft und für die Freiheit mit dem Tode bezahlte. Wir hatten weder die praktische Vernunft der Engländer noch die Leidenschaftlichkeit der Franzosen bei der Errichtung von absolutistischen oder republikanischen sozialstaatlichen Konstruktionen. Doch wir liessen die anderen Nationen neben oder mitten unter uns leben. Das reicht schon aus, sich weder erniedrigt noch schuldig zu fühlen....."
"Wir kennen die eigene Geschichte, was aber nicht bedeutet, dass wir ihre Schönheit zu erblicken verstehen. Und sie ist schön..."

Diese Zitate stimmen zunächst sprachlos. Hier spricht immerhin ein Vetreter des intellektuellen Polen.
Mythen des 19. Jahrhunderts, vermengt mit alten Adelstugenden kennzeichnen bis heute das Weltbild vieler Polen. Man hat gelernt, in der Zeit der Staatenlosigkeit Niederlagen in Siege umzumünzen. Den polnischen Opfern niedergeschlagener Aufstände wird mit geradezu religiösem Eifer begegnet, jeder Sieg des polnischen Staates, der polnischen Nation ebenso mit religiöser Andacht gedacht. Man feiert Polen als den 'Messias der Völker', als den 'Christus der Nationen'. Die Bedeutung herausragender Menschen bemisst sich, neben ihrer Leidensfähigkeit, die beispielhafte Läuterung sein soll, mehr an ihrer Opferbereitschaft und weniger an ihren Taten. Gemäß der Aussagen von Dichtern wie Slowacki müssen alle Nationen den Opfergang Polens 'auf dem Weg zum neuen Jerusalem der Völker' in ihre Erfahrungswelt aufnehmen, um moralisch erneuert zu werden. Der Kult um Heroen und Märtyrer hat tiefe historische Wurzeln, verständlich ist er für das westliche Bewusstsein unserer Tage nur schwer. Begreiflich wird vor diesem Hintergrund auch die herausragende Rolle der Katholischen Kirche im Polen der Neuzeit, wo Andersartige, z.B. Homosexuelle weiterhin offen diskriminiert werden.
Einer kritischen Prüfung hält das befremdliche Nationalbewusstsein, diese mythologisierte Unschuld, die sich vorwiegend in der Rolle des ewigen Opfers gefällt, natürlich nicht stand. Östlich von Polen sind die militärischen Übergriffe gegen Russland und Litauen 1920 gut in Erinnerung geblieben, als der gefeierte Nationalheld Marschall Pilsudski nach Osten marschierte und sich der polnische Staat kurzerhand ihre Hauptstadt und Teile des Landes einverleibte um das Grosspolnische Reich wiederherzustellen. Auch in der Ukraine sind noch einige Hypotheken abzutragen, die zuletzt noch nach dem Zweiten Weltkrieg, als man die 'Aktion Weichsel' gegen Bojken und Lemken durchführte, angehäuft wurden. Ein anderes Beispiel ist besonders delikat: Im Gefolge Hitlerdeutschlands wurde die Tschechoslowakei Opfer polnischer Expansion, als Hitler das Sudetenland besetzte annektierte Polen das Teschener Land. Soweit die Geschehnisse lediglich im 20. Jahrhundert. Man ist also keineswegs die geläuterte Nation, wie es offiziell dargestellt wird, die Heroisierung der eigenen Geschichte ist ein romantizierendes Relikt der Vergangenheit.
Allerdings kann man ein langsames Umdenken v.a. im Westen des Landes beobachten. Das sture Beharren auf rein polnische Ursprünge aller Kulturentwicklung des Landes ist einem realistischen Betrachten der wichtigen Einflüsse und Gründungen, so z.B. dem deutschen Erbe gegenüber, das in vielen Städten kulturelle und infrastrukturelle Quelle der Jetztzeit ist, gewichen. Man holt die 'fremden' Dichter und Denker aus dem Keller zurück und stellt sie wieder auf ihre Sockel, der Chauvinismus bröckelt, aber nur sehr langsam.
Ein weiteres tabuisiertes Kapitel ist die Behandlung der verbliebenen Deutschen, die die ethnischen Säuberungen überstanden hatten und bleiben durften, oder als sog. 'Autochthone' eingestuft waren. Sie wurden diskriminiert bis in die Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts hinein, mussten ihre kulturelle Herkunft, ihre Sprache und Identität verleugnen. Diese Zwangspolonisierungen sind wohl zu Ende, allerdings leben nun nicht mehr viele Deutsche im Land, sie zogen es vor, so schnell wie möglich in den Westen auszureisen. Wir haben Einige von Ihnen getroffen, wurden spontan angesprochen und es war streckenweise erschreckend, wenn sie aus ihrem unverschuldet verpfuschten Leben erzählten.
Es handelt sich somit ohne Zweifel um ein zartes Pflänzchen, die deutsch-polnischen Beziehungen, und man kann im Namen der bitteren Vergangenheit nur die Hoffnung hegen, dass sich die Wogen mit der Zeit weiter glätten werden. Gegenseitiges Verständnis wird von beiden Seiten vorausgesetzt. Im Raum Breslau, wo noch besonders viele Deutsche leben, entsteht eine Euro-Region, die diese Hoffnung auf Verständigung als begründet erscheinen lässt.
In wirtschaftlicher Hinsicht trifft man in Polen auf Boomregionen, wie z.B. Warschau, aber auch auf sehr arme Landstriche, wie in Ostpolen, wo die Arbeitslosigkeit teilweise 50% und weit darüber erreicht. Viele Menschen leben von 10-20! Euro pro Monat Sozialhilfe, was zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel ist. Wenn man sich die Zahlen vor Augen führt und registriert, dass 60% der Kinder dieser Armutsregionen unterernährt sind, kann man die Dramatik und die desolate Wirtschaftssituation vielleicht begreifen, obwohl die Vorstellungskraft eines reichen Westlers hierfür überfordert scheint. Der Beitritt zur EU wird auf lange Sicht keine Abhilfe schaffen, was die oft anzutreffende Ablehnung derselben durch die Bevölkerung in Polen erklärt, die nämlich befürchtet, dass es noch schlimmer kommen wird.

