Elfter Tag    Cernay (Vogesen) - Stuttgart, 292km


Wegen 300m Geländegewinn.....
Rainer hatte recht, ein schöner Tag kündigt sich an, nur wenige Wolken, dafür viel Dunst hängt in der Luft. Wir essen ein wenig und fahren direkt hinter dem Hotel in den Wald, auf einer kleine löchrigen und kurvigen Strasse hinauf zum Vieil Armand, dem Hartmannswillerkopf. Wir besichtigen als die ersten des Tages das Museum und die Reste dieser Wahnsinnsstätte. Eigentlich ist der gesamte Höhenkamm der Vogesen ein Denkmal menschlicher Dummheit. Wegen 300m Geländegewinn mussten hier im 1. Weltkrieg 30.000 Menschen ihr Leben lassen. Ein Engländer, der sich im Gästebuch des Kriegsdenkmals verewigt hat, hat meines Erachtens die treffendsten Worte für das Geschehene gefunden: 'What a waste...' Noch etwas nachdenklich von dem Gesehenen, fahren wir auf der Route des Crêtes weiter zum Grand Ballon, der höchsten Erhebung der Vogesen mit 1424m. Man hat hier einen Blick, der bis in die Alpen und zum Schwarzwald reicht, heute aber durch Wolkenfelder verdeckt wird.

Die Route des Crêtes

Vogesen bei Le Markstein

Am Col de la Schlucht
Entlang der Kammstrasse fahren wir kurvenreich, teilweise über Kopfsteinpflaster, nach Le Markstein und Hohneck zum Col de la Schlucht. Hier könnte man fantastische Touren machen, es winken der Lac blanc, Lac noir, Orbey etc., heute haben wir leider keine Zeit, aber bestimmt fahren wir diese Kleinode ein andermal an. So nehmen wir die kurvige Abfahrt hinunter nach Munster, einem sehr hübschen Städtchen, von wo der berühmte gleichnamige Käse herkommt und weiter nach Colmar. Trotzdem sich der Tourismus die entzückenden elsässer Gemeinden erobert hat, lohnt ein Besuch allemal. Reiche Kunstschätze, eine interessante, über die Jahrhunderte blutige und problematische deutsch-französische Geschichte, die uns immer wieder die Bedeutung der EU vor Augen führen sollte und nicht zuletzt Essen und Wein in besonderer Qualtität, erwarten den Reisenden. Heute gilt die Region als Modellfall für ein geeintes Europa. Was beweist, dass man aus der Geschichte durchaus lernen kann, wenn man nur will!
C o l m a r
1   - Museum Unterlinden / Isenheimer Altar13  - Maison des Têtes
2   - Katharinenkloster14  - St. Martin
3   - Bahnhof15  - Wache
4   - Cour d'Appel16  - Maison Adolphe
5   - Petit Venise17  - Hotel Griffon
6   - Markthalle18  - Musee Bartholdi
7   - Koifhus19  - Maison zum Kragen
8   - Maison aux Arcades20  - Maison Pfister
9   - St. Mathieu21  - Palais de la Justice
10  - Spielzeugmuseum22  - Maison Kern
11  - Rathaus23  - Cour Molly
12  - Kirche / Dominikanerkloster 
 

Die Place de l'Ancienne Douane

Petit Venise

Wir setzen uns bei inzwischen heisser Sonne in Colmar zu Backeoffe und Entrecôte darnieder und schlemmen ein letztes Mal in Frankreich. Nach einem Stadtspaziergang, hier besonders entzückend: Klein Venedig - den Isenheimer Altar haben wir schon früher besucht - lockt die Heimat und wir fahren über Selestat nach Marckolsheim und hier über die deutsche Grenze. Um Colmar in seiner ganzen interssanten Vielfalt kennenzulernen sind ohnehin mehrere Reisen angesagt. Man sollte sich den Besuch des Museums 'Unter Linden' auf keinen Fall entgehen lassen. Neben mittelalterlichen Waffen, einem Querschnitt durch die Kultur und Malerei des Elsass, imponiert vor allem das Prachtstück der Ausstellung, der 'Isenheimer Altar' von Mathias Grünewald mit seinen unglaublichen Farben und der intensiven Kreuzigungsszene.

Auf der A 5 geht es zuletzt völlig langweilig aber umso schneller via Karlsruhe nach Stuttgart. Wieder dohoim.

Als Fazit kann ich eine Summe aus Landschaftseindrücken, Fahrspass, Landeskultur und Gastlichkeit ziehen, die jedermann nur zur Nachahmung einer Bikertour durch dieses Land auffordern kann. Frankreich, das habe ich nun schon mehrfach erprobt, eignet sich in jeder Hinsicht für Reisende aller Fortbewegungsmittel, besonders natürlich für Biker.

Wer Hotelanschriften haben will, suche unter 'Unterkunft'. An sich ist das nicht nötig, da überall, auch in der Hochsaison, Quartier zu finden ist. Nützlich ist es, wenn man wenig bis leidlich französisch parlieren kann, oder sich wenigstens erkennbar die Mühe macht, mit den Einheimischen in ihrer Sprache zu kommunizieren. Da geht vieles plötzlich leichter.

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