Pässe und Tunnelverbindungen

Zentralschweiz - Südschweiz

Der Gotthardpass, 2108m


Hier trennt der Weg, o Freund! Wo willst Du hin? Willst Du zum ew'gen Rom hinunterziehn, hinab zum heil'gen Köln, zum deutschen Rhein, nach Westen weit ins Frankenland hinein?

Dieser Spruch an der Kapelle in Hospental, das im Urserental an der Auffahrt zum Gotthard liegt, beschreibt die zentrale Bedeutung des Passes der Pässe von Alters her. Der Gotthardpass verbindet die Kantone Uri und Tessin, er hat eine Länge von 34 Km, man erreicht ihn via Zürich/Luzern oder Schwyz über den Vierwaldstätter See bzw. aus dem Rheintal über den Oberalppass oder aus dem Rhônetal via Furkapass oder Nufenenpass, er ist eine der ältesten Nord-Süd-Verbindungen und seit etwa 1000 n. Chr. nach dem Heiligen Godehard benannt, der in Hildesheim am Rhein Bischof war. Hier ist die europäische Wetter- und Wasserscheide, an den Hochflanken des Gotthardmassivs entspringen gleich vier bedeutende europäische Ströme, Rhein, Rhône, Reuss und Ticino. Genaugenommen ist der Gotthard nicht nur ein Pass, sondern ein ganzes Bergmassiv, der Kulturen trennt - und verbindet. Im Norden liegt die Deutschschweiz, im Süden die liebliche Levantina, der Traum vom italienischen Süden, gen Westen folgt die französische Kultur und im Osten findet sich das Romanische. Neben dem Gottahrd sind hier weitere Pässe wie der Oberalp, Nufenen, Furka und Lukmanier ins Gotthardgebirge gebaut worden. Eine weitere Besonderheit der geographischen Lage ist die strategische Bedeutung, die dem Bergmassiv zukommt. Hier wurde vor und während des zweiten Weltkrieges die Alpenreduite gebaut, jenes geheimnisvolle unterirdische Bunkersystem, das die Alpen durchzieht und bis nach St. Maurice am Genfersee reichen soll, ein Geheimnis, das nur Wenige richtig kennen. Jede Passstrasse, jede Bergflanke soll von den Artilleriegeschützen der Reduite, der Alpenfestung, erreichbar sein, Startrampen für Flugzeuge sollen in Bergstollen eigegraben sein und Raketenrampen installiert sein. Wer aufmerksam beobachten kann, sieht hie und da Betonformationen an den Hängen, die sich nur unwesentlich von der Umgebung unterscheiden und Geschützöffnungen bergen, oder ganze Bunker, die an den Hängen stehen. Immerhin hat man seit kurzem mit dem Teilabbau der Anlagen begonnen, als nämlich nach Ende des Kalten Krieges der Feind plötzlich abhanden gekommen war.

Der übliche Zugang zum Pass von Norden erfolgt aus dem Urserental im Kanton Uri. Aus allen vier Himmelsrichtungen kann man dieses Tal erreichen und in alle vier Richtungen weiterreisen. Genaugenommen ist aber das Urserental nicht der Ausgangspunkt zum Aufstieg auf den Gotthard, sondern dieser beginnt eigentlich am Vierwaldstätter See. Entlang des wilden Reusstales führt der Weg in den Süden, lediglich ein Anstieg bewältigt hier gleich zwei Gebirgszüge. Die Wildheit der Landschaft machte eine Passquerung erst nach erheblichem technischem Aufwand möglich und erfolgte daher auch relativ spät, erst 1820-30 wurde aus dem Säumerweg ein befahrbarer Pass. Auf dem Weg zum Gotthard zweigen weitere Pässe ab, so der Klausenpass in den Osten bei Altdorf, der nach Glarus führt und bei Wassen der Sustenpass ins Berner Oberland nach Westen. Vor allem oberhalb von Wassen, wo das Reusstal tief und eng wird, war jahrhundertelang kein Durchkommen.