Wir wollten ursprünglich eine Reise durch Polen unternehmen, die das gesamte Land mit seinen Highlights umfasst, wurden dann allerdings schnell wegen der Dimension des Unterfangens eines Besseren belehrt und beschränkten uns bei unserem ersten Besuch auf den Nordosten und auf eine Querung des Landes, die zweite Reise führte uns durch den Süden, der nicht minder schön und besuchenswert ist. Im Rückblick war es auch eine Reise durch die deutsche Vergangenheit. Nicht nur das ehemalige Ostpreussen bekamen wir in Teilen zu sehen, sondern auch grosse deutsche Stadtgründungen im ehemaligen Westpreussen, in Schlesien bis hinunter ins Teschener Land, das als östlichster Bereich des Deutschen Reiches die Ostgrenze bis 1919 darstellte. Die historischen Bauten der Altstädte wurden durch unglaubliche Anstrengung und Meisterschaft der Polen restauriert und haben uns maximal beeindruckt. Man kann hier sehen und erfahren, wie wohl unsere Städte vor dem zweiten Weltkrieg gewesen waren und wie man sie hätte restaurieren können, ohne dass die heutigen Innenstädte nur zu reinen Konsuminseln mit austauschbarer Klötzchenarchitektur à la Kaufhof und Media Markt mutiert wären, ja hätte man seinerzeit nur..... aber man hat nicht.
Ein landschaftlich ungeheures Erlebnis sind die bis heute noch fast unberührten Landschaften an der masurischen Seenplatte, die immer eine Reise wert sind mit ihren kleinen und schmucken Städtchen und Dörfern. Für Biker sind die kleinen kurvigen Strässchen und die nicht enden wollenden Alleen ein Paradies. Aufzupassen galt es auf die polnische Fahrweise, die man guten Gewissens als durchaus rücksichtslos bezeichnen konnte, das hat sich aber geändert, wie wir bei unserem zweiten Besuch feststellen konnten. Biker sind eine sehr seltene Spezies in diesem Land, trotzdem machen sie höflich Platz mit ihren Pkw und lassen Motorradfahrer überholen, sodass man -wenn auch nicht gerade gesetzeskonform- recht zügig vorankommen kann. Pferdefuhrwerke sind sehr selten geworden.
Unterkünfte findet man in den Masuren und Zentralpolen ohne Probleme, die Preise sind z.T. überhöht, bedenkt man das Angebot, das teilweise sehr schlecht ist, sich aber fortwährend verbessert. Empfehlenswert sind die einfachen, aber fast immer landschaftlich sehr schön gelegenen Campingplätze, wo man für wenig Geld eine Blockhütte für mehrere Personen mieten kann, oder Pensionen, die man nicht immer leicht findet. Manche Ältere sprechen deutsch, sodass Verständigungsschwierigkeiten vor allem mit der jüngeren Generation auftreten. Englisch wird kaum gesprochen.
Der Nordosten Polens ist arm, die Landwirtschaft liegt danieder, Tourismus gibt es kaum und man sieht erstaunlich viele Betrunkene, die auch im Auto unterwegs sind. Die grossen Strassen in Polen sind keine Autobahnen, die gibt es so gut wie nicht, sondern asphaltierte Landstrassen, die den gesamten Transitverkehr führen. Hier sind eine Menge Lkw unterwegs, die das Vorwärtskommen behindern und Strecken teilweise zu einem Alptraum werden lassen. Alptraumhaft können auch die Strassen selbst sein, wir stiessen häufig auf löcherigen Asphalt, schwammen in flüssigem Bitumen oder versuchten aus tiefen Fahrrinnen zu entweichen. V.a. Nebenstrecken zeichnen sich durch besonders üblen Belag aus. Tankstellen sind hier, wie auch im Baltikum, kein Problem, es gibt ein enges Netz mit Markensprit.
Wir sind ohne Berührungsängste oder Vorurteile in dieses Land gefahren und haben es nicht bereut. Weder sind wir auf Ablehnung oder feindselige Haltung gestossen, noch wurden wir irgendwie belästigt, wie es manche Reisebeschreibung vermuten liess. Oben genannte Probleme der deutsch-polnischen Beziehungen spielen sich auf Staatsebene ab, nicht bei den 'einfachen' Menschen. Man trifft in den abgelegensten Dörfern auf hilfsbereite Menschen, die gerne zu einem Schwatz aufgelegt sind, was manchmal aufgrund von Verständigungsschwierigkeiten heftig gestikulierend vonstatten geht, wie gesagt, deutsch wird wenig, englisch noch seltener gesprochen.
Als Deutsche, die bisher keinen Bezug zu diesem Land hatten, faszinierte uns besonders die Tatsache, dass wir uns in Nord- und Zentralpolen in weiten Teilen auf ehemaligem deutschem Staatsgebiet aufgehalten haben, Zeugnisse wie Inschriften oder Denkmäler machten uns darauf aufmerksam. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, das muss ich sagen.
Reisen in Polen bedeutet einen Mix aus abgelegener Natur und grandiosen Städten mit langer Geschichte und grosser europäischer Kultur. Hier zeigt sich eine Besonderheit polnischer Handwerkskunst: Was die Restauratoren dieses Landes nach den teilweise totalen Zerstörungen des Krieges in den historischen Städten wieder hergestellt haben, fordert den höchsten Respekt ab.

