Klima / Flora und Fauna:
Wallis sei Spitzbergen
und Spanien auf engstem Raum, so der Geograph Emil Egli. Hochalpine Gletscherwelt
und Steppenklima vereint. Das Klima im Wallis ist im Sommer sehr stabil.
Die geographische Lage entlang des Alpenhauptkammes bedingt ein einmaliges
Mikroklima: Die Regel sind heisse und trockene Sommer. Das Wallis ist
der Kanton mit der geringsten Niederschlagsmenge der Schweiz, nicht etwa
das Tessin! So hat die Kantonshauptstadt Sion 350 mehr Sonnenstunden als
Zürich, Martigny weniger Bewölkungsgrad als Lugano. Man nennt
das Wallis daher auch mit Recht die Sonnenstube der Schweiz. Wasser war
und ist in den heissen Sommermonaten ein Problem. Der Grund dafür
soll in der Ablehnung der Bevölkerung von mehr Regen durch den lieben
Gott liegen, die Walliser lehnten ein diesbezügliches Angebot laut
der Legende hochmütig dankend ab und müssen nun zur Strafe ihre
Landwirtschaft mühsam selbst bewässern. Hierfür entwickelten
sie das System der Suonen, frz. Bisses, das sind z.T. in den Fels gehauene,
z.T. mit abenteuerlichen Holzkonstruktionen versehene Wasserleitungen,
die wie ein Netz die hochalpine Region des Tales durchziehen und oft aus
den höchsten Bergregionen das kostbare Nass herabführen und
den Feldern Wasser auch in Trockenzeiten garantieren. Heute sind durch
die bereits erwähnten vielzähligen Stauseen und Rückhaltebecken
weitaus bessere Möglichkeiten zur Befriedigung der wasserfressenden
Zivilisation gefunden worden. Eine Reihe von Stauseen tragen erheblich
zur Bewässerung und Energiegewinnung des gesamten Landes bei. Neben
dem Lac de Dix sind v.a. die mit erheblichem Aufwand errichtete Staumauer
des Lac d'Emosson oberhalb der Trientschlucht und der Lac de Mauvoisin
im Val des Bagnes erwähnenswert. Gewaltige Mauern bis 287m Höhe
stauen ebenso gewaltige Wassermassen, die Strom produzieren und in einem
ausgeklügelten, im Berg verlaufenden, System miteinander vernetzt
sind. Die wissenschaftliche Erklärung der geringen Niederschlagmengen ist in den hohen Bergen zu suchen. Hier regnet es auf 4000m Höhe ab, bis zu 4m Regen fallen pro Quadratmeter jedes Jahr, das Tal bekommt allerdings nur etwa 1m/qm ab. In diesem z.T. subtropischen Klima gedeihen Früchte und Gemüse aller Art, die v.a. im Unterwallis in grossen Plantagen angebaut werden. Umrahmt wird dieses fruchtbare Tal vom ewigen Eis der 4000er-Gletscherriesen! Zur Sonne kommt der Wind: Er bläst z.T. sehr heftig wie sonst nirgends in der Schweiz. Die erwärmte Luft steigt tagsüber von den erwärmten Berghängen aufwärts, talaufwärts, abends nach Abkühlung wieder talabwärts, immer im Wechsel. Das beste Motorradwetter ist von Juli bis September, allerdings ist es teilweise noch bis in den November hinein z.T. bis 20°C warm! Die zuführenden Pässe sind etwa von Mitte Juni bis Mitte Oktober geöffnet, danach herrscht Wintersperre, bis auf den Simplon, der wird ganzjährig offengehalten. Wetterumschläge sind in den Alpen gefürchtet und können sich teilweise, ohne vorhersagbar zu sein, innerhalb von 15 Minuten von heissem Sommerwetter in Sturm mit Gewitter, Schnee und Hagel verändern. Auch mancher Einheimische musste das mit seinem Leben bezahlen. An geeignete Ausrüstung ist daher immer zu denken. Anhand der gigantischen Höhenunterschiede von teilweise 4000m hat das Wallis keine einheitliche Flora und Fauna. im mittleren und unteren Rhônetal herrscht ein mediterranes Klima, es gedeihen Steppengräser, Mandeln, Feigen, Zypressen und ein immerwährendes Grün aus vielen Sträuchern. Den Pfynwald zwischen Leuk/Susten und Sierre nennt man wg. seiner Vegetation auch die 'Provence der Schweiz'. Das Bild wandelt sich im Gebirge natürlich grundlegend, hier herrscht bis zur Baumgrenze, die etwa 400m über der der Alpennordseite liegt, bei etwa 1900-2200m der Hochwald mit Arven, Lärchen, Bergföhren, Kraut- und Straucharten vor. Tiefer gelegene Bereiche umfassen eine Vielzahl von Laubbäumen wie Birken und Espen und andere. Blumen erblühen in ihrer ganzen alpinen Vielfalt: Man findet neben den typischen Vertretern wie Alpenrosen, Enzian, Bergprimel und Gletscherwurz noch eine Vielzahl weiterer Pflanzen. Das abgeschiedenen Binntal beherbergt zum Beispiel mehr als 100 verschiedenen Bergblumenarten. Ab ca. 2100m kommen zunehmend neben Berggras nur noch Pionierpflanzen wie Moose und Flechten bis ca. 4000m vor. Die Almen, die alle in etwa auf 2000m liegen haben ein grosses Angebot an Kräutern und Blumen, man schmeckts im Käse! Ausser den Kühen, die ja in dieser Höhe nur Dank des Menschen überleben können, ist die Fauna entsprechend angepasst und je höher man kommt desto dünner ist die Besiedelung: Alpensteinbock und die Gemse, der Rothirsch, Rehe und Schneehase, sowie natürlich das Murmeltier tummeln sich hier, die am häufigsten unter den seltenen Vogelarten anzutreffenden Arten sind die Bergdohle und weitere Rabenarten, Steinadler, Auer- und Birkhühner sowie insgesamt noch ca. 60 weitere Arten. Im Wallis gibt es Giftschlangen, Vipern, man sollte darauf achten, wo man hintritt, v.a. sonnige Felsenplätze sind unter den Reptilien begehrt. Eine Unmenge Schmetterlinge lassen sich in der sommerlichen Sonne bewundern. Auch der Luchs wurde mit Erfolg wieder heimisch gemacht und der Wolf, als ein allerdings ungebetener, aus Italien eingewanderter 'Ausländer', ist ebenfalls seit kurzer Zeit wieder im Wallis anzutreffen. Problemlos ist das Miteinander zwischen Mensch und Tierwelt nicht: Während die Einen überhand nehmen (Rotwild), sind andere durch den langsam zum Problem werdenden Tourismus mit seinen auswachsenden Fun-Sportarten, die sowohl im Winter als auch im Sommer die Brutplätze und Aufzuchtgründe der Wildtiere belästigen, leider vom Aussterben bedroht. Es werden zwar Anstrengungen zum Erhalt unternommen, aber die fehlenden Arbeitsplätze der industrieschwachen Region, sowie immer neue Projekte in den Alpen, machen wenig Hoffnung, dass dieses fragile Paradies auf Dauer so bestehen kann. |