Die alte Teufelsbrücke am Urner Loch, heute nicht mehr befahrbar

In der Schöllenenschlucht oberhalb von Göschenen wurde dann im Mittelalter, der Sage nach, mit Hilfe des Teufels eine haarsträubende Brücke, die an Ketten hing, über den Abgrund gebaut, bis heute hat sich der Name 'Teufelsbrücke' erhalten. Heute verläuft die alte Strasse vom Vierwaldstätter See gut asphaltiert das Reusstal herauf über Amsteg, Gurtnellen, Wassen und Göschenen, wo die Route auf den Pass die Tunnelvariante verlässt. Über den Gotthard sind seit den Römern Güter aus Italien nach Norden und vice versa geschafft worden und auch heute noch ist er eine der Hauptverbindungen im Transitwarenverkehr der EU. Neben der Landstrasse führt daher auch die Gotthardautobahn den Verkehr durch das enge Tal, sehr zum Verdruss der Anwohner. Um der Lkw-Flut Herr zu werden wurden nach der Tunnelbrandkatastrophe Auffangzonen für den Schwerverkehr eingerichtet, seither herrscht Dauerstau auf der Autobahn, die man tunlichst meiden sollte. Da sie in Tunnels und Galerien verläuft, versäumt man zudem die wilde Landschaft. In Göschenen, das neuerdings umfahren werden kann, sei dem Reisenden ein Abstecher auf die Göscheneralp zu Füssen der vergletscherten Flanken des Dammastockes empfohlen. Hinter dem Dorf steigt die Strasse in mehreren Galerien und serpentinenreich steil an. Vor Andermatt durchfährt man die Schöllenenschlucht, wo die Strasse in den Berg gehauen wurde, durch das sog. 'Urner Loch'. Hier kann man das Suworow-Denkmal besichtigen -übrigens russisches Hoheitsgebiet-, ein Andenken an den russisch-österreichischen Versuch, Napoleon zu stoppen, der Tausende das Leben kostete und am Ende misslang. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Strasse verlaufen die Gleise der Furka-Oberalp-Bahn, die hier im Zahnradbetrieb den steilen Hang überwindet. Hinter Andermatt, wo sich der Weg mit dem Aufstieg zum Oberalppass ins Rheintal trifft, folgt man dem Urserental nach Westen und ab Hospental, von wo der Furkapass via Realp unsere Route kreuzt, steigt die Strasse dann in engen Kehren gut ausgebaut an und hat bis zur Passhöhe hin Autobahncharakter. Empfehlenswert ist hier die Route über die alte, z.T. mit Kopfsteinpflaster versehene Strasse. Auf der Passhöhe lohnt ein Besuch des Gotthardmuseums, in dem die lange Geschichte des Passes dargestellt ist, man sieht das Leben der Vorfahren und die unglaublichen Konstruktionen früherer Tage, als man mit Säumern und Maultieren den Pass bezwang. Die militärische Bedeutung des Passes und seine verkehrstechnische Entwicklung sind ebenfalls Ausstellungshighlights. Hinunter ins Tessin führen wiederum zwei Wege: Die erste Strecke verläuft wieder autobahnähnlich in weiten Kehren und unter Galerien nach Airolo. Die zweite und m.E. empfehlenwertere Strecke ist die alte Passstrasse, die Tremola, die wiederum mit Kopfsteinpflaster belegt in engen Kehren hinunter ins Tessin führt. Man hat während der Abfahrt einen unglaublichen Blick ins Bedrettotal und ins Val Tremola. Unten angekommen können wir in die lieblichen Gefilde des Südens weiterreisen, hier sind allerdings auf dem Weg nach Biasca und Bellinzona noch einige Serpentinen zu überwinden. Airolo selbst versank nach dem Bau des Gotthardtunnels in einen Dornröschenschlaf, den dieser südlich anmutende Ort nicht verdient hat. Ein nettes Städtchen, das als ehemaliger Säumerort zu Wohlstand gelangt war. Weiter südlich führt der Weg entweder an den Lago Maggiore, oder über Biasca und den Lukmanier zurück ins Rheintal, - oder man nimmt den Weg von Airolo durchs Bedretto über den Nufenen ins Wallis.

Eine Alternative bietet bei geschlossenem Pass der Gotthardtunnel. Er ist ganzjährig offen, allerdings Teil der Autobahn, daher vignettenpflichtig.

Ausbauzustand
Kurven
Alt: Schmales Strässchen, Kopfsteinpflaster
Neu: Breit ausgebaute Strasse, erneuerter Belag
Alt: Serpentinen und enge Kurvenradien
Neu: Wenig Serpentinen und weite Kurven

Lohnenswerte Abstecher und Besichtigungen:

Vierwaldstätter See -- Verkehrsmuseum Luzern -- Rigi -- Altdorf/Bürglen Tell-Museum -- Göschener Alp -- Andermatt: Soworow-Denkmal -
Fahrt auf den Gemsstock -- Kloster Disentis -- Fahrt mit der Furka-Dampfbahn von Realp nach Gletsch -- Nationales Gotthardmuseum
-- Bellinzona Burg und Markt --

Lohnenswerter Rundkurs:

Andermatt -- Hospental -- Gotthardpass -- Airolo -- Biasca -- Lukmanierpass -- Disentis -- Oberalppass -- Andermatt
oder:
Andermatt -- Realp -- Furkapass -- Gletsch -- Grimselpass -- Innertkirchen -- Sustenpass -- Wassen -- Andermatt
oder:
Andermatt -- Realp -- Furkapass -- Gletsch -- Ulrichen -- Nufenenpass -- Airolo -- Gotthardpass -- Hospental -- Andermatt.

Siehe auch: Furka, Nufenen, Grimsel, Susten, Oberalp und Lukmanierpass.

Weiterführende Routen:

Nordseite
Fernziel
via
howto
Brig / Martigny / Lausanne / Genf
Furka
Furkapass - Gletsch - rhônetalabwärts
Aosta
Furka/Gr. St.Bernhard
s.o. rhônetalabwärts
Zürich / Bern / Basel
Göschenen
Andermatt -Göschenen -Altdorf
Rheintal / Bodensee
Oberalp
Andermatt - Oberalppass -Rheintal
Thun / Bern / Basel / Fribourg / Luzern
Furka/Grimsel
ab Gletsch Grimselpass nach Innertkirchen
Thun / Bern / Basel / Fribourg / Luzern
Susten
Andermatt -Göschenen -Wassen -Sustenpass -Innertkirchen
Südseite
Fernziel
via
howto
Airolo / Biasca / Bellinzona
no
ab Airolo südlich durchs Levantinatal
Locarno / Lugano / Milano / Torino / Genova
no
Airolo - s.o.
Rhonetal / Wallis / Aosta / Genfer See
Nufenen
Airolo - Nufenenpass - Ulrichen

Unterkunft / Essen und trinken

Ort
Name
Kategorie
Andermatt Hotel Bergidyll Garni, Gotthardstr. 39, 041-8871455 Übernachtung
Gletsch Hotel Glacier du Rhone 027-973515 essen und trinken/Übernachtung
Realp Camping Urserental Camping

Service

Ort
Marke
Altdorf
Honda/Suzuki
Bellinzona
Honda/Yamaha
Brig/Naters/Visp
Aprilia/HondaKawasaki//Suzuki/Triumph/Yamaha
Giubiasco
BMW/Kawasaki
Locarno
Honda
Meiringen
Kawasaki/Suzuki