Hier noch einige Fakten:

Amtlich: Polnisch Rzeczpospolita Polska, deutsch Republik Polen. Staat im Osten Mitteleuropas, grenzt im Westen an Deutschland, im Norden an die Ostsee, im Nordosten an das russische Gebiet Kaliningrad (Königsberg) und an Litauen, im Osten an Weissrussland und die Ukraine und im Süden an die Slowakische Republik und die Tschechische Republik.

Staat und Recht: Nach der Verfassung von 1997 (in Kraft seit 16.10.) ist Polen eine parlamentarische Republik. Staatsoberhaupt ist der Präsident der Republik (auf 5 Jahre direkt gewählt); er verfügt über besondere Befugnisse, v.a. in der Aussen- und Sicherheitspolitik, sowie beim Staatsnotstand, und ein Vetorecht gegen Gesetzesbeschlüsse. Das Parlament (vierjährige Legislaturperiode) besteht aus zwei Kammern, die in besonderen Fällen als Nationalversammlung zusammentreten: dem Abgeordnetenhaus (polnisch 'Sejm', 460 Abgeordnete) und dem Senat (100 Senatoren, in den Woiwodschaften gewählt). Die Exekutivgewalt liegt beim Ministerrat unter Vorsitz des Ministerpräsidenten. Dieser ist vom Vertrauen des Sejm abhängig und wird vom Staatspräsidenten ernannt. Wichtigste Parteien: Wahlaktion der 'Solidarnosc' (AWS), Bündnis der Demokratischen Linken (SLD), Freiheitsunion (UW), Polnische Bauernpartei (PSL), Bewegung für den Wiederaufbau Polens (ROP), Christdemokratie der Dritten Polnischen Republik (ChDRP).

