Brig im 19. Jahrhundert, vom Simplon aus gesehen
Ursprünglich war das Wallis von einer Steinzeitkultur bevölkert, bekannt seit etwa 6500 v. Chr., damals gab es schon einen stetigen Verkehr über den Theodul-, Simplon-, Albrun- und Gr. St. Bernhard-Pass. Bereits ab etwa 5000 v. Chr. wurde Ackerbau und Viehzucht betrieben. In der Bronzezeit, etwa 2500-800 v.Chr. wurde Bergbau nachgewiesen. Im 6. Jahrhundert v. Chr. siedelten Splittergruppen der indogermanischen Völkerwanderung im Rhônetal (Tylinger, Daliterner, Lemener), anschliessend wurden diese von den Römern besetzt, ca. 236-222 v. Chr. und nach deren vorübergehendem Abzug Kelten ansässig. Die Römer nannten das Tal schlicht Vallis, was übersetzt einfach nur 'dasTal' bedeutet. Keltischen Ursprung sind viele der heute noch gebräuchlichen Namen wie Goms=Mulde, Brig=Brücke, Leuk=die Weisse, Dala=die Trübe usw. Der oberwalliser Dialekt hat noch Wortanklänge an keltische, fränkische und burgundische Sprachschichten. Die Römer wurden kurzfristig verdrängt, kehrten aber unter Caesar mit dem Feldherrn Galba 57 v. Chr. zurück, brannten grosse Teile des Unterwallis nieder, eroberten aber erst unter Augustus 10 v. Chr. definitiv das Land. Octodurus, das heutige Martigny, diente ab 47 n. Chr. als Hauptstadt. Ab dem 5. Jahrhundert eroberten Burgunder das Wallis bis in die Gegend von Leuk, im Jahre 534 besiegten die Franken das Land und verleibten sich das Wallis vom Furka bis zum Genfer See als Gau in ihr Reich ein. Karl der Grosse liess in grossem Ausmass Strassen bauen, Felder anlegen, Wälder roden. Er sicherte auch dem Bischof von Sion weitgehende Autonomie und weltliche Rechte zu, die den Kanton bis in die Neuzeit geprägt haben. Nach dem Zerfall des mittelfränkischen Reiches kam das Wallis zu Burgund. Rudolf III. schenkte 999 dem Sittener (Sioner) Bischof das gesamte Land mit allen geistlichen und weltlichen Rechten, die Kirche war somit gleichzeitig weltliche Macht im Rhônetal. |
Die walliser Zendenrepublik bis 1798 |
Die Germanisierung
des Oberwallis vollzog sich in Etappen von etwa 300 bis Ende des 15. JH.
Nachdem die Burgunder romanisierte Germanen waren, erhielten sich die Alemannen,
die das Oberwallis besiedelten ihre germanische Kultur. In den Kämpfen
gegen die Feudalgeschlechter von Turn und Raron standen die Alemannen getreu
zu ihrem Bischof und erhielten nach dem Sieg weitgehende Freiheitsrechte.
So entstanden sehr früh bereits erste Genossenschaften und Gemeinden,
die sich zu Zenden, d.h. Bezirken, zusammenschlossen und mit der Zeit ziemlich
unabhängig wurden. Im Jahre 1628 wurde gar die freie 'Republik Oberwallis'
ausgerufen, gegen den Bischof, der sich mit der neuen Macht arrangieren
musste. Er verzichtete auf alle weltlichen Hoheitsrechte, der Staat wurde
nun von Landeshauptmann und Landrat unter der Leitung der Zenden regiert.
Das welsche Unterwallis war in Vogteien aufgeteilt und wurde, nicht immer
geschickt, als Untertanenland weiter verwaltet. |
Nach
der französischen Revolution erhob es sich gegen die oberwalliser
Diktatur und fegte in einem alles verbrennenden Feuersturm, unterstützt
von französischen Truppen, gegen die Unterdrücker. Südlich
von Sion und im Pfynwald wurden die Oberwalliser 1799 vernichtend geschlagen.
Dörfer, Kirchen, ja ganze Landschaften wurden geplündert und
gebrandschatzt. Für kurze Zeit erlaubten die Franzosen dem Wallis
die Selbstständigkeit, es entstand die 'Republik Wallis'. Nachdem
die ethnischen Querelen aber munter weitergingen, verleibte Napoleon den
Kanton als 'Departement du Simplon' einfach dem französischen Staat
ein. Die ehemals stolze 'Republik Wallis' war nun, ausgehungert und zerstört,
zum französischen Departement degradiert. Als militärische Verbindung
zum ebenfalls französisch besetzten Teil Oberitaliens wurde die Simplonstrasse
ausgebaut. Nach dem Sturz Napoleons vereinigte sich das Wallis 1814 und
wurde am 16. Juni 1816 als zwanzigster Kanton in die Eidgenossenschaft
aufgenommen. Weiterhin unterdrückten nun jedoch die mehrheitlich
Französischsprachigen ihre alemannischen Mitkantonisten, sodass mehrfache
Verfassungsänderungen nötig wurden, um ein gleichberechtigtes
Zusammenleben der Bevölkerungsgruppen zu ermöglichen. Zuletzt
erfolgte dies 1907. Auch wurde damals erst die deutsche Sprache der Französischen
gleichgestellt. Bis heute herrschte zumindest an der Oberfläche Frieden
zwischen den Kulturen, der durch jüngste Querelen bezüglich
behördlicher Zuständigkeiten jedoch gehörig gestört
ist, man denkt im Oberwallis bereits über einen eigenen Kanton nach.
Die politische Führung des Wallis ist konservativ geprägt. Ab Mitte des 19.Jh. setzte auch im Wallis das kommerzielle Denken ein. Man begradigte die Rhône, welche das Tal regelmässig verwüstet hatte und entsumpfte weite Teile v.a. des Unterwallis, sodass ca. 10.000 ha Kulturland gewonnen werden konnten, die bis heute für den ersten Platz unter den schweizer Kantonen bezüglich des Obst- und Gemüseanbaus sorgen. Ein weiterer Wirtschaftszweig wurde erschlossen, die Nutzung der Wasserresourcen zur Energiegewinnung. Gewaltige Stauseen wurden errichtet und grosse Kraftwerke zur Elektrizitätserzeugung gebaut. Als Wegbegleiterin wurde die Eisenbahn ab etwa Mitte des 19. Jh. durch das Rhônetal gezogen und die Anschlüsse über die nördlichen Talausgänge Anfang dieses Jahrhunderts fertiggestellt, sodass die klimabedingte Isolation der oberen Talschaft aufgehoben wurde. Hier sind v.a. der Simplon-Tunnel (1906), der Lötschberg-Tunnel (1913) und zuletzt der in den 80-ern des 20. Jh. fertiggestellte Furka-Basis-Tunnel zu nennen. Berühmte Züge, wie der Simplon-Orient-Express und der Glacier-Express befahren diese Strecken. Der Tourismus war anfänglich auf Orte wie Zermatt, Montana oder Arolla beschränkt und wuchs relativ spät. Trotzdem errichtete man, wie anderswo in den Alpen auch, Retortenstädte v.a. für den Wintersport. Allerdings gibt es gerade im Wallis noch reichlich unberührte Landschaft und abgeschiedene Talschaften. |