Lettland auf einen Blick: |
Hauptstadt
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Riga, die baltische Metropole
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Einwohner
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2,7 Mio
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Sprache/Verständigung
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Lettisch ist Amtssprache, russisch kann zwar jeder,
wird aber abgelehnt.
Mit Englisch kommt man v.a. in Tourismusbüros oder Hotels schlecht durch, deutsch wird kaum gesprochen |
Unterkunft
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Hotels, die den Charme der dreissiger Jahre verströmen
und für das, was sie bieten zu teuer sind waren leider eine Erfahrung,
die wir machen mussten. Quartiersuche langwierig, nach 'Viesnica' (Hotel)
Ausschau halten
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Strassenverhältnisse
Motorrad
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Hauptstrassen sind gut asphaltiert, Nebenstrassen sind
in der Regel Schotterpisten. Autobahnen gibt es nicht.
Auch in den Städten gibt es nur eine sparsame Beschilderung Lettland stellt wenig fahrerische Ansprüche.
Es herrscht wenig Verkehr. Viel ruhige Natur, viel Wald und von Landwirtschaft geprägte Landschaften. Motorradservice in Riga. |
Tankstellen
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Grosses Angebot an Markenbenzin, v.a. Neste und Statoil
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Essen und trinken
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Man serviert traditionell rustikale Gerichte mit Gemüse
in allen Varianten, v.a. Suppen. Zahlreiche Süsspeisen aus Beeren.
Typisch ist das dunkle selbstgebackene Brot. Sonst v.a. russische Küche.
Empfehlenswert sind Biere wie Cesis oder Aldaris
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Klima
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Mildes Seeklima an der Küste, stabiles Kontinenalklima
im Landesinneren, im Sommer sind häufige kurze Schauer nichts Ungewöhnliches,
die Sommer sind warm 17°-30°C
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Beste Reisezeit
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Juni (v.a. Juli/August) - September
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Feste und Feiertage
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Zur Hauptreisezeit:
14. Juni: Gedenktag der Opfer des Stalinismus 23./24. Juni: Johannistag |
Währung
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Lettische Lats ca. 1,15 Euro/1Lat
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Sehenswertes
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Kurland und die Ostseeküste, Landschaft pur, hier
viele attraktive Schotterpisten.
Riga: Non-plus-ultra der baltischen Städte, Jurmala: Ehemals mondäner Badeort |
Links
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siehe auch 'Reise-Infos' für weitere Informationen
wie Einreisebestimmungen, Zoll etc.
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Eine kurze Einführung: Lettland ist der zweitgrösste baltische
Staat. Er liegt zwischen Estland im Norden und Litauen im Süden.
Im Osten grenzt er an Russland und Weissrussland. Die Ostseeküste
verläuft sehr geradlinig im Gegensatz zur estischen Küste und
hat eine Ausdehnung von gerade 300 Kilometern. Die Nachbarschaft zu Russland
prägte die Geschichte Lettlands nachhaltig. Zum ersten Mal in ihrer
Geschichte erlangten die Letten ihre Unabhängigkeit 1918 nach dem
Ende des ersten Weltkrieges. Nichtsdestoweniger ist die Region eine alte
europäische Kulturlandschaft, die im Schnittpunkt zwischen Ost, West
und dem Norden vor allem im Handel eine bedeutende Rolle spielte. Die
Hauptstadt Riga ist ein beredtes Beispiel für diesen Abschnitt der
Geschichte Lettlands. Hier zeigen sich die vielfältigen kulturellen
Einflüsse und der Reichtum, der durch die ausgedehnten Handelsbeziehungen
in die damalige Welt erreicht wurde. Für den Handel und die Entwicklung
des Landes spielte der Fluss Daugava (Düna) eine bedeutende Rolle:
Schon vor einem Jahrtausend nutzten Letten, Russen und Skandinavier den
Wasserweg als Handelsstrasse in den Osten. Im 12. Jahrhundert ging von
Bremen die Christianisierung des Landes mit der Begründung von Niederlassungen
des Schwertbrüderordens aus. 1201 wurde Riga gegründet. Schon
1282 war sie Mitglied der Hanse und wurde schnell sehr wohlhabend, was