Natur: Polen ist grösstenteils ein Tiefland, 75% seines Territoriums liegen unter 200m über dem Meeresspiegel. Es ist von eiszeitlichen Ablagerungen bedeckt und durch vorwiegend ostwestlich verlaufende Niederungen im Bereich eiszeitlicher Urstromtäler gegliedert. An die Jungmoränenlandschaft der Weichseleiszeit im Norden (Baltischer Landrücken) mit ihren Seenplatten und Endmoränenzügen (Pommersche und Masurische Seenplatte) schliesst sich in Mittelpolen die schwach wellige Altmoränenlandschaft der Saaleeiszeit an. Nach Süden tauchen aus der glazialen Decke die zum Teil lössbedeckten Tafeln und Stufenlandschaften des polnischen Mittelgebirges auf, das östlich der Weichsel aus dem Lubliner Hügelland und Roztocze (in Polen bis 390m über dem Meeresspiegel), westlich davon aus dem Kleinpolnischen Berg- und Hügelland (Lysica im Kielcer Bergland, 612m über dem Meeresspiegel) besteht. Das Becken von Sandomierz und die geologische Mulde des oberschlesischen Beckens trennen das Bergland vom Gebirgsgürtel der Sudeten und Karpaten; die höchsten Zonen sind Riesengebirge und Hohe Tatra (Meeraugspitze, polnisch Rysy, 2499m über dem Meeresspiegel). Hauptflüsse sind Weichsel und Oder. Polen besitzt ein Übergangsklima, das von Südwesten nach Nordosten zunehmend kontinentaler wird.

Bevölkerung: Die Bevölkerung besteht fast ausschliesslich aus Polen; von den über 2% Angehörigen nationaler Minderheiten sind die Polendeutschen die grösste Gruppe, gefolgt von Ukrainern und Weissrussen. Grossstädte mit (1999) über 500000 Einwohnern sind Warschau, Lodz, Krakau, Breslau und Posen. Am dichtesten sind die zentral- und südpolnischen, am schwächsten die nordostpolnischen Woiwodschaften besiedelt. Rund 91% der Bevölkerung gehören der katholischen Kirche an, rund 2,3% anderen christl. Kirchen (Orthodoxe, Altkatholiken, Lutheraner, Adventisten, Pfingstler, Baptisten, Methodisten, Reformierte u.a.). Die 'Polnisch-Autokephale Orthodoxe Kirche' zählt als die zweitgrösste Religionsgemeinschaft rund 575000 Gläubige (Weissrussen und Ukrainer); die grösste protestantische Kirche ist die Evangelisch-Augsburgische Kirche in der Republik Polen. Nicht christliche religiöse Minderheiten bilden die Juden (600010000) und die seit der Zeit der Goldenen Horde in Polen ansässigen Muslime (rund 5000 Tataren, besonders um Bialystok) Allgemeine Schulpflicht besteht vom 8. bis zum 16.Lebensjahr. 8-jährige Primar-, 4-jährige allgemein bildende Sekundarschulen; ausserdem Berufs- und beruflich-technische Fachschulen und (seit 1989) weltliche und kirchliche Gymnasien, die zur Hochschulreife führen. Die Analphabetenquote beträgt 1%. Polen besitzt 11 Universitäten (eine katholische in Lublin), 18 Technische Hochschulen (Polytechnika) sowie 35 weitere Hochschulen.