bis heute zu sehen ist. Mehr als ein Jahrhundert wehrten sich die Einheimischen
gegen die fremde Herrschaft, allein es war schliesslich vergebens und
nach und nach entstand ein Netz von Burgen des deutschen Ritterordens,
der es durch eine imperiale Politik verstand, das ansässige Volk
zu unterwerfen. Mit dieser Unterwerfung begann eine Zeit der abendländischen
Kultur und Integration. Allerdings hatte die normale lettische Bevölkerung
wenig Anteil an dem Aufschwung, denn die Führungsschicht ging entweder
in deutscher Vasallenschaft auf oder war deutsch fremdbestimmt. Sowohl
Recht, Amtssprache, Verwaltung und Bürgerschaftsmehrheiten in den
Zentren waren deutsch. Die Entwicklung auf dem Lande bestimmten adlige
Grundbesitzer, die ihre Rechte zunehmend bis zur Leibeigenschaft der Bauern
ausbauten. So standen der dünnen deutschen Führungsschicht aus
reichen Kaufleuten und Adligen eine verarmte und unterdrückte einheimische
Bevölkerung gegenüber. Ein wiedererstarktes Russland, Schweden
und Dänemark sowie Polen-Litauen führten verheerende Kriege,
die weite Teile des Landes verwüsteten und zu wechselnder Fremdherrschaft
führten. Verschiedene Herzogtümer entstanden, darunter Semgallen
und Kurland, die zeitweise recht mächtig waren. Im Kirchenstreit
setzte sich das Luthertum durch und es wurde vor allem unter schwedischer
Herrschaft Schulen zur Volksbildung gegründet. Im 19. Jahrhundert
gewannen nationale Bewegungen zunehmend an Bedeutung und nach der russischen
Revolution war es nur eine Frage der Zeit, bis sich ein junger lettischer
Nationalstaat von der russischen Okkupation emanzipierte. Doch der Traum
währte nur kurz. Der Hitler-Stalin-Pakt bereitete den jungen baltischen
Staaten ein jähes Ende und es begann 1940 eine blutige Dekade, die
von Deportation, Krieg und Zerstörung geprägt war. Die 700 jährige
deutsche Geschichte im Baltikum wurde durch die Heimholungsaktion des
österreichischen Gefreiten beendet. Während des Krieges hausten
hier die deutschen Sonderkommandos bezüglich der Judenvernichtung
auf besonders barbarische Weise. Wie in den anderen baltischen Staaten
beteiligten sich auch die Letten tatkräftig am Genozid, was bis heute
ein Tabu ist. Nach dem zweiten Weltkrieg erfolgte die staatliche Gleichschaltung.
Man versuchte in einem verzweifelten, andauernden Partisanenkrieg über
Jahre hinweg, das Joch abzuschütteln. Zehntausende verliessen das
Land, wurden deportiert oder umgebracht. Ein Kapitel, das bis heute das
Verhältnis zu Russland erheblich belastet. Und das, obwohl in Lettland
die grösste Zahl an russischer Bevölkerung des Baltikums lebt.
Ca. 53% der 2,7 Millionen Bewohner Lettlands sind Letten, der Rest sind
Russen, Weissrussen und Ukrainer aus der Zeit der sowjetischen Kolonialisierung.
In bestimmten Regionen sind die Letten sogar in der Minderheit. So sind
nur etwa 40% der Einwohner Rigas Letten. Das Land, das etwa eine Fläche
der drei Beneluxländer bedeckt, ist sehr dünn besiedelt, nur
etwa 30% der Einwohner leben auf dem Land. Lettland beherbergt neben der
Millionenmetropole Riga, die ein faszinierendes Abbild der wechselvollen
Geschichte ist, eine liebliche Hügellandschaft mit über 2000
Seen. Gesprochen wir lettisch, das eine eigene indoeuropäische Sprache
ist, eine Verständigung mit den Nachbarn ist ohne eine dritte Sprache
mithin nicht möglich. Man trifft selten Menschen, die deutsch oder
englisch sprechen. Der Konflikt zwischen den entmachteten Russen und den
Letten ist auch für den Reisenden durchaus spürbar. So wurden
wir mehrfach Zeugen von Auseinanderstzungen, die allerdings lediglich
verbal waren. Die wirtschaftliche Entwicklung ist schwierig und Lettland kämpft, wie die anderen baltischen Staaten auch, gegen eine hohe Arbeitslosigkeit und für die Etablierung stabiler politischer und wirtschaftlicher Verhältnisse. Der Weg in die EU wird besonders steinig werden. Aufgrund der Geschichte lehnen viele Letten eine Annäherung an die EU und, wie sie glauben, damit an Deutschland ab. Auffällig fand ich die teilweise total resignierte Haltung vieler Russen, die wir trafen, ihrer Situation gegenüber. Ein schwieriges Problem, zu dessen Lösung man den Letten nur Erfolg wünschen kann, was allerdings durch die andauernde Diskriminierung der ehemaligen Mitbürger, denen man bis heute die Staatsbürgerschaft verwehrt, nicht eben leichter wird. Lettland ist am 1. Mai 2004 der EU beigetreten. |