Wirtschaft und Verkehr: Polen, vor dem Zweiten Weltkrieg ein Agrarland, entwickelte sich ab 1950 zu einem Industrie-Agrar-Staat. Die nach sowjetischem Vorbild etablierte Planwirtschaft brachte das Land in eine schwere Krise, die 1981 - 83 zu sozialen Unruhen führte. Der 1989 eingeleitete Übergang zur Marktwirtschaft war mit erheblichen wirtschaftlichen Problemen verbunden wie hohe Auslandsverschuldung und Arbeitslosigkeit. Das heutige Wirtschaftswachstum, das alle Wirtschaftsbereiche erfasst hat, beruht v.a. auf dem privaten Sektor (Anteil 1998: 66%); es liegt in Europa mit an vorderster Stelle. In der Landwirtschaft, auch unter der sozialistischen Herrschaft zu 80% privat bewirtschaftet, herrschen Kleinbetriebe vor. Angebaut werden besonders Roggen, Kartoffeln, Futterpflanzen und Weizen, ferner Zuckerrüben, Raps und Gemüse. Bedeutend sind Rinder-, Schweine-, Pferde- (wegen des derzeit noch geringen Mechanisierungsgrades) und Geflügelhaltung (v.a. Gänse für den Export). Der Wald nimmt 28% der Landesfläche ein (zu 80% Nadelhölzer). Bedeutend ist die Hochseefischerei. Eine wichtige Rolle spielt der Bergbau, besonders wegen der grossen Steinkohlenvorkommen in Oberschlesien (Sanierung und Stilllegung unrentabler Zechen). Die Braunkohle (in Südwestpolen an der Grenze zum sächsischen Gebiet um Zittau, Konin, Turek, Belchatów südlich von Lodz) wird in Grosskraftwerken verstromt. In Niederschlesien werden grosse Kupfervorkommen abgebaut und verhüttet. Ferner werden Blei-, Zink- und Eisenerze sowie Schwefel (Tarnobrzeg), Salz, im Karpatenvorland etwas Erdgas und -öl gefördert. Als Erbe sozialistischer Vergangenheit sind viele Landesteile noch ökologisch schwer belastet, besonders die Industriegebiete um Krakau, in Oberschlesien, um Glogów und Legnica. Neben den traditionellen Industriestandorten Warschau, Lodz, dem Oberschlesischen Industriegebiet (um Kattowitz), Danzig und Stettin entstanden neue Industriezentren in Nowa Huta (zu Krakau) und Tschenstochau (Eisenhüttenindustrie), Plock (Erdölverarbeitung), Pulawy, Wloclawek und Thorn (Chemiewerke), Konin (Aluminiumhütte), Legnica, Glogów und Lubin (Kupferverhüttung und -verarbeitung). Die wichtigsten Zweige der verarbeitenden Industrie sind Maschinen-, Fahrzeug- (Automobile, Lokomotiven, Waggons) und Schiffbau (v.a. in Stettin), die Nahrungsmittel-, Baustoff-, Holz- und Papier- sowie die Textilindustrie (Zentrum Lodz). Exportiert werden Maschinen und Transportmittel, v.a. Schiffe, Chemikalien (besonders Schwefel), Steinkohle, Koks und Elektrizität, Metalle (besonders Kupfer) sowie Textilien und Bekleidung. Insgesamt 17 Sonderwirtschaftszonen begünstigen die Ansiedlung neuer Unternehmen. Haupthandelspartner sind die EU-Staaten (v.a. Deutschland), Russland, USA und die Tschechische Republik.
Hauptverkehrsträger ist die staatliche Eisenbahn mit einem Streckennetz von 22113 km (davon 53% elektrifiziert), das befestigte Strassennetz ist 245000 km, das Binnenwasserstrassennetz (Schiffsverkehr auf Oder, Weichsel, Warthe und Gleiwitzkanal) 3812 km lang. Wichtigste Hochseehäfen sind Stettin (mit Aussenhafen Swinemünde), Danzig und Gdynia; internationaler Flughafen in Warschau. Hauptanziehungspunkte des Fremdenverkehrs sind die Hohe Tatra, Beskiden und Sudeten (besonders Riesengebirge), die Ostseeküste und die Masurischen Seen sowie Warschau, Krakau, Tschenstochau (Wallfahrtszentrum), Breslau und Danzig. Viele Heilquellen führten zur Entstehung von Kurorten in den Sudeten (Kudowa Zdrój, Polanica Zdrój und Duszniki Zdrój) und Beskiden (Rabka, Krynica).

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